Untersuchungshaft Bremer Polizist gesteht mehrere Einbrüche

Der Polizist, gegen den seit Kurzem wegen Einbruchs ermittelt wird, ist offenbar ein Wiederholungstäter. Der 25-Jährige ist in der Nacht auf Donnerstag wieder bei einem Einbruch erwischt worden.
25.09.2015, 09:17 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Der Bremer Polizist, gegen den wegen Einbruchs ermittelt wird, ist offenbar ein Wiederholungstäter. Der 25-Jährige ist am späten Donnerstagabend verhaftet worden.

Es ist eine hochpeinliche Situation für das Bremer Innenressort: Laut Staatsanwaltschaft ist der 25-Jährige in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag schon wieder bei einem „ähnlich gelagerten Delikt“ erwischt worden. Er wurde am späten Donnerstagabend verhaftet und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Der Polizist hat vier Taten gestanden. Laut Frank Passade, Sprecher der Staatsanwaltschaft, werden ihm ein Einbruch in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli, zwei versuchte Einbrüche im August und zuletzt der Fall vom 23. September vorgeworfen. In allen vier Fällen seien Firmengebäude in Bremen betroffen gewesen, sagte Passade. Das Strafmaß für besonders schweren Diebstahl liegt zwischen drei Monaten und zehn Jahren. Laut Passade wird auch gegen Mittäter ermittelt, von denen aber noch keiner verhaftet wurde.

Der erste Fall wurde am 3. September öffentlich: Ein Beamter der uniformierten Polizei wurde als Mittäter bei einem Einbruch identifiziert. Kollegen hatten den Mann auf einem Fahndungsfoto in einer polizeiinternen Datenbank erkannt. Bei den anschließenden Ermittlungen erhärtete sich der Verdacht. Dann wurde der 25-jährige Schutzpolizist nachts von einer Streifenwagenbesatzung in Begleitung eines einschlägig vorbestraften Mannes beobachtet.

Vom Dienst suspendiert

Der mutmaßliche Polizei-Einbrecher wurde mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert, Dienstausweis und Waffe wurden ihm abgenommen. Außerdem gab es für ihn ein Betretungsverbot für sämtliche Bremer Polizeigebäude und -gelände. Ermittelt wird seither von der Abteilung „Interne Ermittlungen“ der Innenbehörde.

Von weiteren Straftaten ließ sich der Mann so offenbar nicht abhalten. Jetzt haben ihn Kollegen erneut bei einem Einbruch erwischt. Was dem Polizisten konkret vorgeworfen wird, ist noch unklar. Polizeisprecher Dirk Siemering verweist auf die Staatsanwaltschaft. Und auch das Innenressort hält sich bedeckt. Es handele sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren, sagte Ressortsprecherin Rose Gerdts-Schiffler. In einem solchen Fall zuständig sei die Staatsanwaltschaft. Deren Sprecher, Frank Passade, erklärte knapp: „Wir bestätigen die Festnahme, werden uns zu weiteren Details aus ermittlungstechnischen Gründen nicht äußern.“

Auf die grundsätzliche Frage, wie mit straffällig gewordenen Polizeibeamten umgegangen wird, antwortete Polizeisprecher Siemering: „Es wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Das ruht so lange, bis es zu einer gerichtlichen Verurteilung des Täters kommt. Wird der Beamte zu einem Jahr Gefängnis oder mehr verurteilt, wird er aus dem Dienst entfernt.“ Bei Vergehen, die geringer bestraft werden, werde genau hingeschaut. „Das ist immer eine Einzelfallprüfung.“

Kein Problem mit kriminellen Polizisten

Ein Problem mit kriminellen Polizisten hat Bremen nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht. Bereits nach der ersten Verhaftung hatte Passade betont, solche Vergehen seien „alles andere als der Normalfall“. Und auch der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft GDP, Jochen Kopelke, ist sicher: „Das ist ein Einzelfall. Im Augenblick gilt jedoch die Unschuldsvermutung.“ Die polizeiinternen Mechanismen und die Sanktionen, die das Beamtenrecht vorsieht, würden ausreichen, um mit solchen Fällen adäquat umzugehen. „Es ist wichtig, dass jetzt mit Entschlossenheit vorgegangen wird.“

Klare Worte findet der innenpolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Sükrü Senkal: „Ich bin entsetzt über diesen Vorfall. Ich gehe davon aus, dass das ein Einzelfall ist.“ Kriminelles Verhalten sei leider niemals auszuschließen. „Auch bei der Polizei nicht.“ Er könne nicht verstehen, wie ein junger Mann so abrutsche. Es sei besonders tragisch, weil der Polizist seine ganze Karriere noch vor sich gehabt habe. „Er macht sich seine Zukunft kaputt. Ich finde das sehr schlimm und frage mich, was da dahintersteckt.“

Auch wenn jetzt alle von einem Einzelfall sprechen: Kriminelle Polizisten hat es in Bremen schon ein paar gegeben. Es gab zum Beispiel den Fall eines langjährigen Raubermittlers, der zwei Banken in Bremen und Umgebung überfallen hat. Außerdem wurde er wegen Betrugs in einem besonders schweren Fall verurteilt. Ein anderer Fall aus Bremen: zwei Beamte, die gewerbsmäßig mit unterschlagenem und gestohlenem Alkohol handelten. Der spektakulärste Fall war der des ehemaligen Polizisten, der 2006 seine Frau ermordet und anschließend zerstückelt hat.

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