Die Bremer Frauenhäuser sind so voll, dass zeitweise gar nicht alle Schutzsuchenden aufgenommen werden können. Vor allem in diesem Sommer mussten fast täglich Frauen abgewiesen werden. Sie fanden weder in einer der drei Bremer Einrichtungen einen Platz, noch konnten sie an Frauenhäuser im Umland vermittelt werden. Aus Kostengründen wurde jedoch niemand weggeschickt. Das geht aus einer Senatsvorlage hervor, mit der sich das Kabinett voraussichtlich an diesem Dienstag beschäftigen wird.
Die Auslastung der Bremer Frauenhäuser ist seit 2015 durchgängig hoch, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Bürgerschaftsfraktion der Linken. Für die beiden Einrichtungen in der Stadt Bremen lag sie 2015 im Schnitt bei um die 90 Prozent, in Bremen-Nord bei knapp 53 Prozent. Eine leichte Entspannung gab es laut Vorlage im vergangenen Jahr mit einer durchschnittlichen Auslastungsquote in Bremen-Stadt zwischen fast 85 und knapp 90 Prozent sowie von gut 51 Prozent in Bremen-Nord. Für das laufende Jahr sind die Zahlen bislang bis Juni ausgewertet, sie belegen gegenüber 2016 im Schnitt einen höheren Bedarf. Die Auslastung der Frauennotwohnungen in Bremerhaven lag nach Behördenangaben für alle drei abgefragten Jahre durchgehend bei mindestens 90 Prozent.
Dabei nehmen die Bremer Einrichtungen nicht nur Frauen und Kinder aus dem Zwei-Städte-Staat auf, sondern auch aus anderen Bundesländern. Gleichzeitig werden Bremerinnen jenseits der Landesgrenzen untergebracht, falls das zu ihrem Schutz nötig ist, geht aus der Unterlage hervor. Diese länderübergreifende Kooperation sei bundesweit Konsens und habe sich in der Praxis bewährt.
In der Stadtgemeinde Bremen gibt es aktuell 103 Plätze für schutzbedürftige Frauen und deren Kinder, in Bremerhaven stehen mindestens zehn der 20 Plätze in Notwohnungen für Frauen zur Verfügung. 2015 waren laut Senat insgesamt 247 Frauen und 210 Kinder in den Bremer Einrichtungen untergebracht, 100 von ihnen stammten nicht aus Bremen. Ein Jahr später lebten 268 Frauen und 254 Kinder in Bremer Frauenhäusern, darunter waren 114 Frauen aus anderen Bundesländern. Für das laufende Jahr liegen noch keine endgültigen Zahlen vor.
In Bremerhaven mussten 2015 insgesamt 146 Frauen und 58 Kinder in den Schutzwohnungen aufgenommen werden, im Jahr darauf 111 Frauen und 68 Kinder. Davon hatten 17 Frauen ihren Wohnsitz nicht im Bundesland Bremen.
Etwa drei Viertel der Schutzsuchenden blieben maximal drei Monate in den Einrichtungen der Stadtgemeinde Bremen (2015:73 Prozent; 2016:78 Prozent). Dass die übrigen Frauen länger als drei Monate in den Schutzquartieren lebten, habe vielfältige Gründe. Jedoch, auch das ergibt sich aus der Senatsantwort, war die Wohnungsknappheit in Bremen seit 2015 in den meisten Fällen ausschlaggebend für die längere Verweildauer. Das zeige auch der Vergleich mit Bremerhaven. Dort konnten die Betroffenen 2015 die Notwohnungen durchschnittlich nach 27 Tagen wieder verlassen, 2016 im Schnitt nach 33 Tagen.
Unter anderem an diesem Punkt setzt ein neues Modellprojekt an, das vom Bund finanziert und in Bremen von Frauensenatorin Anja Stahmann (Grüne), der Gleichstellungsstelle und der Hochschule für Öffentliche Verwaltung getragen wird. Dabei werde auch untersucht, welche Perspektiven sich den Betroffenen nach ihrem Aufenthalt im Frauenhaus bieten, heißt es. Ziel sei es, zu klären, ob zusätzliche Hilfsangebote nötig sind, um die Rückkehr in eigene vier Wände zu erleichtern. An dem Modellprojekt nehmen neben Bremen die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen teil.