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Nach geplantem Parkhaus-Abriss Bremer City: 1000 Parkplätze fallen weg

Wenn das Parkhaus Mitte abgerissen wird, fehlen 1000 Stellplätze in der Bremer City. Ob sie angesichts sinkender Nachfrage ersetzt werden müssen? Dazu will die Behörde ein Parkraumkonzept erstellen.
27.10.2017, 20:04 Uhr
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Bremer City: 1000 Parkplätze fallen weg
Von Lisa Schröder

Die Auslastung der Bremer Parkhäuser ist kein Geheimnis. Wer auf dem Weg durch die Stadt an den Anzeigetafeln vorbeikommt, erfährt, wo wie viele Plätze noch frei sind. Am Dienstag um kurz vor zwölf waren es im Parkhaus Mitte 424 von 1060 Plätzen. Am Brill stand sogar mehr als die Hälfte des Angebots zur Verfügung: 534 von 950 Plätzen. Zum Abend hin stieg der Leerstand. Am Freitagnachmittag sahen die Zahlen ähnlich aus. Es sind Momentaufnahmen. Doch keine Ausnahmen.

Zur durchschnittlichen Auslastung will sich Erika Becker nicht äußern. Grundsätzlich mache die Brepark das nicht, sagt die Geschäftsführerin: „Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Anbietern in der Innenstadt. Darum werden wir dazu öffentlich nichts sagen.“ Doch ein Blick in die Jahresberichte des Unternehmens zeigt, dass die Einstellzahlen insgesamt und für das Parkhaus Mitte kontinuierlich zurückgehen. Waren es dort 2005 noch rund 926.000 geparkte Pkw, sank die Zahl bis zum vergangenen Jahr auf 705.000.

Vollauslastung wird nur an wenigen Wochenenden im Jahr erreicht

Vor dem Hintergrund der neuen Pläne für die Innenstadt ist diese Entwicklung interessant. Denn geht es nach dem Unternehmer Kurt Zech, soll das Parkhaus im Herzen der Stadt abgerissen werden. An seiner Stelle sollen Passagen entstehen und damit die Attraktivität der City insgesamt erhöht werden. Doch müssen die Parkplätze überhaupt komplett im Zentrum ersetzt werden? Hunderte neue Parkplätze in Nähe der Innenstadt sind bereits geplant: Sie sollen am City Gate am Hauptbahnhof und am neuen Zentralen Omnibusbahnhof entstehen.

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Schon vor ein paar Jahren zeigte eine Studie, dass die Parkhäuser oft viel Leerstand haben. „Die Vollauslastung der Parkhäuser in der City wird nur an vier bis fünf Wochenenden im Jahr erreicht", sagt Jens Tittmann, Sprecher des Bau- und Verkehrsressorts. Insgesamt gibt es in Bremen rund 6700 Einstellplätze in zwölf Parkhäusern. Sieben der zwölf betreibt die stadteigene Brepark. Erika Becker will Ideen und Pläne zum möglichen Abriss nicht kommentieren. "Ich gebe zum Projekt Parkhaus Mitte gegenwärtig keine Auskunft. Wir können dazu gar nichts sagen. Das Projekt wird koordiniert durch senatorische Dienststellen."

"So wenig Pkw-Verkehr wie möglich"

Derzeit erstellt ein unabhängiger Gutachterausschuss ein Wertgutachten für das Parkhaus Mitte. „Das ist bereits weit vorangeschritten“, sagt Sprecher Tittmann. Wenn das Ergebnis steht, könnte die Immobilie zum Verkauf ausgeschrieben werden. Um herauszufinden, ob und wie die Plätze des Parkhauses nach einem Abriss ersetzt werden können, ist zunächst ebenfalls ein Gutachten notwendig, das Grundlage für ein Parkraumkonzept für die Innenstadt sein soll. Bis das steht, müssen die Pläne der Investoren jedoch noch konkreter werden. „Ein Parkraumkonzept für die Innenstadt bereiten wir so weit wie möglich vor. Endgültig kann so etwas erst erstellt werden, wenn klar ist, wie die City umgebaut werden soll.“ Als mögliche Idee im Raum: Die 1000 Stellflächen könnten in den bestehenden Parkhäusern in der Nähe – etwa im Pressehaus oder Am Brill – nachgerüstet werden. Ob das möglich ist, muss laut Tittmann jedoch noch sorgfältig überprüft werden. Der Schritt könnte statisch anspruchsvoll sein – gerade weil die Gebäude teils schon erweitert wurden.

Jan-Peter Halves, Geschäftsführer der City-Initiative, sieht die Idee ebenfalls kritisch. „Das scheint nach dem, was ich gehört habe, sehr schwierig zu sein.“ Wenn man genügend Geld in die Hand nehme, funktioniere es vielleicht. Allerdings sei dann nicht nur die Finanzierung ein Problem. An einer Erweiterung hingen baurechtliche und nicht zuletzt ästhetische Fragen. „Wollen wir zum Beispiel, dass das Parkhaus in einem Viertel dann das höchste Gebäude ist?“ Doch einen Ersatz für die Plätze müsse es geben. „Die Autos lösen sich nicht in Luft auf. Das Verhalten der Kunden ändert sich nicht.“ Gerade weil es vor allem darum gehe, noch mehr Menschen aus dem Umland Bremens für die City zu gewinnen, sei das Angebot an Parkraum wichtig.

Das Bedürfnis des Einzelhandels nach Stellplätzen in der Nähe des Zentrums sei nachvollziehbar, sagt Oliver Platz, Präsident der Bremer Architektenkammer. Jedoch: „Es ist wichtig für die Innenstadt, dort so wenig Pkw-Verkehr wie möglich zu haben.“ Idee des Bunds Deutscher Architekten Bremen ist es deshalb, Parkraum unter den Wallanlagen anzubieten. Oliver Platz plädiert für eine Zusammenarbeit, um die Visionen für eine attraktivere Innenstadt umzusetzen. „Das ist eine historische Chance.“ Parkhaus Mitte und Katharinenklosterhof seien dabei in ihrer jetzigen Form hinderlich.

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