- Worin liegen die größten Gefahren durch Elterntaxis?
- Was hat die Polizei bisher unternommen?
- Warum finden Kinder es gut, zu Fuß zur Schule zu gehen?
"Wer selber geht, der ist schon groß", rufen rund 240 Grundschulkinder der Lessingstraße lautstark begeistert Willi Weitzel zu. Diesen Satz und die Verkehrserziehungsstunde am weltweiten "Zu Fuß zur Schule"-Aktionstag werden die "Lessis" sicher nicht so schnell vergessen.
Der durch die Kindersendung "Willi wills wissen" bekannte Fernsehmoderator hat die Auftaktveranstaltung der gleichnamigen Kampagne des Bündnisses "aber sicher!" moderiert, dem auch der WESER-KURIER angehört. Sie soll Kinder motivieren, ihren Schulweg selbstständig zurückzulegen, und Eltern dazu bringen, ihren Fahrdienst möglichst einzustellen. Rund 40 Grundschulen machen mit und beteiligen sich auch am Schulexpress, informiert Verena Nölle, Koordinatorin für Mobilitäts- und Verkehrserziehung im Land Bremen.
Mit neugierigen Nachfragen an die Kinder und die versammelten Lehrkräfte und Gäste brachte Willi Weitzel alle Augen zum Strahlen und genoss volle Aufmerksamkeit – von der Begrüßung über die Fragerunde bis zum Schlusslied. Die prominenten Unterstützer, die bis zum 29. September auf Großplakaten oder in sozialen Medien zu sehen sind, waren mit kleineren Konterfeis an den Wänden der Aula präsent. Dazu gehören unter anderem die Werder-Spieler Leonardo Bittencourt und Eren Dinkci.
Einige wollten die Kinder durch eigene Präsenz noch mehr zum Mitmachen anspornen. Beispielsweise wurde die Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) von einem Kind zu spannenden Erlebnissen auf ihrem Schulweg befragt. Auf ihrem Schulweg zu Fuß auf dem Dorf sei sie mit ihren Freunden an vielen Bauernhöfen vorbeigekommen, verriet Aulepp. "Auf dem Rückweg haben wir manchmal von einem Bauern auch eine gekochte Kartoffel gekriegt. Denn damit wurden die Schweine gefüttert."
Andreas Löwe, stellvertretender Leiter der Direktion Einsatz der Polizei Bremen, antwortete auf die Frage, was Kinder gegen Elterntaxis tun können: "Wenn ihr euch selber auf den Weg zur Schule macht, ist das Teil des Großwerdens, das müsst ihr einfordern." Durch Hand hochheben zeigten ihm die meisten Kinder an, dass sie schon zu Fuß, mit dem Roller, Fahrrad oder der Bahn zur Schule kommen. Die Schule Lessingstraße veranstaltete im Vorfeld eine Stadtteilrallye, bei der die Mädchen und Jungen ihr Viertel erkundet hatten.
Worin liegen die größten Gefahren durch Elterntaxis?
Der Verkehr nimmt zu. Durch ihren Bringdienst gefährden Eltern alle anderen Kinder, die zur gleichen Zeit zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad ankommen. Zugeparkte Bürgersteige und ignorierte Halteverbote verschlimmerten das "Verkehrschaos", beobachtet Kontaktpolizistin Ilka Feye. Schlechtes Wetter, Dunkelheit und Bequemlichkeit zählen Eltern ihr gegenüber als Gründe fürs Elterntaxi auf. "Ich will nur mal eben das Kind zur Schule bringen", klingt ihrer Kollegin Tanja Lutter die Zeitersparnis in den Ohren, die auf Kosten der Sicherheit anderer geht.
Was hat die Polizei bisher unternommen?
Vor zwölf Jahren hat die Polizei zum Projekt „Schulexpress“ an allen Schulen aufgerufen. Es gibt auch Verkehrssicherheitstrainings. Vor bestimmten Grundschulen mit redundanten Eltern würden konsequent und häufiger Kontrollen durchgeführt, sagt Kontaktpolizistin Tanja Lutter.
Warum finden Kinder es gut, zu Fuß zur Schule zu gehen?
"Es macht mehr Spaß mit Freunden zu gehen", spricht ein Kind das Gemeinschaftserlebnis an. "Weil man selber mal andere Wege selber laufen kann", liefert ein anderes ein Argument für mehr Selbstständigkeit. Dazu ermutigt Willi Weitzel alle nachdrücklich. Sicher ans Ziel gekommen zu sein stärke das Selbstbewusstsein, sagt er, beides helfe später anderer Probleme besser zu bewältigen. "Man kann Sport dabei machen", spricht ein anderes Kind die Bewegung an der frischen Luft an, die fit macht, um dem Unterricht besser folgen zu können. "Elterntaxis sind nicht gut für die Umwelt", ergänzt ein kleiner Klimaschützer.