Das Verhältnis zwischen Baugesellschaften und Bauamt Bremen-Nord ist nicht immer spannungsfrei. Das soll sich ändern – möglichst schnell. Eine Grundlage dafür sollte in dieser Woche gelegt werden. In einer Veranstaltung des Wirtschaftsrates Bremen-Nord ging es um die Bausituation in der Region.
Bremen-Nord. Es gibt viel zu tun, und die Beteiligten möchten es anpacken. Das war die Kernaussage, mit der eine Veranstaltung des Wirtschaftsrates Bremen-Nord endete. Eigentlich sollte es im Vortrag von Maximilian Donaubauer, Leiter des Bauamtes Bremen-Nord, um die Bausituation im Stadtbezirk und die weitere Entwicklung gehen. Doch schnell rückten die Probleme von Projektträgern, Bauträgern und Investoren mit der Behörde in den Mittelpunkt der anschließenden Diskussion.
Wie sehr das Thema Bau- und Stadtentwicklung den Menschen unter den Nägeln brennt, zeigte die Resonanz auf die Einladung des Wirtschaftsrates. Statt der 20 angemeldeten drängten sich im Kapitänszimmer des Havenhauses rund 50 Besucher. Ihnen machte Donaubauer deutlich, dass Stadtentwicklung in Bremen-Nord vielschichtig sei. Und dass es um Entwicklung in mehreren Teilbereichen gehe. So lautet auch die Einschätzung der entsprechenden Arbeitsgruppe im Bürgermeister-Arbeitskreis Bremen-Nord.
Im Bereich Wohnungsbau möchten sich die Planer auf die Entwicklung des ehemaligen Dewers-Geländes (das Areal zwischen Rönnebecker Hafen und Weserhang), die ehemalige Tauwerkfabrik beziehungsweise das heutige Grohner Grün, das Hartmannsstift, die Billungstraße und den Lesum-Park konzentrieren. Hinzu kommen Projekte in der sogenannten zweiten Reihe wie das Gelände an der Ecke Zollstraße/Aumunder Feldstraße. Für die Gewerbeflächen soll es in erster Linie auch um den Lesum-Park und das BWK-Gelände gehen. Hinzu kommen Infrastrukturmaßnahmen, Investitionen in Bildungs- und Sozialeinrichtungen und einiges mehr.
Dass sich etwas tun soll, fand die einhellige Zustimmung der Besucher, und dafür dankten sie Donaubauer in den Wortbeiträgen auch ausdrücklich. Doch vor allem die Vertreter der Wohnungswirtschaft, von Bauträgern und Projektentwicklern klagten dem Bauamtsleiter ihr Leid. "Wo es Sinn macht zu bauen, trifft man auf Widerstände", sagte zum Beispiel Olaf Mosel, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Nordbau, die unter anderem "Gerd 67" an der Gerhard-Rohlfs-Straße realisiert. Rainer Küchen, Vorsitzender des Wirtschaftsrates, wollte von Donaubauer wissen, warum der Dialog zwischen Investoren und dem Bauamt so zäh sei.
Ein neuer Anfang
Architekt Philipp Romeiser setzte eins drauf: Der Paragraf 34 des Baugesetzbuches, der mit "Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile" überschrieben ist, werde "eher genutzt, um etwas zu verhindern". Das bedeutet zumindest aus der Sicht der Besucher, das Bauamt verhindere Investitions- beziehungsweise Bauvorhaben, obwohl sie vom Bebauungsplan her zugelassen sind. "Auf was kann ich mich dann verlassen, wenn nicht auf einen Bebauungsplan?", fragte Mosel Donaubauer etwas provokant.
Wirtschaftsrat-Chef Küchen ging einen Schritt weiter: Angesichts der Tatsache, dass die Investoren in Bremen-Nord nicht gerade Schlange stünden, müsse die Behörde auf sie zugehen. Die Behörde beziehungsweise die Mitarbeiter könnten sich nicht wie früher zurücklehnen und Investoren aus der Wirtschaft oder Privatleute von oben herab behandeln. Küchens Appell: "Wir haben keine Zeit, über Paragrafen zu diskutieren." Er befürchte, dass Bremen-Nord bis 2020 noch mehr Einwohner verlieren und sogar unter die Marke von 95000 rutschen könnte.
Diesen Ball nahm Donaubauer auf. Er berichtete von der sogenannten Task Force für Bau und Stadtentwicklung. Diese Gruppe soll sich darum kümmern, akute Probleme aus dem Weg zu räumen. Daran angelehnt möchte der Bauamtschef mit den Vertretern der Wohnungswirtschaft weiter ins Gespräch kommen. Das freute Wir-Chef Küchen: "Heute Abend ist ein Anfang gemacht."