Brunnen sind ein steter Quell der Freude, aber auch des Ärgers. Peter Schulz kann ein Lied davon singen. Der Pressesprecher der Immobilien Bremen redet immerhin über 20 städtische Brunnen, die sich seit rund 15 Jahren in der Obhut der Anstalt des öffentlichen Rechts befinden – und an denen dauernd etwas zu richten und zu reparieren ist. Jüngst erst am Pferdebrunnen, der an der Obernstraße, Ecke Sögestraße, steht. Dort waren Düsen verstopft. Nicht von selbst. Das könnte zwar passieren, hätte Schulz aber gewundert.
"Der Klassiker sind Zigarettenkippen oder Kaugummis", sagt Schulz, "der Vandalismus macht vor gar nichts halt." Da ist das Problem am Pferdebrunnen der Obernstraße noch eines der geringeren gewesen. "Sind die Düsen verstopft, kommt das System durcheinander.“ Und andere Auslässe haben dann plötzlich mehr Durchlass zu bewältigen. In diesem Fall waren es die Dackelköpfe in der untersten Brunnenetage, die unbotmäßig unter Druck gerieten: Einer der vier spie unablässig über den Beckenrand der Hundetränke hinaus.
Die Kräfteverhältnisse sind inzwischen wieder hergestellt, das Plätschern hat zur Harmonie im Gleichklang zurückgefunden. Während ganz oben, auf der Vogeltränke, zwei bronzene Tauben thronen, machen die Pferdeköpfe an der Säule deutlich, dass sich auf Augenhöhe Gäule gütlich tun könnten. Wenn es denn welche gäbe in der Innenstadt. Die Bürger der Stadt und ihre Gäste können sich dort zur Erfrischung Hände und Unterarme benetzen. „Desto widerlicher ist es, wenn dann aufgeweichte Lebensmittelreste darin schwimmen“, sagt Peter Schulz und rät davon ab, Brunnenwasser zu trinken.
Zu den 20 Wasserspeiern, die Immobilien Bremen betreut, zählt auch der Rehbrunnen des Künstlers Ernst Gorsemann. Mehrere Mäzene hatten den Brunnen 1933 zum 80. Geburtstag des früheren Bürgermeisters Hermann Hildebrand gestiftet. Das Ensemble aus vier Bronzerehen, das seinen Platz nahe der Wallmühle hat, sei mehrfach Ziel zerstörerischer Übergriffe gewesen, sagt Schulz. Das seien unter anderem Farbschmierereien gewesen: „Einmal wurde sogar das kleinste der Rehe aus seiner Verankerung gerissen.“
Mehr als 40 Brunnen in der Stadt
Insgesamt gibt es wohl etwas mehr als 40 Brunnen in der Stadt. Manche sind Privateigentum, gehören Firmen. Die Auflistung der Kunst im öffentlichen Raum ist nach einem misslungenen Datentransfer vorübergehend nicht ganz vollständig auf der Homepage des Kultursenators. Beispielsweise fehlt der Brunnen von Bernd Altenstein am Domshof. In seiner Nachbarschaft steht und sprudelt Waldemar Ottos Neptunbrunnen Gischt. Immer wieder komme es vor, „dass es Leute witzig finden, da Waschmittel hineinzuschütten“, sagt Schulz. Solange dort die Lauge wabert, könne aber niemand in den Brunnen steigen. Die Reinigung koste jedes Mal 700 bis 800 Euro. Insgesamt gebe es ein Budget für Wartung, Reparaturen und die wöchentliche Nachschau von 90.000 Euro pro Jahr. Die Betriebskosten von rund 37.000 Euro jährlich für Strom und Wasser würden mithilfe von Sponsoren gestemmt.
Als der Bremer Tierschutzverein im Jahr 1900 den ersten Tiertränkebrunnen der Stadt stiftete und ihn an der Contrescarpe, Ecke Ostertorsteinweg, aufstellen ließ, gab es freilich noch keine Fußgängerzone, Pferde aber wohl. Aus Löwenmäulern strömt das Wasser ins Becken. Und noch heute funktioniert die Parterretränke, Schulz weiß das aus Erfahrung mit seinem eigenen Hund. Den Entwurf für den Brunnen lieferte 1899 der Juwelier Gerhard Lange. Nur ein einziger der Pferdebrunnen überstand den Zweiten Weltkrieg. Auf hartnäckiges Betreiben des Bürgervereins Östliche Vorstadt wurde das Exemplar, das aus der Aerzener Maschinenfabrik stammt, repariert und an seinem ursprünglichen Platz, schräg gegenüber dem Theater am Goetheplatz, wieder aufgestellt. Wer den Brunnen sucht, findet ihn inmitten des Biergartenmobiliars eines der Gastronomen dort.
Das gastliche Umfeld verhindert immerhin Schlimmeres, wie Unfälle, die wiederholt den Brunnen in der Fußgängerzone vom Sockel gerissen haben. Das gute Stück, ein Nachguss aus einer Berliner Bildgießerei, wurde 1974 gestiftet, als zweiter von heute fünf Pferdebrunnen der Stadt. Die Juweliere Brinckmann und Lange übergaben ihn anlässlich des 100-jährigen Bestehens ihres Geschäfts seiner Bestimmung und den Bürgern der Freien Hansestadt Bremen. „Vor ein paar Jahren“, erinnert sich Peter Schulz, „wurde der Brunnen von einem Lastwagen angefahren und aus der Verankerung gerissen.“ Ältere Bremer und das Archiv des WESER-KURIER wissen, dass dies längst nicht die erste Attacke auf den bronzenen Brunnen war: Bis 1990 war der Tierbrunnen in fünf Unfälle mit schweren Fahrzeugen eines Schaustellers, der Stadtreinigung und anderer verwickelt.
Weitere Nachgüsse der Pferde-, Vogel-, Hunde- und Löwenbrunnen entstanden in den Jahren 1975, 1977 und 1978. Der Reihe nach fanden sie ihren Ort am Wartburgplatz in Walle, an der Waller Heerstraße (seit 2006 auf dem Waller Dorfplatz) und Am neuen Markt, Ecke Westerstraße, in der Neustadt.