Neuer Fund auf dem früheren Friedhof für sowjetische Kriegsgefangene an der Reitbrake: Bei den Grabungen sind fünf Holzsärge ans Tageslicht gekommen. Laut Landesarchäologin Uta Halle befanden sich in den Särgen aber keine Skelette. Stattdessen konnten ein Portemonnaie und ein Feuerzeug sichergestellt werden. Ob die beiden Fundstücke von den bestatteten Kriegsgefangenen stammen, ist noch unklar – sie könnten auch bei der Exhumierung verloren worden sein.
Wie Uta Halle am Rande der Eröffnung der Ausstellung "Bremen, Geschichte, Welterbe" mitteilte, sind die Archäologen im April auf den ersten von fünf Särgen gestoßen. Dabei handelt es sich um einfach gezimmerte Holzkisten. Bislang gab es keinerlei Hinweise darauf, dass sowjetische Kriegsgefangene auf dem Reitbrake-Areal in Särgen bestattet wurden. Warum das in Einzelfällen offenbar doch geschehen ist, stellt die Fachleute vor ein Rätsel. Es ist nicht vorgesehen, die Särge zu bergen.
Elf Skelette gefunden
Seit August 2021 wird das ehemalige Friedhofsgelände in Oslebshausen untersucht. Dabei konzentrieren sich die Archäologen auf den einst umzäunten Bereich von 3500 Quadratmetern. Davon müssen Uta Halle zufolge noch 400 Quadratmeter durchkämmt werden. Nach letztem Kenntnisstand sind elf vollständige Skelette und 85 Erkennungsmarken gefunden worden.
Der Umgang mit dem ehemaligen Friedhof ist umstritten. Die Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu wie auch das Bremer Friedensforum setzen sich für eine Gedenkstätte an Ort und Stelle ein. Der Senat um Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) zieht es vor, einen Erinnerungsort auf dem Friedhof Osterholz als der zentralen Bremer Kriegsgräberstätte zu schaffen.
Der Friedhof an der Reitbrake wurde 1941 angelegt. Wie viele sowjetische Kriegsgefangene, teils auch Zwangsarbeiter bis Kriegsende auf dem Gelände beerdigt wurden, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen. 1948 wurden 446 Leichen exhumiert und auf den Osterholzer Friedhof umgebettet.
Eine besondere Brisanz erhält das Thema durch die Planungen für eine Bahnwerkstatt auf dem früheren Friedhofsgelände. Nach Senatsangaben soll erst nach Abschluss der Grabungen auf Grundlage der Auswertung eine endgültige Entscheidung fallen. Die Gegner der Bahnwerkstatt argwöhnen allerdings, dass in Wahrheit schon längst Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Wann die Grabungen voraussichtlich abgeschlossen sein werden, lässt sich nach Angabe der Landesarchäologin nicht vorhersagen. "Es dauert so lange, wie es dauert", erwidert Halle routinemäßig auf diese Frage.