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Klinikum Bremen-Ost Brände in Bremer Psychiatrie: Patienten nutzen Feuer zur Flucht

Auf den Stationen der Psychiatrie im Klinikum Bremen-Ost hat es zuletzt häufiger gebrannt, weil Patienten Feuer legten. Einigen nutzten die Gelegenheit und verließen die Klinik.
21.04.2024, 20:47 Uhr
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Brände in Bremer Psychiatrie: Patienten nutzen Feuer zur Flucht
Von Kristin Hermann

In den vergangenen Monaten hat es auf den Stationen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Klinikum Bremen-Ost mehrfach gebrannt, weil Patienten Feuer gelegt haben. Infolgedessen konnten zuletzt einige von ihnen zeitweise entweichen. Das hat der Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) auf Anfrage bestätigt.

So wurden nach Angaben der Polizei am 14. April auf einer Station ein Mülleimer und mehrere Bilder in Brand gesetzt. Verletzt wurde nach Angaben der Klinik niemand, doch zwei Patienten hätten die Gelegenheit genutzt, um zu flüchten. Einer von ihnen ist der Geno zufolge inzwischen von der Bremer Polizei zurückgebracht, ein anderer sei in Hamburg festgenommen worden. Ein dritter Patient, der ebenfalls am 14. April aus der Psychiatrie entweichen konnte, sei ebenfalls wieder dort. Dieser Vorfall sei jedoch unabhängig von den Bränden gewesen, so die Klinik.

In der vergangenen Woche habe es einen weiteren Einsatz der Feuerwehr gegeben. Insgesamt ist auf den verschiedenen Stationen der Psychiatrie in diesem Jahr bereits sieben Mal ein Feuer ausgebrochen, im vergangenen Jahr zählt die Statistik der Geno 15 Brände. „Es ist richtig, dass es in den vergangenen Monaten mehrere Brandereignisse gab. Dabei handelte es sich um kleine lokale Brände oder Schmorbrände, die schnell entdeckt und gelöscht wurden“, sagt Geno-Sprecherin Stefanie Beckröge.

Unter anderem hätten Patienten einen Papierkorb angesteckt oder an Kissen und Matratze gezündelt. Die Ursachen dafür seien vielfältig: Auf den Stationen seien Patienten mit teils schwerwiegenden Beeinträchtigungen untergebracht, seien etwa wegen psychotischer Zustände oder suizidaler Absichten in Behandlung, so die Geno. Zeitweise mussten Stationen für mehrere Stunden gesperrt werden, in keinem Fall seien jedoch Personen zu Schaden gekommen. Nicht immer handele es sich um gezielte Brandstiftung, auch unachtsames Verhalten der Patienten spiele eine Rolle. „Es lassen sich bisher keine allgemeingültigen Ursachen dafür finden, sodass die aktuelle Häufung wahrscheinlich eher Zufall ist“, so Beckröge weiter.

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Dass Patienten überhaupt die Möglichkeit haben, Feuer zu legen, liegt daran, dass das Rauchen an ausgewiesenen Orten geduldet werde und deshalb Feuerzeuge auf den Stationen erlaubt seien. „Patienten, von denen man weiß, dass sie zu Brandstiftungen neigen, werden genauer überwacht und begleitet“, sagt Beckröge. Grundsätzlich werde bei jedem Brand automatisch die Feuerwehr informiert. Auch die Polizei unterstütze in solchen Fällen. Nach Angaben der Geno werde jedes Brandereignis aufgearbeitet und mit den Patienten der Stationen besprochen. Zudem würde der Großteil der Mitarbeiter in Sachen Brandschutz geschult. „Allein in diesem Jahr werden noch 70 Brandschutzhelfer-Ausbildungen in der Psychiatrie durchgeführt, außerdem finden Evakuierungsübungen statt“, kündigt die Sprecherin an.

Bei den betroffenen vier Stationen handele es sich um Akutstationen. Dort seien unter anderem Patienten mit richterlichem Beschluss untergebracht, genauso wie reguläre Fälle. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte es Kritik an der psychiatrischen Unterbringung im Klinikum Bremen-Ost gegeben, unter anderem von der FDP-Fraktion und einer Anwältin für Betreuungsrecht. Sie bemängeln, dass es immer wieder Patienten gelingt, aus der geschlossenen Unterbringung zu entweichen. Zwischen September 2023 und Februar des laufenden Jahres gelang das in 54 Fällen, wie zuletzt aus einer Antwort der Gesundheitsbehörde auf eine FDP-Anfrage hervorging.

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