Polizisten sichern den Eingang zum Schulgebäude, Spezialeinsatzkräfte mit Sturmhauben durchsuchen Räume, vor dem Schulgebäude stehen mehrere Polizeifahrzeuge und ein Rettungswagen. Diese Szenen haben sich am Dienstag im Schulzentrum Bördestraße abgespielt. Nach Polizeiangaben war es am Morgen zu einer Auseinandersetzung zwischen einem 19-jährigen Schüler und einem Unbekannten gekommen. Dabei erlitt der Schüler leichte Schnittverletzungen. Die Polizei fahndet noch nach dem Täter. Warum es zu der Auseinandersetzung kam, dazu konnte die Polizei am Dienstag noch nichts sagen.
Rund 900 Schüler und 100 Lehrkräfte hielten sich zum Zeitpunkt des Vorfalls im großen Hauptgebäude auf. Sie wurde von der Schulleitung in Absprache mit den Einsatzkräften über Durchsagen aufgefordert, in den Klassenräumen zu bleiben. „Es bestand keine Gefahr für unbeteiligte Dritte“, heißt es vonseiten der Polizei.
Bei dem verletzten Schüler handelt es sich nach Angaben der Schulleitung um einen Oberstufen-Schüler aus dem zweiten Jahr der Qualifizierungsphase. Schulleiter Markus Zschüntzsch war nach eigenen Worten um 9.12 Uhr von einer Lehrerin alarmiert worden. Zu der Auseinandersetzung soll es im Schulgebäude gekommen sein. Zurück im Klassenraum, informierte der verletzte Schüler die Lehrerin über den Vorfall. Die Schulleitung leitete Erste-Hilfe-Maßnahmen ein, informierte Polizei und Rettungsdienst.
Die schnell eintreffenden Polizeikräfte riegelten das Schulgebäude ab. Weil unklar war, ob der Täter das Gebäude verlassen hatte oder sich noch im Haus aufhielt, durchsuchte das SEK das gesamte Gebäude. Schüler und Lehrer mussten von 9.30 bis zum Einsatzende gegen 12 Uhr in den Klassenräumen ausharren. „Wir schrieben gerade ein Biologiearbeit, als die Polizei eintraf. Vom Fenster aus sahen wir viele Polizeiwagen vor dem Gebäude und viele Polizisten, die ins Gebäude gingen“, erzählt Mikaeel Tabari (18). Er besucht die Vorbereitungsklasse für den Realschulabschluss.
„Über eine Durchsage wurden wir informiert, dass wir im Klassenraum bleiben sollten.“ Viele Schüler in seiner Klasse hätten Angst gehabt. Mikaeel Tabari erzählt, er habe beim Anblick des großen Polizeiaufgebotes zunächst eine Bombendrohung vermutet. „Als ich die vermummten Polizeikräfte sah, dachte ich spontan an einen Amoklauf. Zum Glück war es das nicht“, sagt eine Berufsschülerin. Schon unmittelbar nach dem Vorfall hätten über Smartphones verbreitete Gerüchte schnell die Runde gemacht, weiß auch Schulleiter Zschüntzsch.
„Über die Durchsagen wollten wir korrekt informieren, ohne Angst zu schüren. In Absprache mit der Polizei haben wir Schülern und Lehrern mitgeteilt, dass es eine Auseinandersetzung zwischen zwei Personen gab, wie die Lage ist, was im Gebäude passiert, dass die Polizei die Lage unter Kontrolle hat und dass für die Schüler und Lehrer keine Gefahr besteht“ erklärt der Schulleiter. Eine Schülerin nahmen die Ereignisse nach Angaben des Schulleiters allerdings so mit, dass sie vor Ort von Rettungssanitätern behandelt werden musste.
Sein Eindruck: „Es war gut, dass so viel Polizei vor Ort war, auch dass die Polizei gut sichtbar war. Das hat vielen Schülern und Lehrern ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.“ Mikaeel Tabari berichtet: „Ein Polizist kam in unsere Klasse und fragte, ob alles in Ordnung sei.“ Für Toilettengänge fanden Schulleitung und Polizei auch eine Lösung: SEK-Beamte sorgten nach Angaben des Schulleiters dafür, dass die Schüler sicher zur Toilette und zurück in den Klassenraum kamen.
Gegen 12 Uhr beendete die Polizei den Einsatz im Schulzentrum. Das gesamte Gebäude war zu dem Zeitpunkt durchsucht und gesichert, der Täter aber nicht gefunden. Die Fahndung dauert an. Für die Schüler fiel der weitere Unterricht am Dienstag aus. „Wir werden am Mittwoch in die Klassen hinein hören, ob einzelne Schüler Hilfe brauchen. Wir haben für solche Fälle ein sozialpädagogisches Betreuungskonzept“, erklärt Schulleiter Markus Zschüntzsch. Ab Donnerstag werde außerdem ein Team des Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentrums Nord vor Ort sein.
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