Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bahnverkehr im Nordwesten Bremen stellt 50 Millionen Euro für Züge bereit

Rund 50 Millionen Euro muss Bremen aufwenden, damit ab 2024 neue Züge auf dem Bahnnetz im Nordwesten fahren können. Der Senat wird dieses Geld voraussichtlich in der kommenden Woche bereitstellen.
16.07.2022, 04:30 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Bremen stellt 50 Millionen Euro für Züge bereit
Von Jürgen Theiner

Ab Ende 2024 sollen sie fahren, jetzt stellt Bremen auch das nötige Geld für die neuen Regionalzüge bereit, die im sogenannten Expresskreuz Bremen-Niedersachsen (EBN) die roten Doppelstockwaggons der Deutsche Bahn AG samt ihrer Lokomotiven ersetzen werden. Voraussichtlich am kommenden Dienstag fasst der Senat einen entsprechenden Beschluss. Insgesamt müssen Bremen und Niedersachsen als Träger des Nahverkehrs gut 424.000.000 Euro für die neuen Züge sowie 30 Millionen Euro für eine Instandhaltungswerkstatt ausgeben. Der Bremer Anteil beträgt gut 50 Millionen Euro, wobei die Hansestadt den weitaus größten Teil über sogenannte Regionalisierungsmittel vom Bund erstattet bekommt.

Das Expresskreuz Bremen-Niedersachsen ist eine Bezeichnung für den Regionalverkehr auf den Linien zwischen Osnabrück, Hannover und der Küste. Bremen bildet das Zentrum, über das diese Schienenstränge führen. Wer die Personenbeförderung in diesem Netz ab 2024 übernimmt, steht noch nicht fest. Gegenwärtig ist es die Deutsche Bahn. In einem ersten Schritt hatte die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) Niedersachsen bereits die Lieferung von 34 Elektrotriebzügen für das Expresskreuz samt Wartungsinfrastruktur ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt der Bahnhersteller Alstom, der das rollende Material überwiegend in seinem Werk in Salzgitter herstellen wird.

Die neuen Züge vom Typ "Coradia Stream High Capacity" bestehen aus vier Fahrzeugeinheiten – jeweils zwei Steuerwagen und zwei Mittelwagen. Zusätzlich werden 18 weitere Mittelwagen geliefert, um die Züge je nach Fahrgastaufkommen auf bis zu sechs Einheiten zu verlängern. Bremen und Niedersachsen haben sich über die LNVG eine Option für zusätzliche zwölf Triebzüge gesichert. Also für den Fall, dass die vorhandenen Nahverkehrsangebote in den kommenden Jahren ausgeweitet und bestehende Takte verdichtet werden sollen, zum Beispiel auf der Strecke Bremen-Hannover, wo 30-Minuten-Intervalle angedacht sind.

Eigentümerin der neuen Fahrzeuge, die eine Lebensdauer von 30 Jahren haben sollen, bleibt die LNVG. Die künftigen Betreiber des Schienenverkehrs auf den EBN-Strecken müssen diese neu beschafften Elektrotriebzüge benutzen, egal ob bei der noch laufenden Ausschreibung wieder die Deutsche Bahn AG oder andere Interessenten den Zuschlag erhalten.

Lesen Sie auch

Als heikel gilt weiterhin die Frage, wo die zentrale Instandhaltungswerkstatt für das Expresskreuz entstehen soll. Alstom hat dafür ein Gelände der Hafeneisenbahn auf Höhe der Straße Reitbrake in Aussicht genommen. Doch im Ortsteil und darüber hinaus gibt es Widerstand. Zum einen wegen befürchteter Lärmemissionen, zum anderen wegen der Historie des Areals. Dort wurden sterbliche Überreste sowjetischer Kriegsgefangener aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs entdeckt. Die entsprechenden Grabungen der Landesarchäologie auf dem Gelände dauern seit dem Spätsommer 2021 an, und noch ist offen, wann sie abgeschlossen und ausgewertet sein werden – und was das dann für die Zukunft der Fläche bedeutet. Parlamentarische Gremien wurden deshalb auch noch nicht mit der Frage befasst, ob das Areal an Alstom verkauft werden soll. Bevor dort eine Bahnwerkstatt errichtet werden kann, müsste zudem ein Planfeststellungsverfahren ablaufen. Zuständig ist die Verkehrsbehörde von Senatorin Maike Schaefer (Grüne).

Ob die politischen Entscheidungen, förmlichen Verwaltungsverfahren und der anschließende Bau des Instandhaltungskomplexes innerhalb der noch verbleibenden zweieinhalb Jahre bis zum geplanten Neustart des Expresskreuzes zu leisten sind, ist eine Frage, die von Monat zu Monat drängender wird. Alstom hält nach den Worten seines Sprechers am Standort Reitbrake fest. Die Pläne hätten "aus heutiger Sicht nach wie vor Bestand", sagte Unternehmenssprecher Stefan Brauße dem WESER-KURIER.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)