Noch steht das alte Stallgebäude aus roten Backsteinen mit dem lang gezogenen Dach leer. Das wird sich ändern. In wenigen Wochen rücken die Bagger an auf dem Lahrshof in Arsten, um ihn um- und auszubauen. Aus dem ehemaligen Bauernhof wird Bremens drittes Hospiz. Im Frühjahr 2020 sollen hier die ersten Gäste einziehen.
„Wir haben lange überlegt, aber wir wissen, dass der Bedarf da ist“, sagt Johannes Foppe, Geschäftsführer der Zentrale für private Fürsorge (ZFPF), die das Hospiz betreiben wird. Ihr gehört auch das Hospiz Brücke mit acht Plätzen in Walle, der Lilge-Simon-Stift in Bremen Nord mit ebenfalls acht Plätzen ist eine Einrichtung der Johanniter. Mit dem Lahrshof hat Bremen dann in Zukunft 24 Plätze für Menschen, die so krank sind, dass keine Therapien mehr helfen, und die nicht im Krankenhaus oder zu Hause sterben möchten.
Etwa 180 Menschen pro Jahr verbringen ihre letzten Wochen im Hospiz Brücke, die Warteliste ist laut Foppe insgesamt noch mal so lang, was bedeutet, dass durchschnittlich jeweils um die 20 Menschen auf einen Platz hoffen. Die meisten von ihnen sind Krebspatienten, die die Nachricht „austherapiert“ bekommen haben. Darunter sind alte wie junge Menschen. „Die meisten sind jünger als 60“, sagt Foppe.
„Wir möchten allen, die den Wunsch haben, ihren letzten Lebensabschnitt in einem Hospiz zu verbringen, das auch ermöglichen“, sagt Norbert Wellbrock, Vorstandsvorsitzender der ZFPF. Deshalb sei man schon länger auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein neues Hospiz gewesen. Ein Neubau sollte es aber nicht sein, wegen der Atmosphäre. „Die ist in einer alten Villa wie in Walle einfach anders. Man kann es nicht erklären, aber es ist so, man muss das einfach erleben“, sagt Foppe.
Bedingung für den Verkauf: Der Hof muss erhalten bleiben

Architekt Wolfgang Weiß (stehend) stellt vor, wie der Lahrshof nach dem Umbau aussehen wird. Im Vordergrund ist das Modell zu sehen.
Der Tipp, dass die Besitzerin des Hofes verkaufen wolle, kam schließlich von einer Mitarbeiterin aus dem eigenen Haus. „Die Bedingung war, dass der Hof erhalten bleibt, und das machen wir.“ Umgebaut wird er aber schon, unter anderem wird das Dach des Stalles geöffnet und eine Glaspartie eingesetzt.
Acht Zimmer mit jeweils rund 30 Quadratmetern plus Terrassenzugang wird es geben, dazu einen Begegnungsraum und in einem separaten Gebäude ein Appartement für Angehörige sowie eines für die Verwaltung. Außerdem bekommt auch der Ambulante Palliativdienst, den die ZFPF zusammen mit dem Klinikum Links der Weser anbietet, auf dem Gelände einen festen Standort. Betreut werden sollen die Kranken von einem Team aus rund 30 Festangestellten, unterstützt von voraussichtlich rund 40 ehrenamtlichen Helfern.
Rund 3,8 Millionen Euro kalkuliert die ZFPF für die Baukosten – je nach Entwicklung der Lage auf dem Markt werden es am Ende mehr oder weniger. Für die Inneneinrichtung kommen etwa 250 000 Euro hinzu, diese Summe soll über Spenden eingeworben werden. Die Architekten sind mit Wolfgang Weiß und Annette Hamm dieselben, die auch schon das Hospiz Brücke umgebaut und gestaltet haben. „Der Bauantrag ist gestellt, ich hoffe, das wird schnell entschieden“, sagt Foppe.
Patenschaft mit persönlichem Hintergrund
Als Pate des neuen Hauses engagiert sich Ludwig Evertz, Sportchef bei Radio Bremen. Er weiß, wie es ist in einem Hospiz, sein an Knochenkrebs erkrankter Sohn starb 2011 nach 31 Tagen in der Brücke in Walle. Seinem Sohn hat der Journalist versprochen, sich sein Leben lang als Botschafter für diese Art von Sterbebegleitung einzusetzen. „Hauke hat das Hospiz als Geschenk empfunden“, sagt Evertz, „er nannte es ,mein Fünf-Sterne-Zimmer‘.“
Dass es bald mehr solcher Plätze in Bremen geben wird, ist für Evertz „die schönste Nachricht des Jahres“. „Dort wird grandiose Arbeit geleistet. Ein Hospiz ist ein Segen für die, die sterben müssen und für ihre Angehörigen“, sagt Evertz. Der Umgang mit den Themen Tod und Sterben hat sich laut Foppe in den vergangenen Jahren verändert. „Wenn ich früher beim Small Talk oder auf Empfängen erzählt habe, was ich mache, waren alle plötzlich weg. Inzwischen ist Hospiz kein Tabuthema mehr.“
Weitere Informationen
Die Konto-Verbidung für Spenden für das neue Hospiz: Hospiz Arsten, IBAN DE05 2907 0024 0884 5018 01, Deutsche Bank.