Die Pläne sind noch sehr vage, aber eine Skizze gibt es schon: Bremerhaven hat sich für seine Havenwelten nach Informationen des WESER-KURIER ein neues Großprojekt überlegt. Der Arbeitstitel heißt "Biodom". Präsentiert werden soll die Vielfalt von Fauna und Flora. Ziel ist die möglichst naturgetreue Nachbildung des weltweiten Ökosystems mit seinen Regenwäldern, Wüsten, Gewässern, Tundras, Mooren und vielen anderen Ausprägungen. Klimahaus und Zoo am Meer bekämen mit dem "Biodom" an ihrem Standort rund um den Hafen eine passende Ergänzung. Doch noch ist das Vorhaben dem Vernehmen weder politisch noch finanziell auf einem konkreten Weg.
Maßgeblich bei der Planung soll Heike Kück sein, Direktorin des Zoo am Meer. "Kein Kommentar", war ihre Antwort auf eine Nachfrage am Freitag. Das "Biodom" würde laut Skizze in Kücks unmittelbarer Nachbarschaft entstehen, auf einer Fläche, die heute am Neuen Hafen als Parkplatz benutzt wird. Autos könnten an dem Ort keine mehr abgestellt werden, auch vor dem "Biodom" nicht. Architektonisch nimmt der Komplex die Formensprache des Zoos auf, hinter den Steinquadern ragt ein riesiges Glasdach empor, Platz mutmaßlich für den Regenwald.
Biodom wäre einmalige Einrichtung in Deutschland
Die Einrichtung wäre einmalig in Deutschland. Es gibt zwar das "Biodom" in Esslingen am Neckar, dabei handelt es sich allerdings um ein vergleichsweise kleines Glashaus, in dem, umgeben von einer Gartenlandschaft, Hochzeiten gefeiert werden. Das "Biodom" wäre dagegen ein Projekt mit wissenschaftlichem, letztlich auch politischem Anspruch. Es ginge zu einer Zeit an den Start, die von einem eklatanten Artensterben geprägt ist.
Nach UN-Angaben verschwinden täglich rund 130 Tier- und Pflanzenarten von der Erdoberfläche. Annähernd eine Million von geschätzten acht Millionen Arten sei bedroht. "Wir sind dabei, unseren selbstmörderischen Krieg gegen die Natur zu verlieren", hatte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, im Oktober zum Auftakt der Weltnaturkonferenz im chinesischen Kunming gesagt. Ausgehend von der Konferenz soll in diesem Frühjahr ein Rahmenabkommen abgeschlossen werden, in dem fast 200 Staaten ihr Bemühen zusichern, bis zum Jahr 2030 etwa 30 Prozent der Fläche an Land und im Meer unter Schutz zu stellen und die Ausgaben für den Artenschutz innerhalb eines Jahrzehnts auf umgerechnet 173 Milliarden jährlich zu steigern.
Vor diesem Hintergrund könnte das geplante "Biodom" in Bremerhaven ein Ort sein, an dem verschiedene Szenarien der Naturentwicklung simuliert werden. Die Forschung bekäme so möglicherweise neue Erkenntnisse über die Wechselwirkungen in einem gestressten Ökosystem. Gleichzeitig soll die Öffentlichkeit erreicht werden, möglichst viele Besucherinnen und Besucher, die sich ein Erlebnis erhoffen, Unterhaltung, bei denen auf diesem Wege aber auch die Sensibilität für die Bedrohungslage geweckt werden könnte.
National gibt es für das "Biodom" kein Vorbild, wohl aber international: Das "Biodome" im kanadischen Montreal bietet vier Ökosysteme unter einem Dach. Es wurde vor 30 Jahren im Gebäude einer ehemaligen Radrennbahn errichtet und nach jahrelanger Sanierung, die 25 Millionen Dollar gekostet hat, im Februar 2021 wiedereröffnet. Auf vier Stockwerken können die Besucher unterschiedliche Naturräume erkunden, darunter den nördlichen Ahornwald und die subantarktischen Inseln. Im "Biodome" leben knapp 5000 Tiere, die für 230 Arten stehen.