Es kann jeden von uns treffen. Und in jedem Alter“, sagt Wilfried Hautop. Für ihn hat die Aufgabe, die er von seinem Vorgänger Walter Krause vor rund zwei Jahren übernommen hat, einen ganz persönlichen Hintergrund. Seine Frau war gerade einmal 45 Jahre alt, als sie an Brustkrebs erkrankte. Als sie 58 Jahre alt war, kam die bösartige Krankheit als Knochenkrebs erneut auf sie zu. Sie starb drei Jahre später. Das führte Wilfried Hautop letztlich in anderer Funktion erneut zur Bremer Krebsgesellschaft (BKG), die er als Angehöriger kennengelernt hatte.
Was macht er nun dort? Das fragte sich Wilfried Hautop, der im Mai 69 Jahre alt und vom Haus in eine Wohnung umziehen wird, zu Anfang oft selbst. Er gehört zum geschäftsführenden BKG-Vorstand, in dem vier Ehrenamtliche wirken, die sich wöchentlich treffen. „Das sind“, so erzählt er, „Heiner Wenk als 1. Vorsitzender, Reinhard Hübotter als dessen Stellvertreter, außerdem Egbert Zeh als Schatzmeister und ich.“ Für ihr Wirken bekommen sie lediglich einen Auslagenersatz. „Konkret bin ich natürlich nicht der Fachmann für Krebserkrankungen, sondern so eine Art Verwaltungschef für innere Ordnung“, erläutert der frühere Leiter des Martinshofs. „Natürlich versuche ich, ein bisschen das Marketing zu beeinflussen. Ich kann es nicht lassen.“
Mit aller Kraft und diversen Ideen bringt sich Wilfried Hautop in die Arbeit der BKG ein. „Das ist es in etwa, was mir Spaß macht: Innere Qualitätssicherung besser machen, finanzielle öffentliche Gelder anstreben, Hoffnung auf Spahns Absicht, die deutschen Krebsgesellschaften zu fördern. Wir müssen uns da zu Wort melden“, zählt er auf. Hautop will einen starken Wandel in Gang bringen, Forderungen an Betriebe, dass nicht nur an junge Eltern gedacht wird, sondern auch an ältere Krebskranke. „Man muss ja auch Visionen haben“, findet er.
„Und ich sorge für eine etwas einfachere Sprache bei den Medizinern. Ich fahre alle drei Monate zu den Geschäftsführungstreffen der weiteren 15 Landeskrebsgesellschaften nach Berlin“, erläutert der Verwaltungskenner, der einst als Sozialarbeiter ins Berufsleben startete, einen weiteren Aufgabenbereich. „Derzeit versuchen wir, den Auftritt der Bremer Krebsgesellschaft in der Öffentlichkeit etwas anzupassen – mit Flyer, Internetauftritt und Logo. Die Menschen brauchen kurze Botschaften, auch auf dem Smartphone, und wir müssen da etwas mit der Zeit gehen.“
Im Leben gebe es ja viele Kurven, die zu nehmen seien, sagt er. „Probleme sind menschlich und normal, damit muss man umgehen und sich nicht verstecken. Ich kann sehen, dass Menschen mit Behinderungen sich genieren, dass Menschen mit Krebs bei manchen Dritten Angst auslösen.“ Schon vor dem Thema schreckten viele zurück. Das erlebe er fast täglich. Und Hautop sagt dann: „Lasst euch nicht zurückdrängen, kapselt euch nicht ab! Sprecht drüber, das kann helfen! So kommt man auf Ideen, und es kann Mut machen. Wir sind nicht alle auf der Zielgeraden bei der Olympiade.“
Hautop will sich im neuen Amt verstärkt dafür einsetzen, dass sich in den Beratungsstellen der Krebsgesellschaft fortan auch Beeinträchtigte, vor allem solche mit geistigen Behinderungen, und deren Angehörige gut wahrgenommen fühlen und auf für ihre Belange kompetente Beratungskräfte treffen. Er kennt die Werkstätten an verschiedenen Orten in der Stadt, bei Mercedes oder Werder. Überall dort ist Hautop mit seinem Team den Menschen begegnet. Er hat ihre Angehörigen, Familienmitglieder und Freunde kennengelernt. „Bislang war es gerade für diese Menschen sehr schwer herauszufinden, wohin sie sich wenden können“, sagt Wilfried Hautop. Da sei vielleicht die junge Frau mit Downsyndrom, die gerade eine Ausbildung in einer Bremer Firma starten wollte, als sie an Krebs erkrankt ist. Oder der ältere Mitarbeiter, der seit vielen Jahren im Martinshof ist.
Marie Rösler hat als Leiterin der Beratungsstellen die Aufgabe, das Gute dieser Ideen aufzugreifen und umzusetzen, ohne dass es bisher gut Funktionierendes beeinträchtigt. Die Idee, diese Menschen, ihre Angehörigen und Pflegende zu beraten, findet ihre volle Unterstützung.
Seit Langem ehrenamtlich aktiv in der Krebsgesellschaft sind neben dem erweiterten Vorstand mit 18 Ärzten die Kuratorinnen Rita Lürßen und Gabriele Strangemann. Ihnen liegt das Tun der BKG sehr am Herzen. Daher organisieren sie alle zwei Jahre eine Gala, bei der jedes Mal eine Menge Geld zusammen kommt. Außerdem gibt es jedes Jahr im Herbst den Lauf zur Venus im Bürgerpark. Dann laufen, gehen oder radfahren Frauen und Männer, deren Aktivitäten Sponsoren unterstützen.
„Es ist ein unglaublich großes, kraftvolles und aktives Netzwerk. Das haut rein, dafür setzt man sich gerne ein“, lobt Wilfried Hautop und weist darauf hin, dass die BKG um die 1000 Mitglieder sowie Kontakt zu allen Kliniken und Fachärzten der onkologischen Versorgung hat. „Es gilt auch dieses sehr gut gewachsene Netzwerk für die Zukunft zu sichern. Vorstände und Geschäftsführer taugen nichts, wenn sie nur auf das Heute gucken“, urteilt er. „Wir müssen Ideen für fünf oder zehn Jahre im Voraus haben.“
Weitere Informationen
Die Hauptstelle der Bremer Krebsgesellschaft liegt in der Straße Am Schwarzen Meer 101-105 und ist erreichbar unter der Telefonnummer 491 92 22 oder per E-Mail an stadt@bremerkrebsgesellschaft.de.