Der Blick aus Bremen geht in die niedersächsische Nachbarschaft: Seit Mittwoch können Patienten, die im Klinikum Oldenburg behandelt werden, wieder Besuch von Angehörigen oder Freunden empfangen. Regulär, aber dennoch mit Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie. "Voraussetzung ist zum einen ein negativer Antigentest", sagte Klinik-Sprecherin Sigrid Jürgensmann. In Kooperation mit der Johanniter-Unfallhilfe sei ein Bürgertestzentrum gegenüber des Haupteingangs eingerichtet worden. Bei einem negativen Ergebnis bekämen Besucherinnen und Besucher ein Armband als Berechtigungsnachweis. Vollständig Geimpfte benötigten keinen Test mehr, aber auch sie müssen sich in dem Zentrum melden und den Impfstatus nachweisen, um das Armband zu erhalten.
Die weiteren Regelungen: "Patientinnen und Patienten, deren Aufenthalt mindestens sechs Tage dauert, benennen einen festen Besucher. Nur dieser darf einmal pro Tag zu Besuch kommen. Kontrolliert wird das über einen Besucherausweis", erklärte die Sprecherin. Dieser müsse bei jedem Besuch mit einem gültigen Lichtbildausweis vorgelegt werden. Besuchszeiten seien täglich von 15 bis 18 Uhr, im gesamten Haus gelte selbstverständlich Maskenpflicht. "Nach den ersten beiden Tagen haben wir etwa 200 Tests in dem Zentrum registriert, dazu kommen Personen mit Tests von anderen Stationen. Wir sind froh, dass wir Patienten und Angehörigen Besuche nun wieder regelmäßig ermöglichen können. Je nach Entwicklung der Pandemie soll das noch ausgebaut werden", kündigte Jürgensmann an.
In Bremen ist es noch nicht soweit – in den Kliniken und der Gesundheitsbehörde laufen aber Gespräche und Vorbereitungen für Lockerungen, sagte Lukas Fuhrmann, Sprecher von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke), dem WESER-KURIER. Die Corona-Verordnung des Landes müsse dafür angepasst werden. Aktuell gelte bis auf spezielle Ausnahmen ein allgemeines Besuchsverbot. "Am vergangenen Mittwoch haben wir die Kliniken um Stellungnahmen dazu gebeten. Lockerungen sind grundsätzlich geplant, aber wir werden dabei sehr, sehr vorsichtig vorgehen", betonte Fuhrmann.
Möglich sei, dass das Thema bei der Senatssitzung am Dienstag besprochen werde, wenn es um die Aktualisierung der Corona-Verordnung gehe. "Die Debatte sowie eine Entscheidung können aber auch um eine Woche vertagt werden", so der Sprecher. Wie Lockerungen konkret aussehen sollen, ob etwa nach dem Vorbild des Klinikums Oldenburg, konnte der Sprecher nicht sagen. "Möglich ist einiges: dass etwa Testergebnisse, Impfstatus, feste Besuchszeiten und andere Kriterien Voraussetzungen sind. Klar ist, dass nicht einfach die Türen geöffnet werden", betonte Fuhrmann.
Vorsicht ist auch in den Kliniken die Prämisse, unter der die Debatte um Besuchsregelungen geführt wird. "Wir verfolgen selbstverständlich aufmerksam und mit Interesse die Entwicklung der Corona-Zahlen. Wir sind aber immer noch weit davon entfernt, dass die Pandemie beendet ist", sagte Karen Matiszick, Sprecherin des größten Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno). Das Infektionsrisiko sei weiterhin hoch, auch und gerade in den Krankenhäusern gebe es mit schwerkranken Patienten besonders vulnerable Gruppen. Wann und welche Änderungen es in der Corona-Verordnung geben werde, liege in der Hand der Behörde, so Matiszick.
Darauf verweist auch Ingo Hartel, Sprecher des Diako. Wenn vonseiten der Behörde eine neue Rechtsgrundlage gegeben sei, werde diese geprüft und gegebenenfalls den Besuchsregelungen angepasst. Konkrete Vorschläge gibt es aus dem Krankenhaus in Gröpelingen: "Denkbar wäre es ja – begleitet von einer verantwortlichen Teststrategie und natürlich Maskenpflicht –, die Anzahl der Besucher und die Besuchszeiten zu begrenzen, um in einem ersten Schritt Besuche zu ermöglichen und dabei sowohl die Patienten als auch die Mitarbeiter zu schützen", so Hartel.
Die Erwartung bei Patienten und Angehörigen, dass Besuche bald wieder einfacher möglich sind, sei verständlich, sagte die Sprecherin des Rotes-Kreuz-Krankenhauses (RKK) in der Neustadt. "Das muss und wird auch kommen, aber vorsichtig in diesen hochsensiblen Bereichen", betonte Dorothee Weihe. Erfreulicherweise sinke auch in Bremen der Inzidenzwert, während auf der anderen Seite die Zahl der Geimpften steige, sagte Maurice Scharmer vom St.-Joseph-Stift in Schwachhausen. "Dennoch sehen wir uns weiterhin in der Pflicht, unsere Patienten und unsere Mitarbeiter durch besondere Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen", betonte der Sprecher. Solange von der Behörde kein neuer Beschluss vorliege, gelte weiterhin das verordnete Besuchsverbot mit Ausnahmen in besonderen Situationen.