Ab Sommer 2021 soll für Bremer Grundschulen in schwieriger Lage die Doppelbesetzung kommen. Diesen Plan verfolgt das Bildungsressort. Dann sollen nach und nach in 21 Grundschulen der Stadt nicht nur eine Lehrkraft in jeder Klasse stehen, sondern zwei: In der Regel jeweils eine Lehrkraft plus ein Erzieher oder eine Erzieherin. Vorgesehen ist diese Verstärkung für Schulen in Stadtteilen, die stark von Armut, Arbeitslosigkeit und Bildungsferne betroffen sind. Insgesamt gibt es in Bremen 78 Grundschulen. Geplant ist laut Behördensprecherin Annette Kemp, dass die Doppelbesetzung für die Schulen kommt, die der Sozialstufe vier und fünf zugeordnet sind: „Wir gehen nach Sozial-Index vor – sukzessive.“
Damit würde ein Vorhaben umgesetzt, das von Gewerkschaften und Grundschulverband seit Jahren gefordert wird. Der Plan ist im Bremer Schulkonsens und im rot-grün-roten Koalitionsvertrag verankert. In letzterem heißt es, die Doppelbesetzung für Grundschulen in schwierigem Umfeld solle „prioritär umgesetzt“ werden. Wie viel zusätzliches Personal dafür eingestellt werden soll und was Bremen dafür investieren wird, ist noch unklar. Die Umsetzung hänge von den Mitteln ab, die der Haushaltsgesetzgeber dafür bewillige, betont Kemp.
Müssen dafür in Zeiten, in denen schon jetzt nicht alle Stellen an Schulen besetzt werden können, nun viele zusätzliche Kräfte neu gewonnen werden? Der Behörde zufolge können teilweise die Stunden von bereits beschäftigtem Personal aufgestockt werden, teilweise müsse neu akquiriert werden.
„Ungeheuer wichtiges Zeichen“
Der Bremer Grundschulverband begrüßt die Pläne ausdrücklich: „Das wäre bildungspolitisch ein ungeheuer wichtiges Zeichen“, sagt Hans Brügelmann vom Landesvorstand des Verbands. „Wir fordern das seit 20 Jahren, das ist absolut zentral.“ Gerade in Gebieten, wo viele Kinder noch Deutsch lernen oder wenig soziale Kontakte haben, verändere es viel, wenn zwei Erwachsene gemeinsam in einer Klasse seien. „Dann kann sich zum Beispiel eine Person mit fünf Kindern mit einem Buch zurück ziehen, Kinder können viel individueller gefördert werden.“
Die Bildungsgewerkschaft GEW setzt sich ebenfalls schon lange für Doppelbesetzungen ein. „Wir fordern aber, dass diejenigen, die als zweite Kraft dazu kommen, genug Stunden erhalten“, sagt Barbara Schüll von der GEW Bremen. „Es muss gesichert sein, dass sie an allen Konferenzen und Besprechungen teilnehmen können.“ Dies sei bislang häufig nicht gegeben, wenn pädagogische Mitarbeiter an Schulen arbeiten. Ein Großteil des benötigten Personals könne über Aufstockungen für bereits an Schulen beschäftigte pädagogische Mitarbeiter gewonnen werden, glaubt Schüll. Viele seien bisher nur mit einem geringem Stundenumfang angestellt. Von Erzieherinnen und anderen pädagogischen Kräften an Schulen sei immer wieder der Wunsch nach einer Stundenaufstockung geäußert worden.