Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Mobil-Allee in Bremen Wie die Bremer Wanderbaumallee Lust auf mehr Stadtgrün machen soll

Bremer Wanderbaumallee ist auf Premierentour und soll Lust auf mehr Stadtgrün machen. Erste Station ist Schwachhausen. Anfragen aus anderen Stadtteilen liegen bereits vor.
20.07.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wie die Bremer Wanderbaumallee Lust auf mehr Stadtgrün machen soll
Von Justus Randt

Premiere für ein neues Stadtbegrünungsmodell in Bremen: Auf der Schwachhauser Seite der Graf-Moltke-Straße gastiert derzeit eine Baumgruppe – die Bremer Wanderbaumallee. Sie soll später auf Tournee in andere Stadtteile gehen oder besser: dorthin gerollt werden. Die insgesamt sieben Allee-Module verfügen über Handwagenfahrwerke und können mit meterlangen Deichseln bequem manövriert werden. Mindestens zu zweit, zu Fuß und nicht schneller als „mit vier Kilometern pro Stunde“, schätzt Klaus-Peter Land vom Verein für Sozialökologie Bremen.

Als Projektträger ist der Verein zu guter Letzt für das Wechselspiel der Jungpflanzen zuständig. Das Ensemble aus Gold-Gleditschien, Baumhaseln, Blaseneschen und einer Zierkirsche ist seinen Eigenschaften entsprechend zusammengesetzt: „Sie wurden nach intensiver Beratung ausgewählt, weil diese Arten stadtklimaresilient und insektenfreundlich sind“, sagt Klaus-Peter Land (Grüne). Er ist auch Mitglied im Verkehrsausschuss des Ortsbeirats Schwachhausen, in dessen Umweltausschuss die Idee vor zwei Jahren aufgekeimt war.

„Mit diesem Projekt wird für alle Bremerinnen und Bremer erlebbar gemacht, wie sich ihr Leben in der Stadt durch mehr Grün nachhaltig verbessern würde“, beschreibt der Verein die Aktion und die großen Erwartungen, die damit verbunden sind. „Es werden Anstöße gegeben für eine zügigere Begrünung der Stadt, ein besseres Kleinklima und mehr Klimaschutz, die Schaffung neuer Verweil- und Begegnungsorte und eine höhere Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum.“ In der Nachbarschaft haben die Wanderbäume bereits Fuß gefasst: An sonnigen Tagen und lauschigen Sommerabenden sind die belaubten Module schnell zu beliebten Treffpunkten geworden.

Dafür gibt es Beispiele. An Vorbildern wie München, Stuttgart, Köln und Hannover orientiert, sollte auch in Bremen eine Wanderbaumallee wachsen und ihren Weg durch die Stadtteile nehmen. Der Umweltbetrieb Bremen (UBB), der ursprünglich das Sagen über die Baumgruppe haben sollte, hatte bereits 14.300 Euro für sechs Bäume samt Kübeln, Wasserkästen und gerädertem Chassis beantragt. Da kippte der Beirat die Idee samt geleisteter Vorarbeit, nachdem die Kosten bekannt geworden waren: Laut UBB hätten sechs Wanderbäume in fünf Jahren einschließlich Pflege und Transport rund 25.000 Euro gekostet. Was immer noch günstiger gewesen wäre als sechs herkömmlich an den Straßenrändern verwurzelte Bäume, für die im selben Zeitraum etwa 34.000 Euro veranschlagt wurden.

Mit der SWB-Umweltinitiative für nachhaltige Stadtteilprojekte tat sich im vergangenen Jahr ein neuer Topf für die Wanderbäume auf, der laut Klaus-Peter Land den Löwenanteil der Kosten zur nun auf sieben Module angewachsenen Allee beigetragen hat: 15.000 Euro. Aus sogenannten Globalmitteln steuere der Beirat Schwachhausen 7500 Euro bei, der Verein für Sozialökologie sei mit Eigenmitteln beteiligt. Eine Honorarkraft habe die Mobilbaumplanung zur Reife getrieben. „Wir müssen uns um die Begleitung und gärtnerische Betreuung kümmern, das Projekt ist im Fluss.“

So ist es auch in Vorbildstädten wie Hannover, wo der BUND für das Wanderallee-Projekt verantwortlich ist. Die Stadt unterstütze die – wie andernorts formulierten – Ziele und stelle auf Antrag öffentliche Flächen zur Verfügung, wie ein Sprecher bestätigt. Im September will Hannover die Wanderbaumallee demnach auch an den autofreien Tagen während der europäischen Mobilitätswoche einsetzen.

Die vergangenen Monate haben die sieben Bremer Wanderalleebäume auf dem Hof der Waldorfschule in Schwachhausen gestanden. „Das war schon mal ein Härtetest“, sagt Klaus-Peter Land. Nachdem mit dem Amt für Straßen und Verkehr geklärt worden sei, dass die Wanderbäume der Form halber Handwagen seien und mit solarbetriebenen Standlichtern ausgestattet an Straßenrändern und in Nischen aufgestellt werden könnten, habe man losgelegt. Fünf der sieben Bäume mit ihren 1,5 mal 1,5 Meter großen Pflanzgefäßen und Wasserbehältern für einen Wochenbedarf sind mittlerweile in den Straßenraum ausgewildert worden.

„Die Pflanzen sind kleiner als vier Meter, damit sie auf jeden Fall unter Straßenbahnoberleitungen hindurch passen“, sagt Klaus-Peter Land. Und sie sind befristet im mobilen Außendienst: Nach zwei, drei Jahren werde es Zeit, sie an feste Standorte zu verpflanzen. Unterdessen hat sich der Bremer FDP-Landesvorsitzende Thore Schäck zu Wort gemeldet: „Wanderbäume haben auf Parkplätzen am Straßenrand nichts zu suchen“, meint er. Die mit den Wanderbäumen einhergehende Verknappung des Parkraums durch den Senat sei „reine Schikane“.

Klaus-Peter Land kann das nicht nachvollziehen: „Die Standorte sind mit den Anwohnern abgesprochen. Die Bäume stehen nur an Stellen, an denen man sowieso nicht parken darf.“ Und nur für wenige Wochen, dann zieht das Wäldchen weiter. Schon jetzt gebe es Anfragen wegen der Wanderallee aus der Neustadt, Findorff, Walle und dem Viertel.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)