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Ausbruch in Ostdeutschland Ehec-Fälle gibt es immer wieder auch in Bremen

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es seit Mitte August einen Ehec-Ausbruch. Wie gefährlich sind die Darmkeime und wie schützt man sich vor einer Infektion? Über welche Lebensmittel können sie übertragen werden?
06.09.2025, 05:00 Uhr
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Ehec-Fälle gibt es immer wieder auch in Bremen
Von Sabine Doll
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Der Ehec-Ausbruch in Mecklenburg-Vorpommern mit mehr als 40 teilweise schweren Verläufen, vor allem bei Kindern, weckt Erinnerungen an 2011: Damals erkrankten bundesweit fast 4000 Menschen an Infektionen mit einem besonders aggressiven Stamm des Darmkeims, 53 starben. Zentrum des Ausbruchs war Norddeutschland, darunter Bremen. Auch heute werden in der Hansestadt immer wieder Ehec-Fälle gemeldet – die Zahlen sind gestiegen.

Wie gefährlich ist Ehec?

Ehec steht für enterohämorrhagische Escherichia coli und bezeichnet bestimmte krankmachende Stämme des Darmbakteriums, das vor allem bei Wiederkäuern wie Rindern, Schafen oder Ziegen vorkommt. Menschen infizieren sich meistens durch verunreinigte Lebensmittel oder kontaminiertes Wasser – zum Beispiel beim Baden oder Kontakt zu infizierten Tieren, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilt. Auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen seien möglich.

"Schon sehr wenige Bakterien können eine Infektion hervorrufen. Das Bakterium produziert Zellgifte, Shiga-Toxine, die Darm- und Gefäßwände schädigen können", betont Lea Schunk, Sprecherin der Bremer Gesundheitsbehörde. Ehec-Infektionen sind laut Experten nicht ungewöhnlich und kommen über das ganze Jahr vor. In den meisten Fällen kommt es zu kurzfristigen Durchfallerkrankungen. Als schwere Form können sich aber blutige Durchfälle mit krampfartigen Bauchschmerzen entwickeln.

Gefürchtet ist das vor allem bei Kindern vorkommende hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), das zur Zerstörung der roten Blutkörperchen, Blutgerinnungsstörungen und einer Funktionsstörung der Nieren führen kann. "Zusätzlich können auch neurologische Veränderungen wie Krampfanfälle auftreten. In Einzelfällen kann das HUS zu bleibenden Nierenschäden oder zum Tod führen", so Schunk. In Mecklenburg-Vorpommern sind mit Stand von Freitagabend zwölf Kinder von HUS betroffen. Die Infektionsquelle für den Ausbruch ist noch nicht identifiziert.

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Wie häufig kommt es in Bremen zu Ehec-Infektionen?

In diesem Jahr wurden laut RKI bereits 40 Erkrankungen gemeldet. 2024, 2023 und 2022 waren es jeweils 21, 18 und elf gemeldete Fälle. In den Vorjahren – seit 2001 – bewegten sie sich überwiegend im einstelligen Bereich. Ausreißer ist 2011 mit 48 Ehec-Erkrankungen in der Hansestadt, das Jahr der bislang größten Häufung in Deutschland – gemessen an den HUS-Fällen bislang sogar der weltweit größte dokumentierte Ausbruch.

Gab es Häufungen bei den Bremer Ehec-Fällen im laufenden Jahr?

"Bei den gemeldeten 40 Fällen handelte es sich nicht um Ausbrüche, wie zurzeit in Mecklenburg-Vorpommern, sondern jeweils um gemeldete Einzelfälle", so Schunk. In einem Fall sei ein Kind betroffen gewesen, ansonsten Erwachsene. "Dem Gesundheitsamt wurden keine Ehec-bedingten HUS-Fälle gemeldet. Ebenso gab es keine Ehec-bedingten Todesfälle." Da es sich um Einzelfälle und keine Ausbrüche etwa in Wohn- und Betreuungseinrichtungen handelte, hätten keine eindeutigen Infektionsquellen infiziert werden können.

Über welche Lebensmittel können die Darmkeime übertragen werden – was war 2011 die Infektionsquelle?

Laut dem Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) werden bestimmte Lebensmittel besonders häufig mit Ehec-Ausbrüchen in Verbindung gebracht – zum Beispiel Rohmilch, Rindfleisch und Rohwurst – oder wurden bereits als Ursache kritischer Ausbrüche identifiziert: Sprossen etwa sowie Samen, aus denen Sprossen gezogen würden.

Auch durch direkten Kontakt mit Wiederkäuern wie Rind, Schaf oder Ziege könne eine Übertragung stattfinden, betont die Bremer Behördensprecherin. Rehe und Hirsche gelten ebenfalls als Reservoir, was bedeute, dass die Bakterien über kontaminierte Waldfrüchte oder Pilze aufgenommen werden könnten.

Wie kam es 2011 zu dem bundesweit größten Ehec-Ausbruch, bei dem in Bremen 48 Menschen teilweise schwer erkrankten und vier Patienten starben?

Bei dem Ausbruch von Mai bis Juli waren vor allem die norddeutschen Bundesländer betroffen. Das Untypische: Statt Kleinkindern und abwehrgeschwächten Menschen erkrankten vor allem junge, gesunde Menschen, die "innerhalb kürzester Zeit zu Schwerkranken wurden", beschrieb damals ein Bremer Arzt im WESER-KURIER. Gurken, Tomaten und Blattsalate gerieten ins Visier, RKI und BfR rieten zeitweise vom Verzehr ab. Nach langer Spurensuche stellte sich heraus: Bestimmte Chargen von Bockshornkleesamen, die aus Ägypten importiert wurden und zur Sprossenproduktion genutzt wurden, waren mit einem besonders aggressiven Ehec-Stamm kontaminiert.

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Wie kann man sich schützen?

Wichtiger Schutz ist zum einen Hygiene. Heißt: gründliches Händewaschen mit Seife nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Lebensmitteln und dem Essen. Das RKI empfiehlt zudem, Speisen gründlich zu garen, mindestens zehn Minuten lang bei 70 Grad oder einer höheren Temperatur. Obst, Gemüse und Wildfrüchte sollten immer gründlich gewaschen werden. Und: Nach Kontakt mit lebenden Tieren – auf dem Bauernhof oder im Streichelzoo – sei es wichtig, gründlich die Hände zu waschen.

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