In Bremen ist die sogenannte Wohnarmut im bundesweiten Vergleich am größten. Das geht aus einer neuen Studie des Paritätischen Gesamtverbands hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde. Demnach waren im Jahr 2023 in Bremen 29,3 Prozent der Menschen davon betroffen. Das heißt: Fast ein Drittel der Bevölkerung gibt so viel Geld für Wohnkosten aus, dass es vom Verband als arm eingestuft wird. Der Bundesschnitt liegt bei 21,2 Prozent, das benachbarte Niedersachsen rangiert mit 21,8 Prozent knapp darüber beziehungsweise deutlich unter Bremen.
Als arm gilt in Deutschland, wer weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung hat. Der Paritätische hat bei der Erhebung seiner jüngsten Armutszahlen erstmals die Ausgaben für Wohnkosten – wie Miete und Kreditzinsen – berücksichtigt und daraus das tatsächlich zur Verfügung stehende Einkommen der Menschen berechnet. Unter diesen Voraussetzungen leben dem Verband zufolge in Deutschland 17,5 Millionen Menschen Armut – 5,4 Millionen mehr als bislang angenommen. 197.000 Betroffene sind es in Bremen.
Auch Menschen mit festem Einkommen sind armutsgefährdet
In einer ersten Reaktion am Freitag teilte der Paritätische Bremen mit, dass Armut den Zahlen zufolge kein Problem sei, das allein mit Arbeitslosigkeit zusammenhänge. Auch immer mehr Menschen, die einen Job hätten, seien wegen geringer Einkommen und hoher Wohnkosten von Armut bedroht. "Wirksame Abhilfe schaffen hier nur eine Erhöhung des Mindestlohns, eine bundesweite effektive Mietpreisbremse ohne Schlupflöcher und ein Mietendeckel. Wir halten eine Kappungsgrenze für angespannte Wohnlagen auf zehn Prozent für dringend erforderlich, um Mieter vor unverhältnismäßigen Mieterhöhungen zu schützen", so der Verbandsratsvorsitzende Joachim Schuster.
Grundlage der Studie des Paritätischen sind Zahlen des Statistischen Bundesamts. Bundesweit wurden im Jahr 2023 26.500 Haushalte und rund 74.000 Personen befragt. Viele Haushalte würden bundesweit mehr als ein Drittel ihres Einkommens für die Wohnkosten ausgeben, manche sogar mehr als die Hälfte.