Gesunken ist die Zahl der Straftaten im Bremer Südosten 2017 im Vergleich zum Vorjahr, und zwar um 7,8 Prozent. Das ergibt die jetzt auf Revier- und Stadtteilebene vorliegende amtliche Kriminalitätsstatistik der Polizei Bremen. In absoluten Zahlen bedeutet das in Osterholz, Hemelingen und der Vahr einen Rückgang um 824 Taten von 10 478 auf 9654. Nur im Einzugsbereich des Polizeireviers 61 in Hemelingen gab es unterm Strich einen leichten Anstieg um 44 Taten zu verzeichnen.
„Allerdings verteilt sich die Entwicklung natürlich unterschiedlich über die Deliktarten“, sagte Polizeioberrat Claus Möller bei der Vorstellung der Zahlen im Polizeipräsidium in der Vahr. So sind die Rauschgiftdelikte in Hemelingen beispielsweise rückläufig. Allerdings zählen Drogendelikte in der Statistik zu den sogenannten verfolgungsabhängigen Taten. Das bedeutet: Je mehr Drogendealer die Polizei kontrolliert, desto mehr Fälle gibt es auch am Jahresende.
Bei den anderen Delikten sieht es in Hemelingen hingegen schlecht aus: Entgegen dem allgemeinen Trend gibt es einen leichten oder sogar einen relativ hohen Zuwachs. Zum Beispiel bei den Wohnungseinbrüchen. Hier stieg die Zahl in Hemelingen 2017 im Vergleich zum Vorjahr von 126 auf 168 Fälle, rechnerisch eine Zunahme von rund 33 Prozent. In Osterholz sank die Zahl der Einbrüche hingegen um zehn Prozent, in der Vahr sogar um 20 Prozent. Auch in Relation zur Einwohnerzahl sieht es in Hemelingen mit 5,1 Einbrüchen auf 1000 Einwohner am schlechtesten aus, in Osterholz sind es 4,2 auf 1000 Einwohner, in der Vahr nur 3,7. Indes zählt auch jeder Einbruchsversuch in der Statistik mit. „Rund 44 Prozent werden aber erfolglos abgebrochen“, betont Möller.
Mit Blick auf die geringen Aufklärungsquoten bei dieser Deliktart, setzt die Polizei weiterhin vor allem auf Vorbeugung. „Das wirksamste Mittel gegen Einbrecher sind aufmerksame Nachbarn“, sagt Möller. Seien soziale Netze in der Nachbarschaft vorhanden, fallen ungebetene Besucher eher auf und würden auch häufiger gestört. „Mehr als zwei Minuten investiert ohnehin kaum ein Einbrecher, um in ein Objekt einzudringen.“ Mindestens so lange sollten Türen und Fenster dem Wirken der Straftäter standhalten.
Auf hohem Niveau verharrt die Zahl der Körperverletzungen. In Osterholz und der Vahr ist sie zwar gesunken, in Hemelingen wiederum gestiegen. Unterm Strich weist die Statistik einen leichten Rückgang um 57 Taten von 842 auf 785 aus. Lediglich rund zehn Prozent davon können als gefährliche Körperverletzung gelten, bei denen Waffen oder gefährliche Gegenstände verwendet wurden. Dazu zählt allerdings auch ein Stiefel, mit dem der Täter nach seinem Opfer tritt. „Die Hauptrolle spielen hier Beziehungstaten und häusliche Gewalt“, sagt Polizeihauptkommissar Udo Lankenau, zugleich Leiter des Polizeireviers Osterholz. Als bedenklich kann gelten, dass die Zahl der Körperverletzungen im Bremer Südosten höher ist als die Zahl der Fahrraddiebstähle – in anderen Teilen der Stadt trotz starken Rückgangs weiterhin ein Massendelikt mit hohen Fallzahlen. In Osterholz, Hemelingen und der Vahr ging die Zahl der gestohlenen Drahtesel entgegen dem Gesamttrend in Bremen nur leicht um 5,6 Prozent zurück. Am besten sieht es hierbei in der Vahr aus. Dort sank die Zahl der Fahrraddiebstähle im Vergleich zum Vorjahr von 184 auf 135 – prozentual entspricht das einem Rückgang von über 25 Prozent. Die häufigste Straftat im Südosten bleiben Autoaufbrüche und der Diebstahl von Autoteilen. Zwar sank die Zahl von 1340 auf 1212 Fälle, stadtweit gilt der Bremer Südosten bei diesem Delikt aber weiterhin als stark betroffen. Und nur in Hemelingen gibt es mehr Autoaufbrüche als im Vorjahr.
Bei allen Vergleichen: Die Zahlen der Kriminalstatistik sagen für sich genommen aus vielerlei Gründen wenig darüber aus, wie sicher ein Stadtteil tatsächlich ist. Zum einen kommt es darauf an, dass eine Straftat tatsächlich bekannt wird. Vor allem bei Sexualstraftaten gibt es eine hohe Dunkelziffer, weil die Opfer häufig keine Anzeige erstatten – besonders, wenn der Täter aus dem privaten Umfeld stammt. Fahrraddiebstähle, KFZ-Einbrüche, Wohnungseinbrüche oder versuchte Wohnungseinbrüche, bei denen Sachschäden entstehen, werden hingegen nahezu immer von den Betroffenen angezeigt – zumal andernfalls die Versicherung nicht zahlt.
Auch die häufig bemühte „Aufklärungsquote“ ist wenig aussagekräftig und hat mit dem tatsächlichen Ermittlungserfolg je nach Art der Straftat nur sehr wenig zu tun. Sie sagt in der Statistik lediglich aus, ob die Polizei einen Tatverdächtigen ermitteln konnte oder vom Opfer genannt bekommen hat. Ob es später durch eine klare Beweislage auch zu einer Verurteilung kommt oder der Tatverdächtige sich als schuldlos erweist, sagt die Statistik nicht. Bei Drogendelikten und Beziehungstaten wie etwa Körperverletzungen infolge häuslicher Gewalt ist die Aufklärungsquote dementsprechend hoch, bei Einbrüchen und Diebstählen erwartungsgemäß niedrig.