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Bremer Beratungsstellen in Not Zu welchem Preis?

Finanzielle Unsicherheit und steigende Anfragen führen bei Bremer Beratungsstellen, die sich um Opfer von Gewalt kümmern, zu Problemen. Das ist nicht nur für Betroffene unzumutbar, meint Kristin Hermann.
24.02.2024, 05:00 Uhr
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Zu welchem Preis?
Von Kristin Hermann

Gewalt gegen Frauen passiert alltäglich. Oft ereignen sich die Taten im Verborgenen. Ob psychisch, körperlich oder sexuell: Für viele Betroffene gehören solche Erfahrungen zu den schlimmsten Dingen, die ihnen im Leben widerfahren können. Sich nach solch einem Erlebnis Hilfe bei einer Beratungsstelle zu suchen, erfordert viel Kraft und Mut.

Wenn sie als Reaktion dann hören, dass sie auf Hilfe mitunter monatelang warten müssen, kann das ernste Konsequenzen für die Opfer bedeuten. Einige von ihnen erhoffen sich akute Hilfe, die ihnen in Bremen aktuell an vielen Stellen jedoch verwehrt bleibt. Wer nach einer Gewalttat derart lange ausharren muss, der weiß sich vielleicht nicht mehr zu helfen, verzweifelt. Möglicherweise verfestigt sich ein Trauma oder man verpasst es, sich aus einer ungesunden Beziehung zu lösen.

Das ist nicht nur für die Betroffenen ein unzumutbarer Zustand, sondern belastet auch Berater und Beraterinnen der Hilfseinrichtungen. Sie haben ihren Beruf angetreten, um Menschen in Not so schnell wie möglich zu helfen – das ist sowieso schon fordernd genug. Nun haben viele von ihnen den Eindruck, sie könnten ihren Auftrag nicht richtig erfüllen. Die Folge ist, dass sich Fachkräfte, die chronisch überlastet sind und nicht wissen, ob ihre Stelle auch in Zukunft weiterfinanziert werden kann, unter Umständen ganz aus dem ­System zurückziehen und eine Lücke hinterlassen, die nur schwer zu füllen ist.

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Und hakt es an einer Stelle, krankt das ganze System. Längst sind es nicht nur die Hilfsangebote, die sich um Opfer von ­Gewalttaten kümmern, die in dieser finanziell angespannten Zeit um ihre Zukunft bangen. Die Angst ist bei vielen sozialen Einrichtungen groß, im neuen Haushalt auf der Strecke zu bleiben. Das haben die Diskussionen der vergangenen Wochen offengelegt. Dabei ist gerade für sie eine verlässliche Planung unerlässlich.

Die gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen, wie groß der Bedarf an sozialer Beratung ist und welch wichtigen Stellenwert Präventionsarbeit hat, für die aktuell kaum noch Raum bleibt. Sind das die Einsparungen am Ende wert, zumal es um überschaubare Summen geht? Die Verantwortlichen ­müssen sich fragen, wie hoch der Preis ist, den man am Ende dafür bereit ist, zu ­zahlen.

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