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Alex Hartung bei "The Voice of Germany" Aus dem Wandschrank auf die Talentshow-Bühne

Wenn Alex Hartungs Handy klingelt und „Rea Garvey“ auf dem Display steht, dann mag der 24-Jährige aus Bremen-Blumenthal seinen Augen nicht trauen. Er erlebt gerade wie es ist, bekannt zu werden.
20.11.2014, 17:30 Uhr
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Aus dem Wandschrank auf die Talentshow-Bühne
Von Patricia Brandt

Wenn Alex Hartungs Handy klingelt und „Rea Garvey“ auf dem Display steht, dann mag der 24-jährige Bremer seinen eigenen Augen nicht trauen. Garvey ist sein Coach, der angehende Student erlebt gerade wie es ist, mit einer Talentshow bekannt zu werden. In dieser Woche bereitet er sich in Berlin auf die TV-Liveshows von „The Voice of Germany“ vor.

„Ich habe gerade zum ersten Mal die Bühne gesehen“, berichtet Alex Hartung etwas atemlos am Telefon, „die zieht Dir die Schuhe aus. Du fühlst dich darauf wie ein Zwerg.“ Mindestens 1000 Zuschauer passten ins Berliner Studio Adlershof, redet er aufgeregt weiter. Vor seiner Fernsehkarriere ist der Hiphopper aus dem Bremer Stadtteil Blumenthal noch nie vor mehr als 30 Leuten aufgetreten. Alex Hartung macht erst seit drei Jahren Musik – meistens in einem Wandschrank, den er mit Schaumstoff ausgelegt und zu einem Aufnahmeraum umfunktioniert hat.

Fettes Lob von Smudo und Samu Haber

Bereits am Sonntag ist der 24-Jährige mit dem Fernreisebus von Bremen-Nord nach Berlin aufgebrochen. Seine Freundin sei zum zweiten Mal „mit am Start“, wie Alex Hartung formuliert. Auch sein Cousin, dessen Frau und die Eltern seines bestens Freundes, der gerade in Amerika sei, seien wie schon bei der ersten Entscheidungsrunde wieder mit von der Partie. Bei dieser Blind Audition hatte Alex Hartung ganz Deutschland überrascht. Er war der erste Hiphopper, der alle Coaches in der Talentshow überzeugen konnte. Es gab fettes Lob von Smudo und Samu Haber.

Wer von Alex Hartungs Familie nicht mit im Studio sein kann („Meine Schwester macht gerade Abitur“), drücke am Fernsehschirm die Daumen, berichtet der Rapper. Besonders sein jüngster Bruder (12) sei mächtig stolz auf ihn. „Er kann alle Lieder mitrappen. Aber ich weiß nicht, ob man ihm glaubt, wenn er erzählt, dass ich jetzt bei den Liveshows von The Voice of Germany bin“, sagt Alex Hartung.

Eher Tiefstapler als Angeber

Der Bremer ist eher Tiefstapler als Angeber: „Ich glaube, ich habe von allen Voice-of-Germany-Teilnehmern das wenigste Talent“, hat er neulich im Interview gesagt. Dabei wird der Blumenthaler in Internetbeiträgen gern mal als der deutsche Eminem bezeichnet. Fast zwei Millionen Klicks hat das offizielle Youtube-Video des Senders, in dem Alex Hartung „Lose Yourself“ singt. „Sympathisch wie Hundebabies, cool wie Rap-Gott Eminem“, hat einer vom Sender darunter getextet.

Im Internet hat Alex Hartung, der nach eigenem Bekunden so „08/15“ aussieht, dass ihn niemand auf der Straße erkennt, auch einen Fanklub. Ein Umstand, der ihn selbst offenbar am meisten verblüfft: „Das ist total verrückt.“

"Lieb und nett ist er"

Seine offene, freundliche Art trägt ihm viel Zuspruch ein. „Lieb und nett ist er“, meinen sogar seine Kritiker. Nur eine „Voice“ habe er nicht, lästern einige. Alex Hartung setzen solche Beiträge zu. Er ist ein harter Rapper mit weichem Kern: „Tränen in meinem Gesicht, als ich das hier schrieb“, rappt der Typ mit den blauen Augen und dem Waschbrettbauch in seinem neuesten Song, den er gerade für seine Fangemeinde mit einem selbst gedrehten Video (Alex beim Gewichtheben) ins Netz gestellt hat: „Das hier ist kein Lied, eher so was wie ein Brief – den ich an jeden von Euch schrieb. Krass, was in den letzten Monaten hier so passiert ist...“, heißt es darin. Alex Hartungs Message: Träume können wahr werden, wenn man hart genug dafür arbeitet.

Eigentlich wollte der gebürtige Oldenburger nach dem Abitur an der Oberschule an der Eggestedter Straße und einer Ausbildung zum Industriekaufmann gerade mit einem Lehramtsstudium beginnen, musste sich wegen The Voice of Germany aber schon entschuldigen, zurzeit nicht an den Vorlesungen teilnehmen zu können: „Ich hatte wohl die ungewöhnlichste Ausrede, die die je bei der Uni Bremen gehört haben.“

Lampenfieber ist kein Thema

Wie geht es ihm jetzt in Berlin, kurz vor dem Auftritt, den diesmal auch die Zuschauer bewerten dürfen? „Lampenfieber habe ich nicht. Es ist eher Vorfreude. Ich fühle mich wie mit sieben Jahren vor der Bescherung“, sagt er lachend. Im Hintergrund johlen ein paar Kandidaten. Die Talente sitzen im Auto, auf dem Weg schon zum nächsten Interview. „Ich war gestern erst nach 23 Uhr im Hotel, die Tage sind hier so voll gepackt“, meint Alex Hartung noch.

Wenn Alex Hartung am heutigen Freitagabend auf der Bühne steht, hat er eine arbeitsreiche Woche hinter sich. Er muss zwei unterschiedliche Lieder á 40 Sekunden vorbereiten. Jeder Viertelfinalist wird in der Show erst solo, dann gemeinsam mit einem weiteren Talent seines Teams in sogenannten Live-Clashes auftreten. „Das müssen wir üben, vom Timing her .“ Dazu kommt die Choreografie. „In meinem Wandschrank konnte ich mich ja nicht bewegen“, scherzt der Musiker. Sein Outfit für den Auftritt stehe auch schon fest: „Ich bin froh, dass ich mich nicht verstellen und einen pinkfarbenen Nadelstreifenanzug oder so tragen muss.“ Stattdessen wird der Rapper auf der Bühne so herum laufen wie immer: in Jeans und Turnschuhen.

"Lass dich überraschen"

Mit welchen Songs Alex Hartung auftritt, will oder darf er nicht verraten. Das wird bei dem Gespräch nicht klar. „Lass dich überraschen“, ruft er fröhlich in die Sprechmuschel. Er klingt in Berlin anders als in Bremen, aufgekratzter. Seinem Coach, dem irischen Sänger Rea Garvey, jedenfalls gefalle der Auftritt. Er hätte ja immer gedacht, die prominenten Coaches kämen nur zu den Proben, wenn die Kameras mitlaufen, meint Hartung. Aber so sei das gar nicht. „Rea Garvey kennt sogar meinen Namen!“ Daran muss man sich wohl erst gewöhnen. Wenn ihn Rea Garvey anriefe, denke er immer erst: „Mist, wer hat sich auf meinem Handy eingehackt und will mich veräppeln?“

Wer dem Titel „The Voice of Germany“ näher kommt, entscheiden an diesem Freitag ab 20.15 Uhr in Sat 1 die Zuschauer per Telefon oder SMS-Voting und die Coaches. Jeder Coach hat 100 Prozentpunkte, die er auf zwei Talente verteilen kann.

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