„Bitte vermeiden Sie soziale Kontakte“ – dieser Grundsatz gilt in Zeiten von Corona besonders für ältere Menschen. Doch viele von ihnen sind nicht nur Rentner, sondern auch Ehrenamtler. In Bremen tragen sie dazu bei, dass bedürftige Menschen auch abseits der staatlichen Einrichtungen Hilfe erhalten. Bei der Caritas, der Tafel und den Suppenengeln sind ältere Menschen eine feste Säule. Doch weil sich viele von ihnen wegen des Virus zurückgezogen haben, müssen sich die Institutionen neu organisieren.
Die Caritas hat bereits am vergangenen Mittwoch damit begonnen, Angebote, die hauptsächlich Ehrenämtler organisieren, einzustellen. 300 Menschen, die sich bei der Caritas für ein soziales Miteinander engagieren, sollen ihre unbezahlte Arbeit vorübergehend einstellen.
Diese Entscheidung ist für Simone Lause, Pressesprecherin von Caritas Bremen, angesichts der Verbreitung des Coronavirus alternativlos. „Spätestens als das Virus als Pandemie eingestuft wurde, war für uns klar, dass dieser Schritt nötig ist.“ Doch auch bei der Caritas ist die Einschätzung der Lage dynamisch. Noch am Freitag sei man davon ausgegangen, dass zum Beispiel ein Geschäft für gebrauchte Kleidung im Schnoor weitermachen könne.
Die Bahnhofsmission, betrieben von Caritas und Innerer Mission, war am Hauptbahnhof eine feste Anlaufstelle für Menschen in Not – und ist nun ebenfalls geschlossen. Auch das Angebot „Wärme auf Rädern“, eine Suppe und ein Kaffee in der kalten Jahreszeit, hat den Betrieb zwei Wochen eher als geplant eingestellt.
Eine etablierte Hilfe für bedürftige Menschen sind auch die Suppenengel. Wer Hunger hat, bekommt eine Mahlzeit. Dieses Angebot gibt es immer noch und es soll laut Geschäftsführer Peter Valtink auch aufrechterhalten werden. Das sei eine Herausforderung, denn die kostenfreie Mahlzeit nehmen jeden Tag bis zu 200 Menschen in Anspruch.

Andreas Schröder, Betriebsleiter der Tafel, muss auf ältere Helfer verzichten.
Absprache mit Ordnungsamt
Deshalb hat Valtink in Absprache mit dem Ordnungsamt neue Regeln aufgestellt: Maximal 20 Personen dürfen zur gleichen Zeit in der ehemaligen Kantine der Deutschen Bahn essen. Die Besucher müssen Abstand halten, vor der Eingangstür sorgen Helfer dafür, dass keine Menschentraube entsteht. Das ist die zweite von drei Vorsichtsstufen. Als nächstes könnten nur abgepackte Essenspakete verteilt werden, die nicht mehr in dem Raum gegessen werden dürfen. Aktuell ist das Team der Suppenengel noch einsatzbereit. Nur sechs der insgesamt 44 Helfer müssen altersbedingt zuhause bleiben. Ein weiterer Ehrenamtler hat sich aus Vorsicht zurückgezogen.
Angespannt ist die Situation auch bei der Bremer Tafel. Nach eigenen Angaben sind etwa die Hälfte der gut 200 Freiwilligen über 65 Jahre alt. Die Arbeit verteilt sich aktuell auf den Schultern der Jüngeren. Der Vorsitzende Uwe Schneider hofft, dass nun Studierende spontan helfen. Er könne den Betrieb derzeit in allen fünf Anlaufstellen aufrecht halten, gleiches gelte für die Kollegen in Bremerhaven.