Die Menschen stehen Schlange vor dem Geschäft in der Obernstraße 28. Dort, gegenüber vom Warenhaus Karstadt, dessen Mutterkonzern gerade mal wieder ein Sanierungsplan durchläuft, hat am Sonnabend die Kette "Cinnamood" eine Filiale eröffnet. Die Hoffnung: Der Laden soll ein Baustein sein, um die Innenstadt attraktiver zu machen.
Bremen ist eine von mehr als 20 Städten, in denen "Cinnamood" vertreten ist. Das Konzept ist jung, so wie die Zielgruppe. Zu kaufen gibt es Zimtschnecken, oder, wie es im Geschäft heißt, "cinnamoon rolls". Eine Rolle kostet zwischen 4,20 und 4,90 Euro, von den mehr als 16 Sorten schmecken allerdings nur wenige nach Zimt. Dafür können Kundinnen und Kunden unter anderem zwischen Zitrone, Erdbeere, Schokolade oder Bounty wählen. Die bunten Kringel fallen schon im Vorbeigehen auf. "Das sind ja kleine Kunstwerke", sagt eine Passantin.
Eine Bereicherung für die Innenstadt?
Juliane Scholz, Sprecherin der Wirtschaftsförderung Bremen, sagt, "Cinnamood" würde die Nachbarschaft gut ergänzen. Nur einen Steinwurf ist etwa das "Espresso House" entfernt, auch dort stehen unter anderem Kanelbulle, also Zimtschnecken, auf der Karte. "Aber gerade in seinem kulinarischen Angebot ist 'Cinnamood' in Bremen einmalig", sagt Scholz. Das Geschäft sei ein "Frequenzbringer". Das jüngere Publikum würde von der Innenstadt noch nicht angesprochen. Das solle das Konzept ändern. "Die Macher sind auf Instagram aktiv", das komme bei der jüngeren Zielgruppe an, sagt Scholz.
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Njomza Hajadri ist mit drei Freundinnen und Freunden zum ersten Mal in dem Geschäft. "Ich habe den Laden auf Instagram entdeckt und wollte das auf jeden Fall probieren", sagt die 25-Jährige. Sie habe vor allem überzeugt, dass es so viele unterschiedliche Geschmacksrichtungen gibt. Sie testet Zitrone. Es schmecke gut, sagt sie. Sie wolle wiederkommen.
Auch Annika Makrinus ist angetan. Die 23-Jährige war schon am Sonnabend bei der Eröffnung des Geschäfts dabei. "Es war super voll", sagt sie. "In Bremen gibt es bislang nicht so viele moderne Läden." Deswegen freue sie sich über die Neueröffnung. Und auch die Zimtschnecken würden ihr gut schmecken. "So cremig", sagt sie. Für den Geburtstag ihrer Freundin bringe sie gleich mehrere mit.
Markus Müller geht die Obernstraße entlang, das Geschehen habe seine Aufmerksamkeit erregt. Er sagt: "So eine Backkreation habe ich noch nicht gesehen." Er bleibt vor dem Laden stehen, schaut sich das Geschehen an. "Erstmal ist mir der Kuchen aufgefallen", sagt der 50-Jährige, "und dann die vielen Menschen." Denn nicht nur das moderne Konzept, auch die lange Schlange vor dem kleinen Laden entfaltet ihre Wirkung. Ob mittags oder nachmittags: Immer wieder sammeln sich Menschen vor der Auslage.
Instagramtaugliche Backkunst
Den Inhaber Jens Thielen freue das. "Seit der Eröffnung geht das schon so", sagt der 29-Jährige. Sein T-Shirt ist mit Frosting, also Glasur, und Teig beschmiert, er kommt aus der Küche. Dort würden die Zimtschnecken frisch aufgebacken, sagt er. Die Rezepte bekommt er vom Kölner Franchisegeber, der auch die in weiß und Pastellfarben gehaltene Ladengestaltung sowie die Werbekampagne auf Instagram vorgibt. Der Laden soll hip wirken. Viele Kundinnen und Kunden stehen in der Schlange und filmen die Backbleche voller Zimtschnecken. "Essen klickt sich gut auf Instagram", sagt eine von ihnen.

20 Teilchen gibt es pro Backblech. Die Zimtschnecken werden in allen möglichen Variationen verkauft.
Thielen betreibt mit Bremen seine achte Filiale in Deutschland. Er habe schon länger selbstständig sein wollen und sich auf dem Markt umgeschaut. Das Produkt habe ihn überzeugt. Für den Standort in Bremen sprach seinen Angaben zufolge die Einwohnerzahl der Stadt.
Im Geschäft in der Obernstraße stehen drei Tische für Kundinnen und Kunden bereit. Eigentlich sieht das "Cinnamood"-Konzept dieses Mobiliar gar nicht vor – es gehe darum, die Zimtschnecken mitzunehmen, erklärt Thielen. "Die Kunden können sie auf der Straße oder zu Hause essen", sagt er. Woher die Begeisterung für Zimtschnecken komme? "Ich glaube, es ist etwas Neues", vermutet er. "Was vorher Donuts waren, sind jetzt eben Zimtschnecken."