Wie kann künftig besser nachvollzogen werden, ob das, was die Jugendberufsagentur (JBA) macht – Bremerinnen und Bremern bis 25 Jahre auf dem Weg in den Beruf oder in ein Studium zu helfen – erfolgreich ist? Das war eine der Fragen bei der Überarbeitung der im Jahr 2015 geschlossenen Kooperationsvereinbarung der Verwaltung zur Jugendberufsagentur. Arbeitssenatorin Kristina Vogt (Linke) nennt zum Beispiel einen Erfolg: Weil alle Schulabgänger angerufen worden sind, konnte auch die Zahl der Bewerber gesteigert werden.
Auf Grundlage einer Evaluation gibt es verschiedene strukturelle und inhaltliche Änderungen in dem Netzwerk, in dem sich die Arbeitsagentur, die Jobcenter Bremen und Bremerhaven, die Ressorts für Wirtschaft, Bildung und Soziales sowie der Bremerhavener Magistrat zusammengeschlossen haben.
Aus Sicht von Senatorin Vogt ist es sinnvoll, dass statt mit bloßen Kennzahlen künftig mit anlassbezogenen Berichten etwa zur Situation der Schulabgänger gearbeitet werden soll. "Reine Zahlen sagen nichts über kausale Zusammenhänge aus", sagt sie. "Insofern ist diese Änderung sinnvoll. Man kann bei der Jugendberufsagentur nicht einfach die Gleichung aufstellen, dass wer vorne hineingeht, auch hinten wieder herauskommen muss. Das greift zu kurz."
Gleichzeitig ist es aus ihrer Sicht notwendig, nicht nur auf die Agentur und ihre Leistungen zu schauen, sondern in Entwicklungsberichten über einen längeren Zeitraum hinweg Zusammenhänge zu betrachten: Veränderungen der Konjunktur oder die Transformation der Wirtschaft im Hinblick auf neue Industrien und veränderte Arbeitsbedingungen. "So können mögliche neue Handlungsfelder besser sichtbar gemacht werden", sagt Vogt.
Besser als der Bundesdurchschnitt
Was die aktuellen Zahlen angeht, die das Ressort zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt nennt, stand Bremen im Juni mit 3939 gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern, das entspricht einem Plus von 10,8 Prozent, im Vergleich zu den Mai-Zahlen an der Spitze der Bundesländer. Im Bundesdurchschnitt sei ein Rückgang der Zahlen um 7,7 Prozent zu verzeichnen.
Ebenfalls gestiegen ist im Juni laut der Behörde die Zahl der Ausbildungsstellen: plus 250 auf insgesamt 4490. Dass die Bewerberlage in Bremen anders als bundesweit (durchschnittlicher Rückgang um 7,7 Prozent) aussieht, hat laut der Senatorin auch mit der Arbeit der Jugendberufsagentur zu tun. Die Kollegen hätten sich vor dem Hintergrund, dass es aufgrund von Corona wie schon 2020 praktisch keine Jobmessen, Berufsberatung und auch nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten für Schulpraktika gab, schon früh reagiert.
"Jeder Schulabgänger wurde angerufen", sagt Vogt, "das wurde auch im vergangenen Jahr schon gemacht. Ein Ergebnis dieser Aktion ist die Steigerung bei den Bewerberzahlen." So habe man viele derjenigen erreicht, die noch keine berufliche Orientierung hätten. "Mit Corona verschwinden sonst viele einfach im Nirwana", sagt sie.
Was die Jugendberufsagentur aus Sicht von Vogt nicht auffangen kann, ist, dass viele junge Menschen die Schule verlassen, ohne wirklich fit für eine Ausbildung zu sein. "Die Herausforderungen im Bereich Bildung können wir mit der JBA nicht lösen", sagt sie. Oft stehe nicht die Vermittlung eines Ausbildungsplatzes im Vordergrund, sondern die Beratung, mit welchen der Unterstützungsprogramme ein Schulabgänger die Grundqualifikationen, also einen Abschluss oder ausreichende Sprachkenntnisse erreichen könne.
Grundsätzliche Ablehnung
Ebenso wenig kann die JBA laut Vogt das Problem nicht lösen, dass das System Ausbildung grundsätzlich einer gewissen Anzahl an Jugendlichen unattraktiv erscheint, wenn sie gleichzeitig durch ungelernte Tätigkeiten vermeintlich mehr Geld verdienen könnten. "Hier kann die JBA nur beraten und versuchen, über die Risiken aufzuklären, die sich für Ungelernte im späteren Berufsleben ergeben."
Dass die Agentur wie in Hamburg auch dezentral vor Ort ist, mit Büros in Brennpunktschulen, wäre aus Sicht der Senatorin sinnvoll - ist aber in Bremen bis auf Weiteres nicht umsetzbar. "Dazu fehlen die Mittel im Haushalt", sagt sie. Wenn schon nicht an den Schulen, dafür aber in den sozialen Netzwerken sollen die Jugendberufsagentur und ihre Angebote näher an ihre Klientel heranrücken. Teil der neuen Strukturen ist auch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, seit Beginn des Monats bespielt ein Team den neuen Instagram-Account, weitere sind in Planung.