Meret Hennemann schützt sich vor dem plötzlichen Regenschauer. Sie sitzt im Zelt, um sie herum wird geredet und gelacht. Ihre Haare hat sie unter einer Kappe versteckt, eine blonde Strähne schaut hervor. Über ihrer nassen Regenjacke trägt sie eine Warnweste. Trocken werde die Jacke heute wahrscheinlich nicht mehr, sagt sie. Immerhin trägt sie Gummistiefel. Die 26-Jährige sitzt da und trinkt ihren Kaffee, wartet, bis der Regen nachlässt. Ab und zu dreht Hennemann an dem Schalter ihres Walkie-Talkies, raucht eine Zigarette. Wenn sie über Funk eine Stimme erreicht, hört sie genau hin. „Ist Arndt schon weg?“, fragt sie dann in Richtung des Containers. Oder: „Sind die Dixi-Klos jetzt da?“.
Es ist Montag. Endspurt, die Breminale beginnt in zwei Tagen. Seit früh am Morgen ist Hennemann am Deich. Sie ist Teil des Produktionsteams. Eigentlich leitet die 26-Jährige die Spendencrew des Festivals. Doch bevor Besucher kommen und spenden können, müssen die Zelte aufgebaut werden, das Gelände vorbereitet und die Toiletten aufgestellt sein. Bauzäune müssen montiert, Löcher gegraben, Wasser und Strom verlegt werden. Schon am Freitag ist das Team mit dem Produktionscontainer auf den Deich gezogen.
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Eigentlich studiert und arbeitet Hennemann in Hamburg. Doch im Juli kehrt die gebürtige Bremerin an die Weser zurück, um beim Festivalaufbau zu helfen. Jedes Jahr, inzwischen zum vierten Mal. Sie ist eine von mehr als 150 Freiwilligen. Eine von vielen, von denen das Gelingen des Festivals abhängt. Eine von denen, die sich mehrere Tage im Jahr Urlaub nehmen. Für eine kleine Entschädigung arbeitet Hennemann zehn bis zwölf Stunden auf dem Deich, um ein Festival auf die Beine zu stellen, das sie dann selbst nicht besucht.
Leicht hat es die Festivalbranche in ganz Deutschland nicht. Es fehlt nicht nur an Geld, sondern auch an Nachwuchs. Der Mangel an Freiwilligen hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Während der pandemiebedingten Zwangspause haben viele Helferinnen und Helfer die Branche verlassen, oft dauerhaft, um sich krisensicheren Berufen zuzuwenden. Die Arbeit ist hart, das weiß auch Hennemann. Gerade kleinere Festivals können es sich nicht leisten, die Helferinnen und Helfer zu bezahlen.
Austausch gegen den Freiwilligenmangel
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, geht Bremen mit einem Nachwuchsprojekt voran. „Into:music“ soll Menschen den Weg in die Festivalbranche erleichtern: auf, hinter und vor der Bühne. Den Auftakt bildet um 16 Uhr am Sonnabend, 12. Juli, der „Freiwilligen-Mixer“. Bei der Pappinale-Krakinale können sich Interessierte mit Freiwilligen und den Macherinnen und Machern der Bremer Festivals austauschen und vernetzen. Die Initiative geht auf die Bremer Musikverbände Musikszene, Pop Office und Clubverstärker zurück. Die Breminale selbst spüre den Nachwuchsmangel bisher kaum, berichtet der künstlerische Leiter Jonte von Doellen.
Wie Hennemann weiß, muss die Produktionscrew nicht von Neuem überzeugt werden. Die Helferinnen und Helfer kommen, einige bereits seit 20 Jahren. Was sie antreibt? „Das Team“, sagt Hennemann. „Klar, wir ackern bis zu zwölf Stunden am Tag, aber die Stimmung hier ist einfach gut.“ Das Team sei klein, die meisten kämen jedes Jahr wieder. Sie alle kämen aus unterschiedlichen Bereichen, das mache die Truppe so interessant.
Auch persönlich habe sie die Arbeit weitergebracht. Sie habe ihre Komfortzone verlassen, Handwerkliches gelernt und Einblicke in die Planung gewonnen. Vom Festival selbst bekomme sie kaum etwas mit. Doch wenn sie am Sonnabend oben am Deich steht, die Breminale rappelvoll ist und die Musik bis nach oben klingt, dann sagt sie: „Man sieht, dass alles geklappt hat. Dann ist da so ein Glücksgefühl.“ Und denkt sich: „Das ist es wert.“