Stichtag ist der 1. Juli 2015. Allerspätestens der 1. August. „Das ist der Plan für den offiziellen Start, und im Moment sieht das sehr gut aus“, sagt Henning Faulenbach. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist optimistisch. In knapp zwei Monaten soll in Bremen einen neue Klinik eröffnen, zentral gelegen, in Bahnhofsnähe. Den genauen Standort will Faulenbach noch nicht verraten, derzeit geht es noch um letzte Abstimmungen mit den Behörden. Das Besondere an der Klinik: Es handelt sich um eine ambulante Rehabilitationseinrichtung für Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, die mitten im Arbeitsleben stehen. Der Name der Klinik soll Programm sein: Zentrum für seelische Gesundheit.
Betreiber ist die Dr. Becker Unternehmensgruppe mit Sitz in Köln. Sie bietet an bundesweit acht Standorten stationäre Rehabilitationsleistungen unter anderem mit den Schwerpunkten Orthopädie, Neurologie und Kardiologie an. Darüber hinaus betreibt sie auch Pflegeeinrichtungen. Rund 30 000 Patienten werden laut der Unternehmensgruppe pro Jahr in den Einrichtungen und Kliniken betreut. „In Bremen soll es um die Behandlung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen gehen. Dazu zählen Burn-out, Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen, aber auch Tinnitus, Migräne oder Schmerzerkrankungen, die psychisch bedingt sind“, erklärt Faulenbach, der das Bremer Zentrum als Chefarzt leiten wird. Ambulantes Reha-Zentrum bedeutet dabei: Die Patienten nehmen zwischen acht und 16 Uhr an Therapien und anderen Angeboten teil, aber sie schlafen zu Hause. „Eine Tagesklinik hat gegenüber einer stationären Reha den Vorteil, dass die Menschen nicht von ihrem persönlichen Lebensumfeld zu Hause getrennt werden und so direkt das umsetzen können, was sie hier lernen“, so Faulenbach. Wie für stationäre Einrichtungen muss auch für die Reha in der Tagesklinik ein Antrag bei der Rentenversicherung gestellt werden.
Schwerpunkt der ambulanten Behandlung ist die Psychotherapie, in Einzel- und auch Gruppensitzungen. Im Zentrum steht dabei laut dem Chefarzt neben anderen psychologischen Verfahren die Verhaltenstherapie. Daneben gibt es andere Angebote wie Physio- oder Ergotherapie, Sport- und Bewegungsgruppen, Konzentrations- und Gedächtnistraining, Schulungen zu Stress- und Konfliktbewältigung, zu Kommunikation und sozialer Kompetenz. Für jeden Patienten werde nach einer umfassenden Diagnostik ein individueller Behandlungsplan zusammengestellt.
Der Behandlungsplan beinhaltet auch die Zeit nach der ambulanten Reha-Maßnahme und greift auf, was zum Beispiel am Arbeitsplatz konkret verändert werden kann, damit es nicht erneut zu einer psychischen Krise kommt. „Prävention und Nachsorge sind ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts“, so der Psychotherapeut. „Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen.“
Im ersten Schritt soll es zunächst 24 ambulante Reha-Plätze geben, diese könnten nach einem Jahr auf 48 und eventuell später auf 72 erhöht werden. „Wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt“, so der Chefarzt. Rund 15 Mitarbeiter werden sich in dem Zentrum für seelische Gesundheit um die Patienten kümmern. Neben den Psychotherapeuten sind das unter anderem Ergo-, Sport- und Physiotherapeuten, Ernährungsberater und Sozialpädagogen.
Perspektivisch könnte sich Faulenbach vorstellen, dass auch ambulante Psychotherapien angeboten werden – außerhalb des Reha-Betriebs. „Der Bedarf ist definitiv da“, sagt der Chefarzt und verweist auf Statistiken der Krankenkassen. Seit Jahren zeigt die Kurve bei Krankschreibungen aufgrund psychischer Leiden steil nach oben. Laut dem Gesundheitsreport 2014 der Krankenkasse DAK liegen sie in Bremen mit einem Anteil von 17,2 Prozent auf Platz zwei. Das Problem: Auf einen Platz bei einem Psychotherapeuten müssen die Patienten im Schnitt bis zu sechs Monate warten.
Auf der Messe „mylife“ informiert Henning Faulenbach am Sonnabend, 9. Mai, von 11 bis 11.45 Uhr, in einem Expertengespräch über Burn-out. Das Zentrum für seelische Gesundheit ist mit einem Stand auf der Messe vertreten. Sie findet vom 8. bis 10. Mai in den Messehallen auf der Bürgerweide statt und ist täglich von 10 bis18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet regulär 9 Euro.