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Plan für Dokumenten-Dom Bremer Staatsarchiv: Kommt jetzt der Anbau?

Ein gelungener Entwurf, der in die Gegend passt. Doch wird er auch Realität? Das Bremer Staatsarchiv wartet seit Jahren auf den dringend benötigten Anbau. Was ist der neueste Stand?
28.06.2025, 05:00 Uhr
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Bremer Staatsarchiv: Kommt jetzt der Anbau?
Von Jürgen Hinrichs

Es gibt einen mehr als vier Jahre alten Förderbescheid des Bundes. Es gibt den Entwurf, Ergebnis eines groß angelegten und teuren Architekturwettbewerbs. Und es gibt den Druck, dass etwas passieren muss. Nur eines fehlt bisher: das Geld vom Senat. Konrad Elmshäuser ist schier verzweifelt darüber. Der Leiter des Bremer Staatsarchivs lässt sich Jahr um Jahr neu vertrösten: Keine Mittel im Haushalt für den geplanten Anbau, jedenfalls zurzeit nicht. Ein anderes Mal, guter Mann, nur Mut, das wird schon. So muss er sich das anhören. Zuletzt in dieser Woche, als sich die Kulturdeputation der Bürgerschaft mit dem Thema befasst hat. Doch nun bahnt sich die Wende an. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), gleichzeitig Chef des Kulturressorts, und Finanzsenator Björn Fecker (Grüne) haben sich nach Informationen des WESER-KURIER darauf geeinigt, die Mittel in den Haushalt einzustellen.

Das Archiv benötigt dringend mehr Platz – ein chronisches Problem, über das Elmshäuser klagt, seitdem er vor 20 Jahren sein Amt angetreten hat. Ausweichquartiere und andere Provisorien sind sein tägliches Geschäft. Das schien vorbei zu sein, als im März 2021 aus Berlin die Nachricht kam, dass für die Erweiterung des Gebäudes am Präsident-Kennedy-Platz 4,1 Millionen Euro bereitstehen. Damals war das knapp die Hälfte der veranschlagten Kosten für den Anbau. Bremen sollte den gleichen Betrag zuschießen. Den Rest, 500.000 Euro, versprach man sich von privaten Spendern. Die Hoffnung wurde erfüllt: Uwe Hollweg tat seine Schatulle auf, Bremens Ehrenbürger, der vergangenes Jahr verstorben ist.

Bremen zahlt fast zehn Millionen Euro

Mit der halben Million Euro von Hollweg konnte die Planung bezahlt werden, andere Teile der Rechnung sind aber längst Makulatur. Das Projekt kostet aufgrund verschiedener baulicher Veränderungen, die im Nachhinein notwendig wurden, rund fünf Millionen Euro mehr. Weil der Bundesanteil festgefroren ist, müsste Bremen entsprechend draufzahlen und insgesamt annähernd zehn Millionen Euro übernehmen. Doch woher nehmen? Das war bisher der Streit im Senat.

Elmshäuser macht aus seinem Frust kein Hehl: "Wir sind mittlerweile effektiv weichgekocht." Ein ganzes Jahr lang habe sich bei dem Projekt nichts mehr gerührt, dabei seien die Planungen längst fertig. Der Behördenleiter hält die Arbeits- und Zukunftsfähigkeit seines Hauses mittlerweile für "extrem gefährdet". Seit dem Zuwendungsbescheid des Bundes habe er sich nicht mehr um mögliche Alternativen zur Aufbewahrung der Dokumente gekümmert: "Es gibt keinen Plan B." Der Senat habe sich einfach nicht zu einer Entscheidung durchringen können.

"Mich schockiert das", sagt Claas Rohmeyer, der für die CDU in der Kulturdeputation sitzt. Der geplante Umbau habe es am Mittwoch noch nicht einmal auf die Tagesordnung des Gremiums geschafft, obwohl das so angekündigt gewesen sei. "Uns läuft die Zeit davon", beschwert sich der Abgeordnete. Das Archivwesen gehöre zu den staatlichen Regelaufgaben und sei keine freiwillige Leistung wie zum Beispiel das Theater. Bremen habe die Pflicht, eine ordentliche Arbeit zu ermöglichen.

Baustart im Herbst wahrscheinlich

So unklar die Situation in der Kulturdeputation noch war und für weiteren Unmut gesorgt hat – so sicher scheint jetzt, dass dem Staatsarchiv beigesprungen wird. "Ich kann bestätigen, dass es eine Einigung gibt", erklärt auf Anfrage Matthias Makosch, Sprecher des Finanzressorts. Es werde jetzt eine entsprechende Vorlage erarbeitet, durch die Fachgremien geschickt und aller Voraussicht nach vom Senat beschlossen. Das geschehe alles noch rechtzeitig, um die festgesetzte Frist für die Bundesförderung einzuhalten.

Kommt es tatsächlich so, könnte im Herbst und Winter mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Es müssen Bäume gefällt werden, um die Baugrube herzurichten und dem Imre-Nagy-Weg eine neue Führung zu geben. Der Plan des Berliner Architekturbüros Bruno Fioretti Marquez sieht vor, dass auf dem Parkplatz neben dem alten Magazin gebaut wird. Ober- und unterirdisch entsteht in dem zwölf Meter hohen Gebäude eine Nutzfläche von 2500 Quadratmetern, auf der elf Kilometer Regal Platz haben. Innen wird das neue Magazin extrem nüchtern ausgestattet, hier folgt die Form der Funktion. Nach außen glänzt der Bau mit einem markanten und unregelmäßig gemauerten Backstein. Das Dach wird begrünt und mit einer Fotovoltaikanlage ausgerüstet. Als weitere Energiequelle dient Geothermie.

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