Vor anderthalb Wochen ist die Testpflicht für Friseurbesuche weggefallen, für den Kaffee oder das Bier in der Außengastronomie müssen Gäste seit Pfingsten kein negatives Testergebnis mehr vorweisen – und auch für das Termin-Shopping ist es nicht mehr notwendig, sich vorher testen zu lassen. Vollständig Geimpfte und Genesene, die den entsprechenden Nachweis liefern, sind ohnehin von der Testpflicht befreit. In Niedersachsen ist sie für den Einzelhandel abgeschafft. Die Corona-Inzidenzen befinden sich im Sinkflug, an diesem Mittwoch hat Bremen erstmals seit Monaten wieder die 35er-Marke unterschritten. Das bedeutet: weitere Öffnungen und Lockerungen – vermutlich auch von der Testpflicht – stehen an.
"Die Entwicklung ist natürlich absolut positiv zu bewerten, mittlerweile macht sich unter anderem die steigende Zahl der Geimpften bemerkbar", sagt der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Lukas Fuhrmann. "Schnelltests werden uns aber sicherlich weiterhin begleiten, auch wenn in einigen Bereichen die Testpflicht nach und nach wegfällt." Was bedeutet diese Entwicklung aber für die Teststationen und -zentren? Werden sie bald mangels Nachfrage verschwinden?
Wöchentlich ein Test pro Person - das bezahlt der Bund
In der Regel handelt es sich um private Unternehmen, Organisationen, Arztpraxen oder Apotheken, die Schnelltests inklusive offizieller Bescheinigung des Ergebnisses anbieten. Die Genehmigungen werden durch den öffentlichen Gesundheitsdienst erteilt. Vor allem seit der Einführung der kostenlosen Bürgertests Anfang März sind immer mehr Stationen und Zentren entstanden. Die Kosten dafür übernimmt der Bund: Als Vergütung sind pro Abstrich und Test bis zu sechs Euro für die Sachkosten und 15 Euro für den Abstrich durch ärztliches beziehungsweise zwölf Euro durch nicht-ärztliches Personal vorgesehen. Die Betreiber rechnen mit der jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ab, diese leitet die Rechnungen an den Bund weiter. Kostenlos testen lassen kann sich jeder. Laut der Verordnung des Bundes können die Bürgertestungen mindestens einmal pro Woche in Anspruch genommen werden.
Die KV Bremen verzeichnete an den von ihr betriebenen Standorten in der Vahr und in Bremen-Nord im März 3097, im April 3471 und im Mai bislang 2392 Schnelltests. "Noch ist das ein hohes Niveau, mit dem Anstieg der Impfungen und Lockerungen kann es aber gut sein, dass das nachlässt. Aktuell gehen wir aber davon aus, beide Einrichtungen auf jeden Fall bis zum Jahresende zu behalten", sagt KV-Sprecher Christoph Fox.
Auch im Testzentrum in der Messehalle 3 bewegten sich die Zahlen noch auf einem hohen Niveau, sagt der Sprecher des Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Bremen, Lübbo Roewer. An Pfingsten sei sogar mit 1061 Testungen ein neuer Tagesrekord seit März erreicht worden. Das Zentrum in der Messehalle ist eines der größten in Bremen. Aber auch das DRK will angesichts weniger Neuinfektionen, mehr Geimpften, Lockerungen und des damit einhergehenden Wegfalls der Testpflicht in weiteren Bereichen nicht ausschließen, dass künftig weniger Menschen zum Testen kommen. Sinkende Inzidenzen bedeuten auch, dass bald wieder mehr Veranstaltungen möglich werden könnten – auch in der Messe. "Der Vertrag der Stadt mit der Messe läuft am 30. August aus", sagt Roewer. "Ob er verlängert wird, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Wenn nicht, könnten wir wie jetzt auch schon mit mobilen Teststationen in den Stadtteilen vor Ort sein."
Auch Jan Patrick Wolters blickt auf eine Frist. Der Unternehmer und Gastronom, der auch die Bayernfesthalle betreibt, hat mit Partnern mehrere Corona-Teststationen eröffnet: im Januar am Airport, später weitere am Weserpark und der Berliner Freiheit. "Am 30. Juni läuft die Finanzierung der Bürgertests durch den Bund zunächst aus, ob das verlängert wird, wissen wir nicht. Aber schon jetzt merkt man, dass weniger Menschen zum Testen kommen. Man muss im Blick haben, ob sich der Aufwand noch lohnt", sagt er. Wie die grundsätzliche Entwicklung weitergehe, könne im Moment ohnehin niemand sagen. "Als Gastronom freue ich mich natürlich, wenn die Infektionszahlen sinken, es bald mehr Öffnungen gibt und ich wieder meine eigentliche Tätigkeit aufnehmen kann", sagt Wolters.
Die Internetseite der Gesundheitsbehörde listet laut Fuhrmann aktuell 27 private Testzentren und -stationen in der Stadt Bremen auf. Dazu kommen 26 Apotheken und eine Reihe von Arztpraxen, in denen sich Menschen kostenlos testen lassen könnten. Seit dem 9. März bis zum Stichtag 20. Mai seien der Behörde 268.866 Schnelltests von den größeren Betreibern gemeldet worden. 1739 davon mit positivem Ergebnis, dieses habe sich in 72 Prozent der Fälle durch einen PCR-Tests bestätigt. "Das zeigt, dass ein gewisser Anteil von Corona-Infektionen herausgefischt wird", sagt der Sprecher. "Testen ist und bleibt deshalb auch noch länger eine wichtige Säule der Pandemie-Bekämpfung." Überall dort, wo Hygiene- und Sicherheitskonzepte zu den Auflagen gehörten, seien sie künftig weiterhin vorstellbar: bei Veranstaltungen mit Zuschauern etwa, touristischen Reisen wie Übernachtungen in Hotels, Besuchen in Pflegeheimen oder Krankenhäusern, wenn das Besuchsverbot gelockert werde.