Das Hundeleben findet in Bremen weitgehend an der Leine statt. Oder sollte es zumindest, wenn es nach der Behörde geht. Den Hund einfach nach Lust und Laune frei laufen zu lassen, ist nicht erlaubt. Künftig soll er aber wenigstens mal in einem öffentlichen See baden gehen können. Dafür macht sich jedenfalls der Beirat Burglesum stark. Er hat jetzt einhellig den Senator für Umwelt, Bau und Verkehr aufgefordert, eine entsprechende Regelung zu initiieren.
Im Land Bremen gibt es 20.500 Hunde, 15.600 in der Stadtgemeinde und 4900 in Bremerhaven. So viele Tiere sind zumindest bei den Finanzämtern registriert. In Bremen zahlen ihre Halter pro Jahr und Hund 150, in Bremerhaven 90 Euro an Steuern. Dafür, dass das Tier sie beim Spaziergang auf öffentlichen Straßen und Wegen begleiten kann. Meistens angeleint, denn im kleinsten Bundesland gibt es strenge Regeln für Hunde.
Eine absolute Leinenpflicht besteht vom 15. März bis 15. Juli, um Vögel, die am Boden brüten, oder trächtige Säugetiere wie Rehe oder Hasen vor tödlichen Bissen zu schützen. Auch außerhalb dieser sogenannten Brut- und Setzzeit dürfen Hunde unter anderem in Fußgängerzonen, Geschäften, öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Großveranstaltungen, in abgegrenzten Park- und Grünanlagen sowie in Natur- und Landschaftsschutzgebieten nicht frei herumlaufen. Allenfalls noch auf Waldwegen, auf den wenige Menschen anzutreffen sind. Verständlich, dass Hundebesitzer verstärkt nach Orten Ausschau halten, wo ihre Tiere ihren Bewegungsdrang ausleben können.
Ein solches Gelände gibt es seit Jahren inoffiziell am Grambker Sportparksee. Mit einer Fläche von 40 Hektar und einer Tiefe von bis zu 16 Meter ist er Bremens größter Binnensee. Er entstand 2002, als Sand für die Anlage des in Sichtweite liegenden Industrieparks gebraucht wurde. Das Gewässer hat viele Buchten und Sandstrände. Bereits vor acht Jahren beklagte der inzwischen nicht mehr existierenden Grambker Bürgerverein, dass der Grünstreifen zwischen See und Bahnstrecke zu einer Toilette für Hunde geworden ist.
Inzwischen haben Hundefreunde den nördlichen Zipfel des Sportparksees zu ihrem festen Treffpunkt gemacht. Viele Halter kommen mit ihren Tieren sogar aus dem niedersächsischen Umland, um insbesondere die warme Jahreszeit mit ihnen am Grambker See zu genießen. Wobei die Hunde natürlich auch immer mal wieder ins Wasser springen. Erlaubt ist das nicht.
Mehrere Verbotsschilder
Darauf weisen mehrere Verbotsschilder hin. In der „Verordnung zur Regelung des Gemeingebrauchs an Gewässern im Land Bremen“ heißt es wörtlich: „Es ist untersagt, Tiere, insbesondere Hunde, innerhalb der Zeit vom 1. April bis 30. September an die Badestrände oder auf die Liegewiesen mitzunehmen oder ihnen den Aufenthalt in den Badegewässern zu ermöglichen. Dieses Verbot gilt nicht für Assistenz- und Blindenführhunde, die als solche gekennzeichnet sind. Die Mitnahme und der Aufenthalt von Pferden sind ganzjährig untersagt.“
„Es gibt seit Jahren immer wieder mal Beschwerden darüber, dass diese Verordnung missachtet wird“, sagt Burglesums Ortsamtsleiter Florian Boehlke. Gleichzeitig aber zeigen die Burglesumer Kommunalpolitiker Verständnis für die Hundehalter, die ihren Tieren die Bewegungsfreiheit am Grambker See gönnen wollen. Legal.
Deshalb haben SPD, CDU, Grüne, FDP, Die Linke und Bürger in Wut jetzt einhellig eine Änderung der Verordnung gefordert. Künftig, so die Zielrichtung ihres gemeinsamen Antrags an den Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, sollen auch Hunde in den Genuss von Badefreuden an und in Bremer Gewässern kommen können. Das ganze Jahr über. Allerdings nur innerhalb speziell gekennzeichneter Bereiche und in ausreichendem Abstand zu den Badestränden und Liegewiesen der Menschen.
Die Initiative der Burglesumer Kommunalpolitiker stößt in der zuständigen senatorischen Behörde offensichtlich auf offene Ohren. „Wir suchen zurzeit im gesamten Stadtgebiet weitere Freilaufflächen für Hunde“, sagt Jens Tittmann, Sprecher von Senator Joachim Lohse (Grüne), auf Anfrage. Dazu gehöre auch die Option, Badestellen anzubieten. Darüber hinaus, erklärt Tittmann, werden im gesamten Stadtgebiet und damit auch in Bremen-Nord zusätzliche Freilaufflächen für Hunde gesucht.
Bislang gibt es zwei offizielle Freilaufflächen in der Neustadt und in der Vahr sowie fünf in Bremerhaven, aber noch keine im Norden der Stadt. Die Burglesumer Kommunalpolitiker hatten indes schon vor zweieinhalb Jahren eine Lichtung in Knoops Wald sowie Flächen im Gewerbegebiet Steindamm, im Industriepark West und in Pellens Park als weitere Freilaufflächen für Hunde vorgeschlagen. Seitdem ist nichts passiert, sagt Ortsamtsleiter Boehlke – mit einer Ausnahme: Die Lichtung in Knoops Wald ist mittlerweile aus Denkmalschutzgründen von der Liste gestrichen worden.