
„Revolutionäre Strategien in nichtrevolutionären Zeiten“: Das Buch von Willi Gerns ist zu seinem Vermächtnis geworden, denn der Zeitzeuge der politischen Justiz der Adenauer-Ära ist am Montag im Alter von 90 Jahren gestorben. Der gebürtige Hannoveraner war in der jungen Bundesrepublik einer der führenden Köpfe der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Als die FDJ 1951 im Westen verboten wurde, wie später die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), machte er illegal weiter. In Lüneburg stand der 25-Jährige deshalb 1955 vor Gericht. Sein Ankläger war ein früherer NS-Kriegsgerichtsrat. Das Urteil: zwei Jahre Gefängnis.
Dass er als Häftling Bücher über marxistische Ökonomie lesen durfte, soll er Fritz Bauer verdankt haben, einem politisch unbelasteten Juristen, der später in Frankfurt am Main die Auschwitzprozesse in Gang setzte. 1960 wurde Willi Gerns erneut angeklagt, diesmal, weil er den Bundeskanzler einen „Arbeiterfeind“ genannt hatte. Die letzten Wochen der fünfmonatigen Haftstrafe saß er in Oslebshausen ab.
Willi Gerns ging zum Studieren nach Moskau und kehrte als Ökonom und Übersetzer nach Bremen zurück. Politisch engagiert blieb er sein Leben lang. In Leserbriefen forderte er, das Gesundheitssystem zu verstaatlichen, inklusive der Pharma-Industrie, er prangerte Atomkriegsübungen an und gedachte der sowjetischen Opfer des Nationalsozialismus.
Zuletzt setzte er sich dafür ein, dass in Farge ein Stolperstein für Luise Röhrs verlegt wird, die von NS-Juristen wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt und dann begnadigt und ins Gefängnis geschickt worden war. Bei jeder Unterschrift, die dafür geleistet wird, denken seine Mitstreiter nun auch an ihn.
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