Acht Monate nach Pandemie-Beginn in Deutschland treiben die Bundesländer mit Hochdruck die Vorbereitungen für Corona-Massenimpfungen voran. In Bremen und Niedersachsen sind die Gesundheitsbehörden derzeit mit der Planung und Einrichtung von Impfzentren befasst. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt im Nachrichtenmagazin „Spiegel“ gesagt, er rechne „Anfang nächsten Jahres“ mit einem Impfstoff gegen Covid-19 für die deutsche Bevölkerung. Es könne Januar sein, vielleicht auch Februar oder März – oder noch später.
„Die Länder sind vom Bund aufgefordert worden, zeitnah eine Strategie für die Lagerung und Verteilung eines Corona-Impfstoffs zu erarbeiten“, bestätigt Lukas Fuhrmann, Sprecher von Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke), dem WESER-KURIER. Grundlage ist die nationale Impfstrategie, die von der Bundesregierung vorbereitet wird. Bund und Länder haben sich laut dem Sprecher auf ein einheitliches Vorgehen bei der Corona-Impfung geeinigt.
Bundesweit soll es demnach 60 Logistikstandorte geben, an die der Impfstoff geliefert wird. Bis Dienstag kommender Woche sollen alle Länder ihre Standorte an den Bund melden, außerdem sollen große Impfzentren eingerichtet werden. Im Land Bremen wird es laut Fuhrmann einen Logistikstandort und ein Impfzentrum geben. „Dabei macht es Sinn, beides räumlich anzudocken. Unter anderem damit die Wege kurz sind, denn der Impfstoff muss auf etwa minus 70 Grad Celsius heruntergekühlt werden“, so Fuhrmann.
Die Gesundheitsbehörde geht laut dem Sprecher von etwa 400.000 Menschen im Land Bremen aus, die geimpft würden. Nach jetzigem Stand handele es sich um eine Zweifachimpfung. Das bedeutet: Wie beim Schutz vor Masern, ist eine zweite Impfung nach einem bestimmten zeitlichen Abstand erforderlich. Damit möglichst viele Menschen möglichst schnell gegen Covid-19 geimpft werden könnten, sei ein entsprechend großer Standort für das Impfzentrum erforderlich.
Mobile Impfteams
„Ein geeigneter Platz könnte zum Beispiel die Messe auf der Bürgerweide sein, sie ist zentral gelegen und verkehrstechnisch gut angebunden“, so Fuhrmann. Da nur ein einziges großes Zentrum für das gesamte Bundesland geplant sei, müssten Impfwillige aus Bremerhaven nach Bremen reisen. Nach Angaben des Sprechers wird es voraussichtlich auch sogenannte mobile Impfteams geben, die etwa in Alten- und Pflegeheimen und bei Angehörigen von Risikogruppen zum Einsatz kommen, die mobil eingeschränkt sind.
Da zunächst von einer begrenzten Verfügbarkeit von Impfdosen auszugehen sei, würden von der Ständigen Impfkommission, dem Deutschen Ethikrat und der Nationalen Akademie Leopoldina Empfehlungen für eine Priorisierung erarbeitet, wie der Sprecher betont. Pflegeheimbewohner oder auch medizinisches Personal gehörten voraussichtlich zu der Personengruppe, die mit Vorrang geimpft würde.
„Die Kosten für den Impfstoff übernimmt der Bund“, so Fuhrmann. Die Länder sollen Material wie Spritzen, Kanülen und Desinfektionsmittel beschaffen und finanzieren. Dazu kommen Kosten für Impflogistik, Lagerung, Kühlung und Verteilung der Impfdosen. Dies soll laut Fuhrmann aus Landesmitteln finanziert werden, die Höhe der Kosten stehe noch nicht fest. Außerdem werde zusätzliches medizinisches Personal für das Impfzentrum und die Impfteams benötigt. Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) will dabei mit einem Aufruf an Ärzte unterstützen, „sobald klar ist, wann ein Impfstoff zugelassen wird“, so KVHB-Sprecher Christoph Fox.
Auch in Niedersachsen laufen die Vorbereitungen unter Hochdruck. „Wir sind bereits in die Beschaffung der Verbrauchsmaterialien eingestiegen“, sagt der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Oliver Grimm. Wie viele Impfzentren es geben soll und welche Standorte dafür vorgesehen sind, wollte das Ministerium noch nicht mitteilen.