Viel Licht, aber auch Schatten. So könnte man die Kriminalstatistik der Polizei für 2017 im Bremer Nordosten zusammenfassen, die jüngst vorgestellt wurde. Insgesamt gab es im Bereich Schwachhausen sowie Horn-Lehe, Borgfeld und Oberneuland einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um über 27 Prozent. Das entspricht 836 Straftaten weniger. In der Fünf-Jahres-Rückschau sind die von der Statistik erfassten 4498 Straftaten sogar der niedrigste Wert.
Vor allem in Schwachhausen gingen die Zahlen zurück. Allerdings gilt das nicht für alle Deliktarten. Vor allem weniger Fahrraddiebstähle und eine erheblich gesunkene Zahl aufgebrochener Fahrzeuge tragen zu der positiven Entwicklung bei. Bei den Fahrzeugen sank die Zahl geklauter Autoradios und Autoteile, aber auch im Wagen zurückgelassener Wertgegenstände von über 900 Fällen im Jahr 2016 auf weniger als 600 im Jahr 2017. Die Zahl der Fahrraddiebstähle in Schwachhausen fiel sogar um 53 Prozent.
"Warum es diesen Rückgang gibt, können wir nicht mit Sicherheit sagen", gab Polizeioberrat Claus Möller bei der Vorstellung der Zahlen im Polizeipräsidium in der Vahr zu. Zu behaupten, es läge allein am Einsatz der Polizei, wäre sicherlich unseriös. "Andererseits glauben wir schon, dass verstärkte Aufklärung und Prävention durch die Kollegen ihren Teil dazu beigetragen haben", sagte der Leiter der regionalen Abteilung Ost der Polizei. In Schwachhausen finde etwa im Mai wieder der jährliche Fahrradtag statt, bei dem die Polizei unter anderem über sichere Methoden aufklärt, sein Fahrrad abzuschließen. Auch die kontinuierliche Registrierung von Fahrrädern zeige Wirkung. "Räder mit unserem Aufkleber werden seltener gestohlen", sagte Möller. Die Zahl der Autoaufbrüche könnte seiner Ansicht nach noch weiter sinken, wenn die Menschen weniger Wertsachen zurückließen. Räumlicher Schwerpunkt dieser Delikte sei vor allem der Bereich rund um die Stadthalle und Bürgerweide, wenn Veranstaltungsbesucher im Schwachhauser Gebiet parkten.
Sorge bereitet der Polizei weiterhin die Zahl der Wohnungseinbrüche. Sie ist in Schwachhausen von 104 auf 140 gestiegen, rechnerisch ein Zuwachs von 35 Prozent, wenn auch bei niedrigen absoluten Zahlen. Im Bereich Horn, Borgfeld und Oberneuland fällt der Anstieg der Wohnungseinbrüche zwar wesentlich geringer aus, die absoluten Zahlen sind dafür aber insgesamt höher: 256 Wohnungseinbrüche zeigt die Statistik für 2017. Auch gemessen an der Einwohnerzahl ist das Risiko, einen Einbruch zu erleben, in ganz Bremen nirgendwo höher als in diesen drei Stadtteilen. Auf 1000 Einwohner kommen hier statistisch 5,28 Einbrüche – und Einbruchsversuche. Denn auch die werden in der Statistik mitgezählt.
Tatsächlich wird fast jeder zweite Versuch erfolglos abgebrochen, sodass rund 140 vollendete Einbrüche und Diebstähle zu verzeichnen sind. Nicht einmal drei von tausend Einwohnern haben das Risiko, in der eigenen Wohnung einen Einbruch zu erleiden. Mit Blick auf die geringen Aufklärungsquoten bei dieser Deliktart setzt die Polizei weiterhin vor allem auf Vorbeugung. "Das wirksamste Mittel gegen Einbrecher sind soziale Netze in der Nachbarschaft", sagt Möller. Seien die vorhanden, fallen ungebetene Besucher eher auf. "Mehr als zwei Minuten investiert ohnehin kaum ein Einbrecher, um in ein Objekt einzudringen." Mindestens so lange sollten Türen und Fenster dem Wirken der Straftäter standhalten.
Über die Gründe für die relativ hohen Einbruchszahlen könne man hingegen nur spekulieren. Heinz Niemeyer, künftiger Leiter des ab Herbst für den Bereich Horn, Borgfeld und Oberneuland zuständigen zentralen Polizeikommissariats Ost I verweist auf die schlichte Tatsache, dass hier einfach mehr Wohlstand und damit auch mehr Beute vermutet werden kann. Der Wunsch der Eigenheimbesitzer nach Privatsphäre hinter hohen Hecken biete zudem auch Tätern ein ungestörtes Umfeld. Auch die guten Verkehrsanbindungen spielten eine Rolle. "Der schnelle Weg zur Autobahn ist attraktiv für auswärtige Täter", sagte Niemeyer. Zugleich gebe es aber auch zahlreiche ortsnahe Täter, weil in den nahegelegen Stadtteilen Osterholz und Tenever vermutlich auch künftig junge Menschen mit eher schwieriger Sozialprognosen lebten. "Das zählt hier einfach zu den Rahmenbedingungen."
Leicht rückläufig sind die Zahlen für erfasste Körperverletzungen. Sie sanken um etwa fünf Prozent insgesamt. In den meisten Fällen handelt es sich dabei demnach um Beziehungsdelikte und häusliche Gewalt. Nur etwa zehn Prozent davon gelten als gefährliche Körperverletzungen, bei denen auch Waffen und Werkzeuge zum Einsatz kamen. Kaum eine Rolle spielen Rauschgiftdelikte.
Der prozentual enorme Anstieg von 86 Prozent in Schwachhausen bedeutet, dass statt 22 Delikte im Jahr 2016 im zurückliegenden Jahr nun 41 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert wurden. Zum Vergleich: Im Revier Innenstadt allein wurden 1021 Straftaten im Bereich Rauschgift registriert.