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Sielwall-Sperrung für Autos an Wochenenden Erst Baken, dann Schranken

Keine Durchfahrt: Das gilt bis auf Weiteres an allen Wochenend-Abenden für den Sielwall. Das Verbot soll nun auch baulich sichtbar werden. Langfristig sind Schranken geplant.
30.06.2021, 18:18 Uhr
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Von Frank Hethey Nina Willborn

Der Sielwall bleibt an den Wochenenden abends für auswärtige Autofahrer gesperrt. Die Polizeiwagen, die am vergangenen Wochenende die vier Zufahrtsstraßen blockiert haben, waren nur als Notlösung gedacht. Künftig wird das zeitweilige Durchfahrtsverbot zwischen 21 und 5 Uhr, das vor allem Autoposer aus dem Viertel vertreiben soll, mit baulichen Hindernissen durchgesetzt. Das Innen- und das Verkehrsressort haben sich am Mittwoch darauf geeinigt, dass das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) Baken an den Hinweisschildern rund um die Kreuzung aufstellt - nach demselben Prinzip, das rund um das Stadion auch bei Heimspielen von Werder angewendet wird.

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Geplant ist, dass das ASV eine Sicherheitsfirma (bei den Werderspielen ist dies Elko) beauftragt, die künftig die Sperren einrichtet und dort auch Personal einsetzt. An diesem Wochenende wird laut Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) erneut die Polizei diese Aufgabe übernehmen, falls das Personal der Sicherheitsfirma nicht so schnell gefunden werden könne. "Danach muss es aber ohne Polizeibeamte gehen", kündigte Mäurer an. "Diese brauchen wir an den Wochenenden dringend an vielen anderen Brennpunkten der Stadt."

Die Baken sollen mittelfristig durch fest installierte Schranken ersetzt werden, wie Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) erklärte. Sie einzubauen, bedarf einer gewissen Vorplanung. "Die Schranken müssen den Sicherheitsvorschriften entsprechen, da keine Passanten verletzt werden dürfen", sagte Schaefer. Außerdem muss geklärt werden, welche technischen Möglichkeiten für Anwohner, Taxen und Rettungsfahrzeuge eingesetzt werden können.

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Sperren und Kontrollen sind auch zwei Kernpunkte der Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt, die zum Thema Sielwall Anfang der Woche einen gemeinsamen Beschluss gefasst haben. Sie machen darüber hinaus auf eine Folge der Sielwall-Sperrung aufmerksam: Viele Autos weichen in die Nebenstraßen aus. Die Beiräte fordern ein Verkehrskonzept, das auch die Anwohner dieser Straßen schützt, sowie eine konsequente Verfolgung der Autoposer.

Ähnlich äußern sich die verkehrspolitischen Sprecher der Fraktionen. "Dass es nicht reicht, ein paar Schilder aufzustellen, war absehbar", sagt etwa Thore Schäck (FDP). "Man wird der Lage nur Herr werden, wenn man strikt gegen das Phänomen vorgeht. Eine freundliche Verwarnung reicht da nicht." Heiko Strohmann (CDU) sagt: "Der Rechtsstaat muss sich mit seinen Mitteln wehren. Das Signal muss sein: Bis hierhin und nicht weiter." 

Aus Sicht von Ralph Saxe (Grüne) reagiere Bremen beim Thema Autoposer im Vergleich zu anderen Städten zu milde. "Die Schranken am Sielwall sind sinnvoll", sagt er, "aber das Problem verlagert sich dann. Ich wünsche mir, dass wie in Hamburg die Autos von Rasern und Posern konsequent stillgelegt werden." Das könnte sich auch Ralf Schumann (Linke) vorstellen. "Geldbußen helfen aus meiner Sicht wenig", sagt er, "stattdessen Führerscheinentzug oder die Autos aus dem Verkehr ziehen, wie es auch in Düsseldorf gemacht wird." Anja Schiemann (SPD) dagegen verweist auf die Bürgermeister-Smidt-Brücke, auf der im Jahr 2018 Ampeln aufgestellt wurden, nachdem es dort auch durch Raser Unfälle gegeben hatte. "Man merkt, dass sich die Situation dort verbessert hat", sagt sie. "Und der Senator hat die Poser im Blick, Schwerpunktmaßnahmen finden statt."

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Die Idee, aus dem Sielwall eine Fahrradstraße zu machen, halten Ralph Saxe und Heiko Strohmann zumindest für bedenkenswert. Fernando Guerrero, Geschäftsführer der Kultkneipe Eisen, geht noch einen Schritt weiter. Ihm schwebt eine reine Fahrradstraße vor, keine Fahrradstraße, auf der Tempo 30 gilt und die Radler nur Vorfahrt haben. „Eine Fahrspur Richtung Osterdeich. Eine Fahrspur Richtung Eck“, regt Guerrero in seinem Twitter-Kanal an. „Bürgersteige können durch die eingesparten Fahrradwege zum Schlendern verbreitert werden.“ Nur Anwohner des Sielwalls und angrenzender Wohnstraßen dürften mit ihrem Auto noch durchfahren, der Lieferverkehr müsse bis 13 Uhr erledigt sein. Das Parkproblem will Guerrero durch striktes Anwohnerparken in den Seitenstraßen lösen. Zudem regt er an, die Tiefgarage Ostertor ausschließlich für Anwohner zu reservieren.

Gegen eine Fahrradstraße hätte sein Nachbar Muru Karalasingam vom "Tandour" nichts einzuwenden. Dass ihm Kunden wegbleiben könnten, befürchtet der Chef des Rollo-Ladens nicht. Als einziges Problem sieht Karalasingam fehlende Parkplätze für die Anwohner. Nach seiner Schätzung bräuchten 40 bis 50 Autos einen alternativen Abstellplatz.

Wenig begeistert ist er von den bisherigen Maßnahmen der Polizei. Die Zugänge zum Sielwall mit Polizeiwagen abzusperren, konnte in seinen Augen keine dauerhafte Lösung sein. "Das war schlecht geplant", sagt Karalasingam. 

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