Baut und testet einen kleinen Satelliten in der Größe einer Getränkedose, der mit einer Rakete bis auf einen Kilometer Höhe geschossen wird. Während des Fluges soll dieser Luftdruck und Temperatur sowie weitere selbst gewählte Daten messen und mittels eines Fallschirms unbeschadet wieder auf dem Boden landen: So lautet vereinfacht die Aufgabe für die acht Schulteams, die am diesjährigen "Cansat"-Wettbewerb (aus dem Englischen: Dosensatellit) in Bremen teilnehmen. Einer Gruppe vom Gymnasium Vegesack hat ein Satellit jedoch nicht ausgereicht. "Wir wollten etwas mehr Würze", sagt Hendrik Ridder. Darum habe er zusammen mit seinem Team eine Konstruktion entwickelt, die die Größe einer Getränkedose effizienter ausnutzt und den Sieg beim "Cansat"-Wettbewerb einbringen soll.
Das vierköpfige Team des Gymnasiums Vegesack sitzt wenige Tage vor der finalen Startkampagne des Preisausschreibens zwischen dem 13. und 17. März in einem Schulraum. Vor Adela Talipov (16), Henrik Ridder (16), Lukas Strutz (17) und Jonas Philipp (18) liegt ein Schutzkoffer für Messgeräte. Darin befinden sich einige Platinen, Schnittstellenkabel und halbierte Zylinder. "Das ist unsere eigens entwickelte Bodenstation", sagt Ridder. Sie empfange alle Daten in Echtzeit, die das Team mit den Satelliten während des Fluges sammelten.
Neben den vorgeschriebenen Größen wie Luftdruck und Temperatur seien das Luftfeuchtigkeit, Luftqualität, Bewegung, Rotation und Positionsdaten, erklärt Ridder. "Anschließend werden die Daten an unsere selbstentwickelte App übergeben, die auf der gleichen Basis wie beispielsweise Google und Instagram entwickelt worden ist." Daher funktioniere sie auf allen Endgeräten. Die Platinen der Satelliten, auf denen die notwendigen Sensoren untergebracht sind, hat das Team laut Ridder in China fertigen lassen.
Sicher fliegen, sicher landen
Organisator des "Cansat"-Wettbewerbs ist die Esero, eine Bildungsbehörde der Europäischen Weltraumbehörde (ESA), zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Sie hat für den neunten Durchlauf des Wettbewerbs unter anderem das Behältergewicht und die Größe wie auch ein Bergungssystem für die Satelliten vorgeschrieben. Am zweiten Tag der Kampagne in Bremen überprüft ein Startpersonal des Veranstalters bei einer technischen Abnahme, ob die Teams die Vorgaben eingehalten haben.
Erst wenn die Prüfenden keine Einwände hätten, sagt Ridder, könne das Team am eigentlichen Höhepunkt des Wettbewerbs teilnehmen: Mit einer Rakete werden die Satelliten der Teams an diesem Mittwoch auf dem Flugplatz in Rotenburg (Wümme) auf eine Höhe von circa 1000 Meter geschossen.
"Das Besondere an unserem System ist, dass wir nicht einen, sondern zwei Satelliten in einer Cola-Dose unterbringen können", sagt Ridder. Die Technologie samt App und Platine hat der 16-Jährige patentieren lassen, nachdem er diese bereits für eine Wasserrakete beim Jugend-forscht-Wettbewerb entwickelt hatte.
Auch wenn die Basis aus einem anderen Projekt Ridders stammt, haben alle vier mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Aufgabenbereichen maßgeblich zum endgültigen System des Teams beigetragen. Strutz habe sich viel um die Weiterentwicklung der App gekümmert, Philipp hingegen sei mit dem Design der Bodenstation beschäftigt gewesen. Und Adela Talipov habe den Fallschirm entwickelt und getestet.
Vor dem scharfen Flug an diesem Mittwoch erhofft sich die 16-Jährige, dass der Fallschirm aufgehe und die Bergung funktioniere. Denkt sie an den Tag, habe sie etwas Bauchschmerzen. Der Gewinner des deutschen "Cansat"-Wettbewerbs qualifiziert sich für die internationale Austragung der ESA. Ob dies der Gruppe aus Vegesack gelingt, entscheidet sich spätestens bei der Siegerehrung am 17. März.