Die Bremer Staatsanwaltschaft hat einen 39-jährigen Pflegehelfer aus Bremen wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Der Mann wird verdächtigt, im März 2019 zwei Bewohnerinnen eines Pflegeheims in der Stadtmitte absichtlich unnötige Medikamente gegeben zu haben. Eine medizinische Notwendigkeit habe dafür nicht vorgelegen. Eine 75-jährige Bewohnerin des Heims geriet dadurch in Lebensgefahr. Der beschuldigte Mann sitzt seit dem 10. April in Untersuchungshaft, teilte Claudia Kück, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, am Dienstag mit. Es wird nicht ausgeschlossen, dass es weitere Taten gibt. Die Ermittlungen laufen.
Der Pflegehelfer gestand nach seiner Festnahme bei der Vernehmung, dass er der Heimbewohnerin absichtlich die unnötigen Medikamente gegeben hatte. Anschließend leitete er laut Staatsanwaltschaft Rettungsmaßnahmen ein. Die betroffene Seniorin musste nach der Tat Ende März ins Krankenhaus gebracht und auf einer Intensivstation behandelt werden. Dass der Frau Medikamente verabreicht worden waren, machte die behandelnden Ärzte stutzig. Die 75-jährige Frau befindet sich nicht mehr in Lebensgefahr. Auch einer zweiten Bewohnerin soll der Mann, der über eine Zeitarbeitsfirma in dem Pflegeheim in der Bremer Innenstadt angestellt war, medizinisch nicht indizierte Arzneimittel gegeben haben.
Derzeit „überprüfen wir seine früheren Arbeitsstätten“, sagte Kück. Um welche Art von Medikamenten es sich in diesen Fällen handelt, könne derzeit nicht gesagt werden, um die weiteren Ermittlungen nicht zu beeinflussen. Ein Termin für die Hauptverhandlung am Landgericht Bremen steht bislang noch nicht fest.
Wie der WESER-KURIER berichtete, hatte der Pfleger gestanden, einer pflegebedürftigen Frau die unnötigen Medikamente gegeben zu haben. Daraufhin hatte die Polizei eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe gegründet. Laut Staatsanwaltschaft soll sie untersuchen, ob es auch an anderen Einsatzorten des Pflegers Auffälligkeiten gegeben hat. Der Pfleger habe nach eigenen Angaben über eine Zeitarbeitsfirma in rund 35 Bremer Einrichtungen gearbeitet, hieß es.
Der Fall erinnert an den verurteilten Patientenmörder Niels Högel, der am 6. Juni am Landgericht Oldenburg wegen 85 Morden zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Er spritzte seine Opfer als Krankenpfleger in Oldenburg und Delmenhorst mit Medikamenten zu Tode. Dabei brachte er Patienten in lebensbedrohliche Situationen, um sie zu reanimieren. Viele überlebten das nicht.