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Bundesweit aktive Kinderhilfsorganisation Allen gleiche Entwicklungsmöglichkeiten geben

Eine der größten Kinderhilfsorganisationen in Deutschland sitzt in Bremen: Aktion Hilfe für Kinder. Sie unterstützt Eltern und behinderte Kinder, die keine Hilfe von Institutionen erhalten.
06.03.2022, 14:30 Uhr
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Von Matthias Holthaus

„Wir haben mal eine Liste erstellt und gestaunt, in welcher Breite wir Hilfe leisten“, sagt Burgel Glaser von der Aktion Hilfe für Kinder. Mit mehr als 25.000 Mitgliedern bezeichnet sich der in Bremen ansässige Verein als eine der größten Kinderhilfsorganisationen in Deutschland.

„Der Verein kümmert sich um Eltern und deren Kinder, die geistig, seelisch und körperlich behindert sind und von den Institutionen im Stich gelassen werden", erklärt Burgel Glaser aus dem Beirat, der ehrenamtlich besetzt ist. Sie bekommen konkret Hilfe, wenn etwa ein Sportrollstuhl, ein größerer Rollstuhl, ein Bett oder Bekleidung benötigt werden. 

Erstmals Gemeinschaft erlebt

„Wir haben jetzt zum Beispiel einen Jugendlichen, der in Richtung Autismus geht“, berichtet Glaser von einem aktuellen Fall. Er habe American Football für sich entdeckt und erstmals Gemeinschaft erlebt. Ihm finanziert Aktion Hilfe für Kinder die Erstausstattung. 

„Was wir feststellen: Familien brauchen jemanden, der zuhört und die Sorgen und Ängste ernst nimmt“, schildert Meike Rasch als Vorstandsvorsitzende des Vereins, der sich über Mitgliedsbeiträge finanziert. "Da ist es im Beirat oft schwierig, sich von dem Leid abzugrenzen." Und manchmal hätten sie das Gefühl, "dass das nicht reicht", bekennt die Vorsitzende. Für Spaß sei die Krankenkasse nicht zuständig, meint sie, „doch wenn wir ein Tandem für mehrere Tausend Euro finanzieren, ist das schon toll.“

Eigenes Therapiezentrum

Unter dem Dach der "Aktion Hilfe für Kinder" gibt es das Kinderhaus Sterntaler in Woltmershausen und ein Therapiezentrum für Kinder und Erwachsene an der Universitätsallee. Am letztgenannten Standort hat auch die "Aktion Hilfe für Kinder" ihren Sitz.

„Der Verein hat sich im Jahre 1998 gegründet und daraus ist die Stiftung erwachsen", informiert die Vorstandsvorsitzende Meike Rasch. Der Verein leistet Familienhilfe, für die Umsetzung eigener Projekte gibt es die 2010 gegründete Stiftung. Sie ist auch anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und konzentriert sich auf verschiedene Leitprojekte.

Eines ist das Therapiezentrum für Kinder und Erwachsene (TKE), das Physiotherapie, Logopädie, Orthopädie, Kinder- und Neuroorthopädie sowie Orthopädietechnik anbietet. Ferner im Programm: Die „Neuroaktive Reflextherapie“ (Nart), die für Kinder und Jugendliche mit frühkindlichen Hirnschäden oder mit Verletzungen des peripheren Nervensystems konzipiert ist oder für solche mit einem Schädel-Hirn-Trauma, spastischen Lähmungen und schweren Skoliosen. Durch Krankengymnastik und Massagen wird im Therapiezentrum täglich an der Bewegung der Kinder und Jugendlichen gearbeitet.

Unterstützung bei Umbauten

Zum Portfolio der Aktion Hilfe für Kinder gehört ebenso die tiergestützte Therapie, zum Beispiel mit Pferden. Die Stiftung unterstützt außerdem die Finanzierung eines Therapiehundes für Autisten mit einem Beitrag. „Oder wenn Kinder schwerer werden und nicht mehr die Treppe hochgetragen werden können, dann finanzieren wir den Treppenlift mit oder den Umbau des Bades“, berichtet Burgel Glaser.

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Die "Aktion Hilfe für Kinder" ermöglicht gleichsam Musikprojekte oder übernimmt Teilnahmegebühren, zum Beispiel für das Projekt Kinderstadt "Bremopolis". Und sie unterstützt die Anschaffung neuer Spielgeräte oder die Gestaltung neuer Spielplätze. „Die Geräte müssen von der Kita gepflegt und gewartet werden", sagt Meike Rasch. "Doch bei einem Antrag bekommt man häufig nicht alles finanziert, da erhalten wir häufig Anfragen.“

Behindertengerechte Busse im Verleih

Eines der ältesten Projekte der Stiftung ist ein Pool von fünf behindertengerechten Bussen. Vereine, Institutionen und Einrichtungen können sie für Tagesausflüge ausleihen, auch für eine ganze Woche. „Das kostet sie lediglich Benzin", sagt Meike Rasch. "Wir haben auch Fahrer.“

Die Nart gehört ebenfalls zu den ersten umgesetzten Hilfsangeboten. „Das Therapiezentrum ist vorrangig für Kinder mit spastischer Lähmung gedacht, das Angebot wird sehr gut angenommen", bilanziert Meike Rasch. Die Familien kämen aus ganz Deutschland. Ein Therapieblock dauert zwei Wochen, vier bis fünf sollten es im Jahr sein. Ein Ziel ist, ins Aufrechte kommen, denn so bleiben den Kindern auch Operationen erspart. Noch müssten die Eltern diese Therapie aus eigener Tasche bezahlen, berichtet die Vereinsvorstandsvorsitzende.  „Wir kämpfen aber dafür, dass die Familien die Therapie auf Rezept erhalten.“

Ein weiteres Projekt ist die „Aktion Steilkurve“: Der ehemalige Radprofi Gerd Dörich hatte die Idee, Kinder in der Steilkurve fahren zu lassen – entweder bei den Bremer Sixdays oder in Öschelbronn bei Stuttgart. Auf die Piste geht es mit dem Tandem. „Das kostet Überwindung, da muss man Vertrauen haben", meint Meike Rasch. "Gleichzeitig gibt es aber auch ein Freiheitsgefühl: Die Kinder sind glücklich und zufrieden, weil sie etwas konnten, was andere Kinder nicht konnten.“

Info

Eltern und Institutionen können sich telefonisch unter der Bremer Nummer 322 73 60, per E-Mail an info@aktion-hfk.de oder über die Website aktion-hfk.de an den Verein Aktion Hilfe für Kinder wenden. Für eine Unterstützung sind gewisse Kriterien zu beachten: Das Kind sollte bis 18 Jahre alt sein. Wenn es in das Raster der Bedürftigkeit fällt, auch älter. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein Jugendlicher für seine Berufsausbildung einen Führerschein benötigt oder auch ein neues Kinderzimmer aufgrund eines Feuerschadens gebraucht wird.

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