Als Alina Mosiazh (30) und Volodymyr Saranov (30) um fünf Uhr nachts durch einen Bombeneinschlag aus dem Schlaf gerissen wurden, wussten sie, dass sich ihr Leben völlig verändern würde. Es war Ende Februar 2022, im Osten der Ukraine.
"Wir hatten Angst. Es war eine sehr nervöse Zeit", sagt Alina Mosiazh. "Es gab einige Male, wo wir nicht geglaubt haben, dass wir den nächsten Tag noch erleben." Ihre Heimatstadt war zerstört, ihre Wohnung auch. Über Monate harrten sie aus, arbeiteten weiter in ihren Berufen in einem Krankenhaus in der Nähe: Sie in der Radiologie, ihr Partner Saranov in der Anästhesie – oft ohne Strom, Wasser oder Heizung. Mehrere Wochen hausten sie mit Patienten und Kollegen zusammen in einem Keller.
Irgendwann war ihnen klar: So kann es nicht weitergehen. Im April 2022 fällten sie die Entscheidung zur Flucht nach Deutschland. Die Entscheidung sei ihnen nicht leicht gefallen, sagt Mosiazh. "Unser Leben musste in zwei Koffer passen", sagt die Ärztin.
Angekommen in Deutschland: Der Weg zurück ins Leben
In Bremen kam das Paar im August 2022 an. "Die ersten Monate in Deutschland haben wir uns gefühlt wie in einem Vakuum", erinnert sich Mosiazh. "Wir hatten natürlich anfangs noch die Hoffnung, dass der Krieg schnell endet und wir nach ein paar Wochen zurückkönnen. Aber das war nicht so", sagt sie. "Wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, wie es jetzt weitergehen soll."
Für sie und Saranov bestand kein Zweifel daran, dass sie wieder zu ihrem Beruf zurückkehren wollen. Wie schwierig der Weg dorthin werden würde, war ihnen damals noch nicht klar.
Der Weg zurück in den Arztberuf
Wer in Deutschland als Arzt oder Ärztin arbeiten möchte, braucht eine Approbation oder eine Erlaubnis zur Ausübung des ärztlichen Berufes. Beides wird durch die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz erteilt. Eine zentrale Voraussetzung hierfür sind gute Kenntnisse der deutschen Sprache.
Also hieß es für Alina Mosiazh und Volodymyr Saranov erst einmal: Deutsch pauken. "Wir lernen seit zwei Jahren Deutsch", sagt Mosiazh. Oft sitzen sie 12 bis 15 Stunden pro Tag am Schreibtisch, um den Stoff für die Prüfungen zu lernen. Sie wollten es gemeinsam schaffen, meint sie. "Medizinisches Deutsch, das ist sehr schwer."
Für die Zulassung zur Approbation müssen sie das Sprachniveau B2 erreichen. Zusätzlich braucht es noch eine spezifische Fachsprachenprüfung durch die Ärztekammer. Diese hatten beide im November 2024. "Das haben wir geschafft", sagt Saranov.
Manches ist in der Ukraine anders
Doch die Sprachkenntnisse sind nicht alles. Das Paar muss auch zahlreiche Dokumente vorlegen, damit das Gesundheitsressort über ihre Zulassung zur Approbation entscheiden kann. Im Januar 2024 haben sie damit begonnen, ihre Unterlagen und Nachweise an das Gesundheitsressort zu schicken. "Das dauert ziemlich lange, viele Dokumente mussten zunächst übersetzt werden. Im Anschluss hat das dann noch mal die Ärztekammer überprüft", sagt Mosiazh.
"Wir haben zwei Jahre Zeit, um die Prüfung zur Approbation zu bestehen und nur drei Versuche", erklärt Mosiazh. „Im Allgemeinen ist alles gleich in der Medizin, aber es gibt Besonderheiten. Kleine Dinge, die wir in der Ukraine anders gemacht haben", ergänzt Saranov. Deshalb wollen beide noch mehr Erfahrungen in der Praxis sammeln. Als Nächstes steht die Suche für einen Hospitationsplatz an.
"Wir müssen positiv bleiben und behalten uns diese Positivität bei. Sonst wären wir an unseren Erfahrungen und Erlebnissen zerbrochen", sagt die Ärztin.