In den Stadtteilen Mitte und Östliche Vorstadt, in Findorff, der Neustadt und neuerdings auch Schwachhausen sind Rettungssicherheit, Gehwegparken und Fahrradbügel gerade viel zitierte Schlagwörter. Die Diskussion über den Standort der Bügel oder um die Art der Installation hat zwei Waller Nachbarn dazu bewogen, ihr Kapitel in der langen Geschichte beizusteuern: Auch Dieter Kappel und Günter Schwentzek haben in den vergangenen anderthalb Jahren Fahrradbügel vor ihre Häuser gesetzt bekommen – nicht einmal, sondern gleich dreimal.
Zunächst wurden die fünf Bügel auf Beschluss des Beirats im Januar 2024 gesetzt. Anwohner der Straße Auf dem Pickkamp hatten sich das gewünscht. Allerdings wurden sie aus verkehrstechnischen Gründen nicht an dieser Stelle, sondern vor den Häusern installiert, in denen Kappel und Schwentzek wohnen. Und nicht auf dem Gehweg, sondern im Rinnstein. "Bedauerlicherweise hat die von uns mit der Ausführung beauftragte Firma unsere Skizzen ignoriert", sagt Andrea Voth, Sprecherin des Amtes für Straßen und Verkehr (ASV). "Dies haben wir umgehend reklamiert." Die Firma habe den Fehler dann auf eigene Kosten behoben und die Bügel auf dem Gehweg aufgestellt, wie damals üblich. "Etwa 30 Zentimeter von der Bürgersteigkante entfernt", sagt Dieter Kappel, der davon ausging, das Hin und Her habe ein paar Tausend Euro an Steuergeld gekostet, auch weil die Bügel "abgeflext und verschrottet" worden seien. "Es handelt sich hier um dieselben Bügel, die fachgerecht umgesetzt wurden", versichert dagegen die Behördensprecherin. "Zu keiner Zeit sind Fahrradbügel verschrottet worden."
"Man kannte sich noch vom Vorjahr …"
Im Juni kam der Bautrupp erneut in die Straße Auf dem Pickkamp. "Man kannte sich noch vom Vorjahr und war freudig überrascht, dass es den Fahrradbügeln an den Kragen gehen sollte", erzählt Dieter Kappel. Die fünf Bügel wurden erneut ausgebaut und dann allerdings, zusammen mit Baken, auf der Fahrbahn wieder festgegossen. Zur Verwunderung der Anwohner.

Dreißig Bohrungen für drei Versuche waren nötig, um die fünf Fahrradbügel in der Straße Auf dem Pickkamp zu positionieren – plus Löcher für die Baken.
Zum Hintergrund erinnert das ASV daran, dass im Winter 2023/24 auf der Grundlage des Bundesverwaltungsgerichtsurteils zum verbotswidrigen aufgesetzten Parken auf Gehwegen damit begonnen worden sei, einen Vier-Stufen-Plan zur Neuordnung des Parkens umzusetzen. Die aktuellen Stufen eins und zwei sollen vor allem die Rettungssicherheit gewährleisten, also genug Platz für Feuerwehr und Rettungsdienste in den Straßen. Bei der Umsetzung arbeiten die Senatsressorts für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung sowie für Inneres und Sport eng mit dem ASV zusammen. So habe sich das Innenressort für einige Straßen das Anbringen der Fahrradbügel "explizit gewünscht, um so Engstellen zu generieren", wie Andrea Voth sagt. Auch die Straße Auf dem Pickkamp war dabei. Auf der den Fahrradbügeln gegenüberliegenden Straßenseite dürfen keine Autos mehr parken – so passt es wieder für die Feuerwehr.
Nach dem zweiten Umsetzen der Bügel sind mittlerweile 20 überflüssig gewordene Löcher wieder verfüllt worden. Die – einmaligen – Materialkosten für die Bügel betragen laut ASV jeweils circa 350 Euro je Bügel. Die Montage auf den sogenannten Nebenanlagen schlage mit je rund 450 Euro zu Buche. Auf der Fahrbahn beliefen sich die Kosten auf rund 1000 Euro pro Stück, "da hier aus Verkehrssicherheitsgründen zusätzlich Warnbaken notwendig sind".
Nach Beobachtung von Dieter Kappel und Günter Schwentzek sind die dreimal gesetzten Fahrradbügel bisher kaum genutzt worden. Sie selbst parken ihre Fahrräder in der Garage oder hinter dem Haus. Und zur Verkehrsberuhigung wären ihnen Pflanzkübel lieber.