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Diskussion mit Sozialsenatorin Ansprüche an Westbad-Neubau sehr unterschiedlich

In Gröpelingen diskutierten fast 100 Interessierte mit Sozialsenatorin Anja Stahmann und Bäder-Chefin Martina Baden über das zukünftige Westbad. Die Ansprüche an den Neubau sind dabei sehr unterschiedlich.
22.10.2018, 14:56 Uhr
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Ansprüche an Westbad-Neubau sehr unterschiedlich
Von Anne Gerling

Ist bei den Planungen für den Westbad-Neubau über die Köpfe vieler Schwimmbad-Besucher hinweg entschieden worden? Nachdem es entsprechende Kritik inklusive einer langen Unterschriftenliste gab, ist jetzt noch einmal ein Anlauf zur Beteiligung aller Nutzergruppen am Planungsprozess gemacht worden: Sozial- und Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) und Martina Baden, Geschäftsführerin der Bremer Bäder, sammelten im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen (Na‘) Bedenken, Anregungen und Wünsche.

Möglich wurde dies, weil sich der erste Entwurf überholt hat: Der Untergrund macht eine neue Baukonstruktion notwendig und der mit dem Entwurf beauftragte Architekt war abgesprungen. Das Vorhaben wird deshalb noch einmal neu ausgeschrieben.

In diesem Zuge ist die bisherige Planung überarbeitet worden. Im Rahmen des Bäderkonzepts sind aus Stahmanns Sicht dabei verschiedene Erweiterungen möglich. „Wir haben drei ganz wichtige Punkte“, sagt sie. So solle das Lehrbecken von 75 auf 100 Quadratmeter vergrößert werden und das große Becken einen Hubboden bekommen, mit dem die Wassertiefe vermindert werden kann: „Schwimmanfänger haben damit – neben dem Kursbecken – ein weiteres Becken zum Üben in sicherer Wassertiefe.“ Außerdem werde entgegen dem Wunsch vieler Nutzer zwar weiterhin vorerst keine Sauna eingeplant, aber: „Der Bau ist so konzipiert, dass eine Sauna sich nachrüsten lässt, sofern die erforderlichen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden.“

18,5 Millionen Euro stünden bereit, sagt Stahmann, die gerne so schnell wie möglich bauen möchte. Nämlich von 2020 bis 2022. Denn die Zeit drängt: Das Westbad ist in schlechtem Zustand und praktisch täglich vom Ausfall bedroht, der Eltern-Kind-Bereich musste bereits geschlossen werden. Für die weitere Planung wollte die Sozialsenatorin nun noch einmal alle Anregungen aufnehmen. Dabei gebe es aber auch Grenzen, so Stahmann: Die Eislaufhalle Paradice und das Freibad bleiben und werden baulich mit dem Neubau verbunden.

Schwimmverband drückt aufs Tempo

Ein baldiger Baubeginn liegt auch den Vertretern mehrerer Nutzergruppen am Herzen. So zum Beispiel Landesschwimmverband-Präsident Stephan Oldag, der den nun geplanten Neubau aus Sicht der Schwimmvereine für grundsätzlich geeignet hält. „Bitte baut endlich“, unterstreicht er und warnt vor jedem zusätzlichen Jahrgang, dem im Stadtteil durch einen plötzlichen Ausfall womöglich kein Bad zur Verfügung steht: „Dadurch wird sich der jetzt schon große Anteil der Kinder, die nicht schwimmen können, drastisch weiter erhöhen.“

Karoline Müller, Geschäftsführerin des Landessportbunds, ergänzt: „Das Schwimmbad ist nicht nur Sportstätte, sondern auch Begegnungsstätte. Wenn es geschlossen wird, ist das für uns der Super-Gau, es wird generationsübergreifend den gesamten Stadtteil treffen.“ Bernd Haar, Vorsitzender der Rheuma-Liga, meint: „Wir bekommen ein größeres Kursbecken, das reicht für die klassische Kursgröße von 15 Leuten. Auch warmes Wasser, Duschen und Umkleiden für mobilitätseingeschränkte Nutzer und Barrierefreiheit wurden uns zugesagt. Das funktioniert für uns.“ Kai Melzer vom Schwimmverein Weser und DLRG-Präsident Martin Reincke finden die Eckdaten ausreichend. „Ich spreche regelmäßig mit anderen Landesverbänden über das Bädersterben. Im Durchschnitt werden 80 Schwimmbäder im Jahr geschlossen. Wenn die Politik in Bremen es schafft, zwei Bäder zu erhalten, dann ist das gut“, so Reincke.

Es gibt aber auch andere Stimmen. Rainer Possitt vom Gesundheitstreffpunkt West (GTP) etwa sagt: „Alle Lehrer und Fachleiter, mit denen ich gesprochen habe, sind der Meinung, dass die Planung nicht ausreicht.“ So stehe für ihn fest, dass die jetzige Planung weder für den schulischen Schwimmunterricht noch für das bisherige Kursangebot ausreichend sei. „Das finde ich eigentlich nicht hinnehmbar“, unterstrich er unter Applaus. Denn, wie Günther Schminke vom TV Bremen-Walle feststellte: Das zukünftige Lehrschwimmen wird wegen seines abfallenden Bodens nicht mehr als Kursbecken genutzt werden können.

„Ich bin sehr gespannt, nach welchen Kriterien in dem einzigen Kursbecken, das bleibt, dann die Zeiten vergeben werden“, sagt dazu Gerd Schweizer, Vizepräsident des Turn- und Rasensportvereins (Tura). Er war nicht unter den geladenen Rednern und meldete sich deshalb aus dem Publikum zu Wort. Viele Turaner müssten für Sportarten am und auf dem Wasser das Schwimmen erlernen, unterstreicht er: „Hier gibt es nun starke Kürzungen. Was mich außerdem kräftig stört: Das Bad ist langweilig, Kinder werden dort nicht hingehen und werden sich also nicht ans Wasser gewöhnen. In der Ausschreibung war das Konzept ein Stadtteilbad. Kinder, Spaß, kulturelle Begegnung – das alles kommt mir hier deutlich zu kurz.“ Diese Sichtweise teile sie definitiv nicht, machte Anja Stahmann deutlich – den Leserbrief an den Weser-Kurier aber, in dem sich Anfang Oktober mehrere Schwimmlehrer zu Wort gemeldet hatten, werde sie aufnehmen: „Es ist wichtig, den direkten Blick aus der Praxis zu hören.“

Die von den Zuhörern aufgelisteten gut 60 Stichpunkte werden geprüft und dem Architekten übergeben, sagt Martina Baden. Die Diskussion werde 2019 fortgesetzt. Unter anderem wurden niedrigere Eintrittspreise vor allem für Kinder, Frauen-Schwimmtage, tiefere Becken und eine Sauna gewünscht. „Über die Eintrittspreise wird die Bürgerschaft diskutieren. Wir reden viel über soziale Teilhabe, da ist das ein wichtiges Thema“, so Stahmann.

Weitere Informationen

Unter www.bb-bauen.de soll zukünftig regelmäßig über die weiteren Schritte informiert werden.

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