Im Bremer Süden registrierte die Polizei im Jahr 2017 deutlich weniger Straftaten als in den Jahren zuvor. Waren es im Vorjahr noch über 13 600 Delikte, sank die Zahl 2017 um etwa 3000 Fälle auf knapp 10 600 Straftaten. Das entspricht einem Rückgang von 22 Prozent.
Ein Drittel der rückläufigen Zahlen ist durch den Umstand zu erklären, dass die zentrale Aufnahmestelle für Geflüchtete von Obervieland nach Bremen-Nord verlegt worden ist. Denn besonders in den beiden Vorjahren haben sich in Obervieland viele Asylsuchende in den Erstaufnahmestellen in Habenhausen und Kattenturm registrieren lassen. Bei illegalem Grenzübertritt haben sie automatisch gegen das Gesetz verstoßen, und die entsprechende Straftat wurde für den Stadtteil in der Statistik vermerkt. Von zuletzt 1530 Fällen dieser Art in 2016 hat sich das um knapp 1000 Fälle auf etwa 560 in 2017 reduziert.
Als tatsächlichen Erfolg benennt Axel Schröder, Leiter des Einsatzdienstes Süd, hingegen den Rückgang an Wohnungseinbrüchen im Bremer Süden: „Diese Art von Delikten ist um 27 Prozent auf etwa 500 Fälle gesunken, das ist sehr erfreulich für uns und zeigt die Wirksamkeit unserer Schwerpunktarbeit in diesem Bereich“, so Schröder. Interessant: Fast die Hälfte der Einbrüche blieb im Versuchsstadium stecken.
„Wir beobachten, dass Hauseigentümer bereit sind, mehr Geld für die Sicherheit zu investieren“, berichtet dazu der Neustädter Revierleiter Volkmar Sattler. Aber auch die intensive Präventionsarbeit der Reviere im Quartier zeigt seiner Ansicht nach Wirkung. „Die Menschen verlassen nicht mehr so leichtfertig ein Haus mit gekipptem Fenster und nur zugezogener Haustür“, sagt Sattler. Auch die Bereitschaft, bei verdächtigen Beobachtungen den Notruf zu wählen, sei deutlich gestiegen. Als Reaktion auf eine kleine Einbruchserie im Neubaugebiet am Dammacker in Nähe des Werdersees habe die Polizei im Herbst mit intensiver Aufklärungsarbeit reagiert. „Innerhalb kürzester Zeit haben wir dort daraufhin Ruhe gehabt“, bilanziert der Revierleiter.
In Relation zur Einwohnerzahl ist es in Huchting deutlich ruhiger als in den anderen Stadtteilen links der Weser (65 Straftaten pro 1000 Einwohner). Der Stadtteil nimmt damit stadtweit den dritten Platz der unauffälligsten Reviergebiete hinter Horn-Oberneuland-Borgfeld (47) und Schwachhausen (58) ein. „Das entspricht nicht unbedingt dem Vorurteil, das manche Menschen gegenüber Huchting haben“, sagt Schröder. Im Reviergebiet Woltmershausen, wozu auch das Güterverkehrszentrum zählt, wurden 96 Straftaten pro 1000 Einwohner verübt. Dahinter folgen die Neustadt (94) und Obervieland (78).
Regelrecht „unauffällig“ ist der Bremer Süden in den Bereichen wie Taschendiebstahl, Körperverletzungsdelikten und Straßenraub. „Auf der Straße herrscht im Vergleich zum Vorjahr völlige Entspannung“, stellt Sattler fest. Taschendiebstahl spiele ohnehin eine untergeordnete Rolle in den Stadtteilen. Lediglich im Bereich von Spielotheken und einigen Gaststätten habe es wenige Vorfälle von Straßenraub gegeben.
Auch ein weiteres „Sorgenkind“ der Reviere links der Weser zeigt eine positive Tendenz: Der Diebstahl von teuren Autoteilen durch professionelle Banden ist spürbar weniger geworden. War zuletzt die Flughafennähe für Urlauber vermeintlich ein günstiger Parkraum abseits der Parkhäuser, so rächte sich das oftmals im Nachhinein. Bis zu 10.000 Euro Schaden richteten die Täter an hochwertigen Fahrzeugen an, um wertvolle Navigationssysteme, Schweinwerfer oder andere Autoteile zu entwenden. Solche Taten passierten 2017 deutlich seltener, so Schröder.
Bei Drogendelikten ist nur die Neustadt aufgrund ihrer innenstadtnahen Lage auffällig im Bremer Süden. Doch auch dort sind die Zahlen um etwa 30 Prozent gesunken. Ob das bedeutet, dass auch weniger Drogen im Umlauf sind, lässt sich aus den Zahlen jedoch nicht ableiten (siehe unten). Aber zumindest für die offene Drogenszene an der Neustädter Piepe am Buntentorsteinweg gibt Sattler Entwarnung: „Wir stellen dort keinen intensiven Drogenhandel mehr fest, wie es vor Jahren einmal war.“
Was die Statistik nicht sagt:
Die Zahlen stammen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik der Bremer Innenbehörde und sagen zunächst einmal nichts darüber aus, wie sicher ein Stadtteil tatsächlich ist. Zum einen kommt es darauf an, dass eine Straftat tatsächlich bekannt wird. Besonders bei Sexualstraftaten gibt es da eine hohe Dunkelziffer, weil die Opfer häufig keine Anzeige erstatten – besonders wenn der Täter aus dem privaten Umfeld stammt. Wohnungseinbrüche oder versuchte Wohnungseinbrüche, bei denen Sachschäden entstehen, werden hingegen nahezu immer von den Betroffenen angezeigt – zumal andernfalls die Versicherung nicht zahlt. Bei Drogendelikten kommt es wiederum ganz auf den Fleiß der Polizisten an, ob die registrierten Straftaten steigen oder sinken: Je mehr Drogendealer sie kontrollieren, desto mehr Fälle gibt es am Jahresende.
Auf die Erwähnung der "Aufklärungsquote" wurde an dieser Stelle verzichtet. Denn diese Angabe ist wenig aussagekräftig und hat mit dem tatsächlichen Ermittlungserfolg je nach Art der Straftat wenig zu tun. Sie sagt in der Statistik lediglich aus, ob die Polizei einen Tatverdächtigen ermitteln konnte oder vom Opfer gesagt bekommen hat. Bei Drogendelikten (siehe oben) ist sie dementsprechend hoch, auch wenn es später zu keinen Verurteilungen kommen sollte, weil beispielsweise die Beweislage zu dünn war.