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Eröffnung im zweiten Halbjahr 2022 geplant Drogenkonsumraum zieht in Gebäude

Im zweiten Halbjahr 2022 soll der Drogenkonsumraum aus Containern in ein Gebäude ziehen. Standort ist eine alte Lagerhalle an der Friedrich-Rauers-Straße 2. Kritik der CDU: "Überdimensioniert und teuer".
11.05.2021, 13:19 Uhr
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Von Sabine Doll

Seit September gibt es einen mobilen Drogenkonsumraum an der Friedrich-Rauers-Straße in Findorff: Süchtige können dort unter hygienischen und kontrollierten Bedingungen Drogen konsumieren. Als Konsumort und Beratungsstelle dienen derzeit noch Container. Das soll sich ändern: Am Dienstag hat der Senat zugestimmt, dass der Drogenkonsumraum inklusive weiterer Beratungsangebote des Betreibers Comeback in eine ehemalige Lagerhalle mit mehr Platz umziehen soll. Standort ist die Friedrich-Rauers-Straße 2 mit einem weiteren Zugang vom Breitenweg 57-59, wie es in der Vorlage heißt. Eröffnung soll im zweiten Halbjahr 2022 sein.

"Grund dafür ist, dass das Gebäude – eine ehemalige Lagerhalle – noch umgebaut werden muss. Das wird etwa ein Jahr dauern", sagt Alicia Bernhardt, Referentin in der Gesundheitsbehörde. Die Investitionskosten werden in dem Senatspapier auf 1.975.000 Euro beziffert,  das Gesundheitsressort will einen einmaligen Investitionszuschuss in Höhe von 502.000 Euro dafür bereitstellen. Für die restliche Summe der Investitionskosten hat sich der Besitzer der Immobilie, die Breitenweg Grundstücks GbR, bereit erklärt, eine Kreditfinanzierung über 15 Jahre zu veranlassen, deren Kosten über den Mietzins abgetragen werden sollen, heißt es in der Vorlage. Inklusive eines Risikoansatzes von 20 Prozent seien dies "höchstens 1.850.000 Euro". Der Mietvertrag soll daher für 15 Jahre abgeschlossen werden.

Miete, Mietneben- und Verwaltungskosten, Personal- sowie Sachkosten werden in dem Papier mit 1.262.000 Euro pro Jahr angegeben – abgezogen sind 62.000 Euro an jährlichen Mietkosten für das Kontakt- und Beratungszentrum (KBZ) des Betreibers Comeback im Tivoli-Hochhaus am Bahnhof, die eingespart würden. Das KBZ soll mit seinen Angeboten ebenfalls in die ehemalige Lagerhalle umziehen.

Das Erdgeschoss des Gebäudes ist an eine Moschee vermietet. Die Angebote des integrierten Drogenkonsumraums sollen sich demnach auf das Unter- und Obergeschoss sowie auf das Außengelände mit einer Gesamtfläche von 1337 Quadratmetern verteilen.

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"Der große Vorteil ist, dass die Angebote unter einem Dach zusammengeführt werden und wir deutlich größere Räumlichkeiten zur haben. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Hygieneregeln haben gezeigt, wie wichtig dies ist", sagt Comeback-Mitarbeiterin Lea Albrecht, die zur Leitung des Drogenkonsumraums gehört. "Wegen der Kontakteinschränkungen dürfen sich weniger Personen gleichzeitig in einem Container aufhalten, etwa zum Konsumieren. Das führt zu Wartezeiten und schreckt manche ab." Mit dem KBZ  – das während der Pandemie dauerhaft geöffnet ist – sollen auch medizinische  Versorgungsangebote und ein Substitutionsprojekt einziehen. Zudem sind Aufenthaltsbereiche mit dem Angebot von Getränken und warmen Mahlzeiten geplant. "Wenn wir jetzt jemanden mit einer medizinischen Fragestellung haben, müssen wir ihn ins Tivoli-Hochhaus schicken", sagt Albrecht.

Laut Gesundheitsbehörde haben bislang 336 Frauen und Männer die mobile Einrichtung zum Drogenkonsum genutzt. Dazu kämen weitere Personen, um sich zu Hilfsangeboten beraten zu lassen oder Spritzen zu tauschen. "Der überwiegende Anteil der Nutzerinnen und Nutzer konsumiert Heroin, Kokain oder beides zusammen", heißt es in dem Senatspapier.

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Die Gesundheitsdeputation hat am Dienstagnachmittag der Einrichtung und Finanzierung des integrierten Drogenkonsumraums zugestimmt – gegen die Stimmen der CDU. „Das ganze Konstrukt wirkt überdimensioniert und teuer“, sagt Gesundheitspolitiker Rainer Bensch. „Als CDU-Fraktion sind wir der Meinung, dass die Zulaufzahlen nicht proportional zum Platzangebot im Drogenkonsumraum steigen werden. Überhaupt muss man die Entwicklung im Auge behalten und flexibler reagieren können." Sich von Anfang an auf 15 Jahre Mietzeit zu verpflichten, sei eine riesige Belastung für den Haushalt bei einer fraglichen Wirkung für die Betroffenen.

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