Gefälschte Impfpässe, nicht untersuchte Tests, perfide Betrugsmaschen an Haustüren oder erschlichene Corona-Hilfen: Betrüger nutzen das Coronavirus für ihre Machenschaften. Die Vorfälle, die im Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen, werden zunehmend ein Fall für die Justiz.
Gefälschte Impfpässe: Eine 29-jährige Bremerin steht im dringenden Tatverdacht, gefälschte Impfpässe erstellt und verkauft zu haben. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, wurde in dieser Woche die Wohnung der Frau durchsucht. Dabei wurden die Beamten fündig: In der Wohnung beschlagnahmten sie 14 Blanko-Impfbücher, 74 Chargen-Aufkleber, drei bereits gefälschte Impfbücher und drei Stempel, die im Herbst 2021 in der Praxis gestohlen worden waren. Zwei Impfpässe mit dem Namen der 29-Jährigen wurden ebenso sichergestellt. Als Mitarbeiterin einer Gemeinschaftspraxis in Findorff hatte sie demnach Zugriff auf Impfdosen, Aufkleber mit den Chargenbezeichnungen und Blanko-Impfpässe. Durch einen Hinweis wurden die Ermittler auf die Frau aufmerksam. Die weiteren Ermittlungen unter anderem wegen Diebstahls und gewerbsmäßiger Urkundenfälschung dauern an.
Insgesamt liegen derzeit bei der Bremer Polizei Anzeigen für 185 Fälle wegen gefälschter Impfpässe vor. Mehr als 100 davon untersucht die Staatsanwaltschaft. In Bremerhaven sind es rund 70 Anzeigen. Der bekannteste Fall von Impfpass-Fälschung ist der von Werder Bremens Ex-Trainer Markus Anfang. Am Mittwoch ist bekannt geworden, dass Anfang die Nutzung eines gefälschten Impfpasses zugegeben hat, die Staatsanwaltschaft ermittelt zudem wegen seines mutmaßlichen Besuchs einer Karnevalsfeier in Köln, an der der 47-Jährige mit einem gefälschten Impfzertifikat teilgenommen haben soll.
Gefälschte Corona-Tests: Einem Bremer Corona-Test-Anbieter wird vorgeworfen, gefälschte PCR-Testzertifikate an Kunden verteilt zu haben. Die Tests sollen negativ gewesen sein, ohne dass die Abstriche untersucht worden sind. Nun ermittelt die Bremer Polizei in diesem Fall. "Wir prüfen den Anfangsverdacht einer Straftat“, sagte Polizeisprecher Nils Matthiesen am Freitag. Die Beamten müssen von Amts wegen tätig werden, weil sie durch einen Bericht von Radio Bremen auf den Fall aufmerksam wurden. Am Freitagnachmittag bestätigte die Gesundheitsbehörde dem WESER-KURIER, dass dem Testanbieter die Konzession entzogen wurde. Ein entsprechendes Schreiben gehe per E-Mail und per Post an die Firma im hessischen Dillenburg, in deren Auftrag die Bremer Teststation betrieben wird. Betroffen davon sind die Teststation in der Böttcherstraße sowie eine mobile Einrichtung am Loriotplatz, die dort bereits nicht mehr steht. Die Teststationen werden laut Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts, regelmäßig kontrolliert. Ein solcher Betrug wäre bei einer Überprüfung aber nicht aufgefallen. Da es sich um private Tests handelt, müssten die Geschädigten selbst zahlen oder klagen.
Falscher Arzt an der Haustür: Ein bislang unbekannter Täter hat sich am vergangenen Montag in Findorff als Arzt ausgegeben. Laut Polizeisprecher Matthiesen wollte der Betrüger einer 77-jährigen Frau weismachen, dass er im Stadtteil unterwegs ist, um die Menschen in ihren vier Wänden gegen Corona zu impfen. Die Seniorin fiel auf diese Masche aber nicht herein, und ließ den Mann vor der Tür stehen. Die Polizei registrierte während der Corona-Pandemie immer wieder neue "perfide Betrugsmaschen", die sich die Täter ausdenken, um in die Wohnungen zu gelangen.
Betrug mit Subventionen: Die milliardenschweren Corona-Soforthilfen für Kleinunternehmer und Soloselbstständige haben bundesweit etliche Betrüger auf den Plan gerufen. In Bremen zählt das Wirtschaftsressort derzeit insgesamt 43 Verdachtsfälle im Hinblick auf Subventionsbetrug. Das betrifft die Programme der Überbrückungshilfen 1, 2, 3 und 3 plus, die Novemberhilfe, Dezemberhilfe und Neustarthilfe. "In diesen Zahlen sind die Soforthilfen (Land I, Land II und Bund) nicht enthalten. In einigen Fällen bestehen bereits Ermittlungsverfahren", sagt Christoph Sonnenberg, Sprecher der Wirtschaftsbehörde.
Warnung vor Betrugsmaschen: Die Bremer Polizei und die Behörden der Bundesländer warnen explizit vor Betrugsmaschen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Unterschiedliche Betrugsmaschen werden auf der Internetseite www.polizei-beratung.de (Rubrik: Corona-Straftaten, Betrug an Telefon und Haustür) aufgelistet.
Korrektur: Bei den im Text genannten Teststellen, an denen gefälschte Corona-Tests ausgestellt worden sein sollen, hatten wir zunächst berichtet, dass es sich um die Teststelle in der Sögestraße handele. Dies ist falsch. Es handelt sich um die Teststelle in der Böttcherstraße. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.