Blumenthal führt die Tabelle an. Nach dem Bremer Baulückenkataster gibt es im nördlichsten Stadtteil noch 588 Grundstücke, auf denen Wohnhäuser entstehen könnten. So viele Freiflächen weist kein anderer Ortsamtsbereich in der Hansestadt auf. Die Resonanz auf das neue Online-Angebot wird in der Baubehörde als gut bezeichnet. Allerdings gibt es auch Kritik. Ein Grundstücksbesitzer aus St. Magnus zum Beispiel hat sich darüber beschwert, dass sein naturnaher Privatgarten ungefragt als Bauland im Kataster auftaucht.
Etwa 565.000 Einwohner zählt die Stadtgemeinde Bremen momentan. Stadtplaner halten einen Anstieg auf 600.000 Menschen in den nächsten Jahren für realistisch. Deshalb wird der „Mobilisierung des Baulandpotenzials“ in der Behörde große Bedeutung beigemessen. Bislang habe man das deutlich unterschätzt, sagt Architekt Eberhard Mattfeldt, Leiter der Arbeitsgruppe „Baulücken“ im Bauressort.
Im neuen Baulückenkataster der Stadt, das im Internet unter der Adresse www.bauluecken.bremen.de einzusehen ist, werden zurzeit rund 2600 Lückengrundstücke zwischen Mahndorf und Farge ausgewiesen. Davon liegen 1103 im Bremer Norden: 588 in Blumenthal, 344 in Vegesack und 171 in Burglesum.

Ein Beispiel für eine Baulücke. Das Grundstück liegt an der Straße Am Lesumhafen.
Im Ortsteil St. Magnus an der Straße Gut Weilen, befindet sich der Garten von Hagen Schmidtmann. Ein 500 Quadratmeter großes unbebautes Flurstück, heißt es im Baulückenkataster. Schmidtmann zeigt sich empört. Das Lückengrundstück ist sein privater Garten.
Auch andere Privatgärten, kritisiert Schmidtmann, wurden einfach als Baulücken ausgewiesen, ohne die Eigentümer von der Veröffentlichung im Internet in Kenntnis zu setzen. „Transparenz und Bürgernähe“, meint er, „sehen für mich anderes aus.“
Jens Tittman, Pressesprecher von Bausenator Joachim Lohse (Grüne), lässt die Kritik nicht gelten. Über die Veröffentlichung des Baulückenkatasters sei im Februar offiziell informiert worden: sowohl unter der Rubrik „Amtliche Bekanntmachung“ in den Zeitungsmedien als auch auf der Internetseite www.amtliche-bekanntmachungen.bremen.de.
Laut Tittmann besagt ein Paragraf des Baugesetzbuchs, dass die Gemeinde bebaubare Flächen in Karten oder Listen auf der Grundlage eines Lageplans erfassen kann, der Flur- und Flurstücknummern, Straßennamen und Angaben zur Grundstücksgröße enthält. „Allerdings“, sagt er, „können Grundstückseigentümer der Veröffentlichung dieser Daten jederzeit widersprechen.“
Das Bauressort fördert die Nutzung brachliegender Grundstücke für den Wohnungsbau nach eigenem Bekunden bereits seit 27 Jahren. Seitdem seien rund 50 Prozent aller Neubauwohnungen in Baulücken entstanden. Bausenator Lohse verweist in diesem Zusammenhang auf die sogenannte Innenstadtentwicklung.
Sie schaffe Wohnraum an der richtigen Stelle, sorge für schonenden Umgang mit Grund und Boden und entlaste die kommunalen Haushalte in Bremen und Bremerhaven, meint der Behördenchef. Und mit dem neuen digitalen Kataster, so Lohse, werde das Informationsangebot des wohnungspolitisch anerkannten Bremer Baulückenprogramms erheblich verbessert.
Darüber, wie intensiv das digitale Informationssystem bereits genutzt wird, gibt es widersprüchliche Angaben. In den drei nordbremischen Ortsämtern heißt es, dass bislang noch keine Anfragen von bauwilligen Bürgern vorlägen. Ganz anders die bisherigen Erfahrungen in der Baubehörde. Die Arbeitsgruppe „Baulücken“ sei mit der bisherigen Resonanz außerordentlich zufrieden, sagt Pressesprecher Tittmann. Es habe Dutzende von Anfragen und viele positive Reaktionen gegeben.
Kritik an der Veröffentlichung ihrer Grundstücke sei von zwei Anrufern geäußert worden. Sie könnten Widerspruch einlegen, damit die Hinweise gelöscht werden, erklärt Tittmann.
Auch beim Bauamt Bremen-Nord haben sich Interessenten gemeldet. Sie seien ebenfalls an die Arbeitsgruppe „Baulücken“ verwiesen worden, erklärt Maximilian Donaubauer. Der Bauamtsleiter bestätigt, dass es vor allem im Bereich Blumenthal noch ein großes Potenzial an Bauland gebe, das sich in Privateigentum befindet. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis beträgt in Blumenthal nach Angaben des Immobilienportals Immowelt zurzeit 73 Euro.