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Neue Berechnungen der Statistikbehörde Bremen wächst langsamer

Das Bevölkerungswachstum in Bremen hält in den nächsten Jahren zwar an, wird sich aber in Richtung 2025 deutlich abflachen. Davon geht das Statistische Landesamt in einer aktuellen Berechnung aus.
18.12.2017, 21:07 Uhr
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Bremen wächst langsamer
Von Jürgen Theiner

Auf diese Zahlen warten Stadtentwickler, Schul- und Kindergartenplaner, die Bauwirtschaft und viele andere Akteure, die mit der Zukunft der urbanen Infrastruktur zu tun haben – jetzt hat das Statistische Landesamt geliefert. In einem noch unveröffentlichten Papier legt die Behörde eine Prognose der Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2025 vor.

Wichtigste Aussage: Bremen wächst weiter, aber nicht mehr so stark wie zuletzt angenommen. Von gegenwärtig rund 566.000 wird die Zahl der Einwohner der Stadtgemeinde innerhalb der nächsten sieben Jahre auf gut 578.000 ansteigen. Klar ist auch: Der Trend ist nicht flächendeckend, sondern verläuft in den Stadtteilen recht unterschiedlich. Selbst nah beieinander liegende Quartiere zeigen zum Teil gegenläufige Tendenzen.

Seiner Vorausberechnung hat das Statistische Landesamt diverse Faktoren zugrunde gelegt. Neben der Entwicklung der vergangenen Jahre waren das zum Beispiel amtliche Annahmen zur Zuwanderung aus dem Ausland, die Ausweisung von Baugebieten und das „generative Verhalten“ der Bevölkerung, also die Fortpflanzungsrate in den einzelnen Stadtteilen.

Bevölkerungsstruktur dürfte sich weiter verändern

Auf dieser Basis geht die Statistikbehörde für die Jahre bis 2021 von einem jährlichen Einwohnerzuwachs in der Größenordnung von zwei- bis dreitausend Personen aus, danach wird sich das Wachstum voraussichtlich auf unter 1000 pro Jahr abflachen. Die Bevölkerungsstruktur dürfte sich durch Zuwanderung weiter spürbar verändern.

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So wird etwa für 2019 mit rund 8400 Zuwanderern aus dem Ausland plus etwa 3400 neu ankommenden Flüchtlingen gerechnet. Bei einer gleichzeitigen Abwanderung von etwa 6100 Ausländern ergibt sich ein positiver Saldo von rund 5800. Im Zeitraum bis 2025 ist von einer Netto-Zuwanderung aus dem Ausland in der Größenordnung von circa 41.000 Menschen auszugehen, glaubt man im Statistischen Landesamt.

Der Wanderungssaldo zwischen Bremen und dem übrigen Bundesgebiet bleibt dagegen negativ. Bis 2025 dürfte er sich auf rund 18.000 belaufen. Dass diese Zahlen allesamt nicht in Stein gemeißelt sind, sondern beispielsweise durch politische Einflüsse noch deutliche Veränderungen erfahren können, darauf legt Eva Kibele Wert. „Es wird in der Realität mit Sicherheit Abweichungen geben“, sagt die Referatsleiterin Bevölkerungsentwicklung.

Stärkster prognostizierter Einwohnerzuwachs in der Überseestadt

Gleichwohl sind einige Trends unverkennbar. Die teils deutlichen Zuwächse der vergangenen Jahre im Bremer Osten setzen sich fort, während es etwa im ländlichen Borgfeld und in Teilen des Bremer Südens auch zu leichten Rückgängen kommen kann. Für manche citynahen Stadtteile wie Walle zeichnet sich ein uneinheitliches Bild ab.

In Fortschreibung des Trends der vergangenen Jahre geht das Statistische Landesamt beispielsweise für den Ortsteil Steffensweg von einem Rückgang der Einwohnerzahl von derzeit 4400 auf etwa 3800 im Jahr 2025 aus. Der Waller Beiratssprecher Wolfgang Golinski (SPD) hält das noch nicht für ausgemacht. Walle habe Zulauf, gibt er seine Beobachtungen wieder.

„Viertelflüchtlinge“ etwa, denen das Wohnen in der Östlichen Vorstadt zu teuer geworden ist, wendeten sich verstärkt Walle zu. „Das kann man zum Beispiel im Waller Wied beobachten. Dort kostet ein kleines Häuschen aus der Zeit kurz nach 1900 inzwischen gut und gern 120.000 Euro“, weiß Golinski. Um den Ortsteil Steffensweg ist ihm daher nicht bang.

Auch für den Norden der Stadt eine buntscheckige Landkarte

In Golinskis Waller Beiratssprengel befindet sich übrigens auch der Bremer Ortsteil mit dem stärksten prognostizierten Einwohnerzuwachs: die Überseestadt. Zwischen 2017 (rund 2100) wird sich die Bewohnerzahl bis 2025 nach Einschätzung der Statistiker auf gut 6000 nahezu verdreifachen.

In dieser Entwicklung schlagen sich die zahlreichen laufenden und bereits projektierten Wohnungsneubauten nieder. Nachdem dort in den ersten Jahren zunächst viele Büro- und Gewerbebauten sowie hochpreisige Wohnungen à la Landmark Tower entstanden waren, kam dort zuletzt auch der sozial geförderte Wohnungsbau auf Touren.

Auch für den Norden der Stadt ergibt die Projektion der Statistiker eine recht buntscheckige Landkarte mit erwarteten Zuwächsen und leichten Rückgängen. Ein kräftiges Plus von fünf Prozent und mehr bis 2025 wird dort aber nur für den Vegesacker Ortsteil Grohn erwartet. Dort wird seit dem Sommer auf dem früheren Tauwerk-Gelände ein größeres Neubaugebiet entwickelt.

Auch in den Blocks der Grohner Düne hat die Zahl der Bewohner zuletzt zugenommen, nachdem dort zeitweilig rund 100 Wohnungen baurechtlich gesperrt waren. Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt sieht sich derzeit mit der Herausforderung konfrontiert, zum Kindergartenjahr 2018/19 acht bis neun neue Gruppen aus dem Boden stampfen zu müssen, um den Zuwachs bei den betreuungsbedürftigen Kleinkindern zu bewältigen.

„Unsere Infrastruktur muss angepasst werden, und dafür ist das Zahlenmaterial des Statistischen Landesamtes hilfreich“, sagt er. Ob der Prognosehorizont allerdings bis 2025 reichen muss, daran hat Dornstedt so seine Zweifel. „Wie viele Einwohner wir in sieben Jahren haben, das ist doch eher Kaffeesatzleserei“, meint der Ortsamtsleiter. Die entsprechenden Berechnungen der Statistiker könne man glauben, „aber man kann es auch lassen“.

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