Anwohner und Gastronomen des Sielwalls können im Wortsinn aufatmen. Sie sind die Prozession der Autoposer und -protzer zumindest an den Wochenenden los, wenn die Hauptverkehrsader des Viertels künftig durch bauliche Hindernisse blockiert ist. Durchfahrtssperren können das Problem aber nicht lösen – würden nach und nach alle Strecken gesperrt, auf denen die Poser unterwegs sind, wäre Bremen schneller autofrei, als Rot-Grün-Rot es sich je hätte erträumen können.
Die Poser lösen sich nicht in Luft auf, sie weichen – wie auch jetzt schon – auf Strecken in der Neustadt, in Huchting oder in der Überseestadt aus, nerven und gefährden die Anwohner dort. Das Viertel als Ausgeh-Quartier besitzt eine hohe Aufmerksamkeit, andere Stadtteile haben keine. Ob der im April angekündigte neue bundesweite Bußgeldkatalog mit höheren Strafen für Raser gegen das Poser-Phänomen hilft, muss sich erst zeigen.
Verwarnungen bringen wenig. Klar ist, dass die überwiegend jungen Männer nur durch Sanktionen gestoppt werden können. Ob dafür alleine die 2018 eingerichtete Kontrollgruppe „Raser und Poser“ der Polizei ausreicht, erscheint fraglich – andere Städte, darunter Hamburg, gehen in dieser Hinsicht strenger vor. Dort werden Autos beschlagnahmt und stillgelegt.
Apropos Strenge: Wenn der Innensenator – wie angekündigt – davon ausgeht, dass im Viertel an den kommenden Wochenenden eine schmale Polizeibesetzung ausreicht, verwundert das. Die Autoposer sind dann zwar woanders, die anderen aktuellen Konflikte bleiben – vor allem die Partys am Osterdeich und das „Cornern“.