Wie teuer wäre ein weitgehender Neubau des Klinikums Links der Weser (LdW)? Voraussichtlich Ende September wird es dazu konkretere Vorstellungen geben. Dann soll eine sogenannte "Bauzielplanung" für das Projekt vorliegen, auf deren Basis eine Kostenschätzung vorgenommen werden kann. So steht es in einer vertraulichen Vorlage für den Controllingausschuss der Bürgerschaft, der sich am Mittwoch auch mit den wirtschaftlichen Perspektiven des städtischen Krankenhausverbundes Gesundheits Nord (Geno) beschäftigen wird.
Nach dem Neubau des Klinikums Bremen-Mitte (KBM) ist das LdW die nächste große Baustelle der Geno. Zuletzt hatte ihr Aufsichtsrat beschlossen, die Abteilungen für Geburtshilfe und Gynäkologie sowie die Frühchenversorgung vom LdW abzuziehen und diese medizinischen Angebote am KBM zu konzentrieren. Stattdessen soll das LdW als Zentrum für Herz- und Gefäßmedizin profiliert werden. Welche Auswirkungen dies auf das Bauprogramm hätte, gilt es nun also genauer zu untersuchen. Bisher war im Zusammenhang mit dem Neubau des LdW-Bettenhauses von einem 200-Millionen-Euro-Projekt die Rede - doch das war vor den jüngsten, richtungweisenden Aufsichtsratsbeschlüssen.
Eine neue, belastbare Zahl wäre wichtig für die politischen Entscheidungsträger in Senat und Bürgerschaft. Denn dass die Geno das Projekt nicht selbst finanzieren kann, sondern in erster Linie die Stadt Bremen als Eigentümerin der Geno gefragt wäre, steht außer Frage. Es sei denn, man zieht einen privatwirtschaftlichen Partner hinzu. Der WESER-KURIER hatte vor kurzem darüber berichtet, dass ein international agierender Elektronikkonzern als Investor eines Neubaus bereit stünde. Die Debatte hierüber dürfte Fahrt aufnehmen, wenn sich im Herbst die Neubaupläne konkretisieren. Das Rathaus steht der Idee einer öffentlich-privaten Partnerschaft am LdW grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.
Aus dem Papier für den Controllingausschuss gehen noch einige weitere Maßnahmen hervor, von denen sich die Geno eine Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Lage verspricht. So soll die Pflege entlassener Patienten, die eine nachstationäre Betreuung brauchen, ausgebaut werden. Bei solchen Angeboten hat die Geno Nachholbedarf, andere kommunale Kliniken sind auf diesem Gebiet weiter. So sollen im Gesundheitszentrum, das zurzeit neben dem Klinikum Bremen-Ost (KBO) entsteht, 24 Kurzzeitpflegeplätze entstehen. Die Inbetriebnahme ist für das Frühjahr 2022 angepeilt. Auch am Klinikum Bremen-Nord (KBN) werden den Planungen zufolge 20 solcher Plätze entstehen, und zwar in Kooperation mit der Stiftung Friedehorst.
Noch ungeklärt bleibt einstweilen die langfristige Zukunft der Allgemein- und Unfallchirurgie am KBO. Zwar hatte die Geno-Spitze dieser Abteilung zuletzt eine – nicht näher befristete – Bewährungszeit zugestanden. Doch gegenwärtig belasten die OP-Kapazitäten das Geno-Ergebnis jährlich mit zwei bis drei Millionen Euro. Eine Verlagerung ans KBM gilt deshalb als vorstellbar.