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Armand de Bussy kuratiert „100 Jahre Dada, Kunst heute“ im Palazzo Pisani-Nicolaj Bremer Kunst in Venedig

Bremen·Venedig. Ein Palazzo in Venedig, 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche im zweiten Stock, auf italienisch piano nobile genannt, das ist ein Traum für jeden Künstler. Der in der Bahnhofsvorstadt lebende Maler Armand de Bussy hat dank seiner guten Beziehungen eine Gemeinschaftsausstellung ins Leben gerufen, an der er und weitere fünf Bremer Künstler teilnehmen.
08.02.2016, 00:00 Uhr
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Von Christiane Tietjen

Ein Palazzo in Venedig, 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche im zweiten Stock, auf italienisch piano nobile genannt, das ist ein Traum für jeden Künstler. Der in der Bahnhofsvorstadt lebende Maler Armand de Bussy hat dank seiner guten Beziehungen eine Gemeinschaftsausstellung ins Leben gerufen, an der er und weitere fünf Bremer Künstler teilnehmen. Erstmalig kuratiert de Bussy auch selber offiziell, in diesem Fall in Zusammenarbeit mit Francesco Donà. Die Einführungsrede hielt der Kunsthistoriker und Direktor des Europäischen Instituts für Design, Igor Zanti. Die Ausstellung „100 Jahre Dada, Kunst heute“ wird im Palazzo Pisani-Nicolaj gezeigt, dessen geräumiges zweites Stockwerk Patrizia Nicolaj regelmäßig der Biennale zur Verfügung gestellt wird.

Der Dadaismus wird 100 Jahre alt, da liegt es nahe, sich seiner Ausdrucksformen zu erinnern, die im Laufe des Ersten Weltkriegs entstanden und die herkömmliche Kunst total in Frage stellten. Diese Anti-Kunst äußerte sich unter anderem in sinnfreien Lautgedichten und satirischen Collagen – der Zufall wurde zum schöpferischen Prinzip erhoben, die Kunst wurde nicht mehr als Abbildung der Wirklichkeit verstanden. Dadaismus wieder ins Gedächtnis zu rufen und mit zeitgenössischer Kunst zu verbinden, ist der Grundgedanke zu der Gemeinschaftsausstellung in Venedig.

Initiator Armand de Bussy, in Lima geboren, hat in Paris, Rom und Bremen studiert, wo er seit 15 Jahren lebt. Auf zahlreichen Ausstellungen in Rom, Hamburg, Wien, Berlin und Prag waren seine Werke zu sehen, im vergangenen Jahr ist seine Ölmalerei in Venedig mit einem Preis ausgezeichnet worden.

Für ihn war es ein wahres Geschenk, den Ausstellungsraum des Palazzo Pisani-Nicolaj nutzen zu können. Alle teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler kennt er persönlich. Er selbst stellt Malerei aus, dazu eine Serie von Fotocollagen und eine Installation, vertont zu einem Film mit dadaistischen Zügen. Passend zum Dadaismus will Armand de Bussy eine andere Wirklichkeit darstellen. Aufwändige Rahmen betonen die Prägnanz seiner auf schlichten, schwarz grundierten Karton gemalten Bilder. Kleine Objekte wie Perlen, Korallen, Pelz oder Baumflechten sind darauf verteilt. Sie halten eine stumme Zwiesprache und laden dazu ein, sich mit ihrer Symbolik zu befassen wie bei der Collage „Auf der Suche nach dem verlorenen Frieden“.

Geometisches aus Schwachhausen

Tilman Rothermel von der Galerie am Schwarzen Meer steuert 50 Blätter mit dem Titel „Begegnung mit einem Dritten“ bei. Auf ihnen tummeln sich jeweils drei abstrakte Figuren. Die Betrachter stellen die Beziehung zwischen ihnen her und entscheiden, wer „der Dritte“ ist. Der kubanische Künstler Dennis Gallardo ist in Bremen ebenfalls kein Unbekannter, von ihm ist eine Collage zu sehen, die sich thematisch in die Reihe zeitgenössischer und dadaistischer Kunst einfügt. Angelika Sinn ist mit einem Textobjekt an der Ausstellung beteiligt. Auf 144 kleine Malpappen, die auf einem Tisch ausliegen und die die Besucher nach eigener Wahl zu einem Kachelbild zusammensetzen können, hat sie mit Bleistempeln sechs Wörter gedruckt. Dazu gibt es eine improvisiert eingesprochene Sound-Installation, die diese Wörter im Rhythmus des Herzschlags skandiert.

Kräftige, klare Farben und eine akkurate Malweise bestimmen den geometrisch-konstruktiven Stil der Bilder von Ernst Matzke aus Schwachhausen. Für Venedig hat er Kompositionen von Dreiecken in Beziehung zu Quadraten ausgewählt, für die er gerade die Titel ins Italienische überträgt, wie zum Beispiel „Quadrati in quatro colori“ und andere. Als weitere Bremer Künstler sind in Venedig Gotthard Kuppel mit Objekten und seine vor drei Jahren verstorbene Lebensgefährtin Eve-Maria Zimmermann mit Malerei vertreten. In Rom hat Armand de Bussy bei einem Künstlertreffen die Malerin Sarah Nowak aus Stuttgart kennengelernt, auch sie konnte er für Venedig gewinnen.

Skulpturen, Installationen und Malerei zeigen die Künstler aus Venedig und Umgebung. Es sind Claudia Coró, Elisabetta Duminuco, Franco Grasso, Fernando Masone, Andrea Tagliapietra, Francesco Donà und der Ecuadorianer Manuel Carriòn, der in Venedig lebt. Armand de Bussy widmet die Ausstellung, die an diesem Dienstag, 9. Februar zu Ende geht, seiner vor Kurzem verstorbenen Mutter Matilda.

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