Bereits zum 17. Mal moderiert Anneke ter Veen "Budder bei die Fische". Die Bremer Talk-Sendung soll für Werte wie Menschlichkeit und Authentizität stehen.
Als Anneke ter Veen pünktlich um 19 Uhr die Bühne betritt, da ist die Stimmung im Publikum bereits bestens. 35 Gäste passen in das denkmalgeschützte Gemäuer des „Stadtwirt“. Es ist klein, es ist kuschelig, aber das passt zur Show „Budder bei die Fische – Der Ter Veen Talk“, die hier einmal im Monat aufgezeichnet wird. Und Anneke ter Veen ist Moderatorin und Produzentin zugleich.
Drei Stunden vorher ist das Team der Sendung dabei, das Licht und die drei Kameras auszurichten, sie platzieren die Tische und Stühle kamerafreundlich und regeln den Ton. „Das ist mir wichtig, dass wir alle mit anpacken, wir sind ein Team“, sagt Gastgeberin Anneke ter Veen, während ihre Assistentin Gabriele Schuldt-Segner durch die Location geht und die Plätze zählt, denn die sind knapp. „Wir bitten darum auch um vorherige Anmeldung, denn dann hat man auch garantiert einen Sitzplatz“, weiß ter Veen aus Erfahrung zu berichten. 16 Sendungen liefen bereits, heute wird die 17. aufgezeichnet. Anfänglich zeichnete das achtköpfige Team zwei Sendungen pro Abend auf, um einen Überhang zu produzieren.
„Wir brauchten das, um zuverlässig die 13 Lokalsender zu beliefern, wenn mal ein Gast zum Beispiel wegen Glatteis ausfällt“, erzählt Anneke ter Veen, „das macht zwar Spaß, ist aber mega-anstrengend – danach bräuchte ich erst mal zehn Magnesium-Tabletten“ sagt sie lachend.
Sendung stehe für Menschlichkeit und Authentizität
Zu jedem Talk lädt die routinierte Fernsehfrau einen Gast ein: Ein Gesichtsleser war darunter, ein ehemaliger Werder-Manager und UN-Generalsekretär für Sport oder auch ein trockener Alkoholiker. „Es kommen Menschen hierher, die etwas zu sagen haben und die Experten auf ihrem Gebiet sind“, erläutert ter Veen das Konzept der Sendung.
„Ich finde, dass heutzutage falsche Vorbilder etabliert werden. Ich möchte dagegen neue Vorbilder zeigen, die inspirieren und nicht Shopping-Queens oder Dschungelcamp-Bewohner, die Krokodilhoden futtern.“ Daher stehe ihre Sendung für Werte, für Menschlichkeit, Wertschätzung, Authentizität und Ehrlichkeit, „und gegen Trash- und Verarschungs-TV. Mein Ziel ist, dass die Zuschauer mal schmunzeln und lachen und was mitnehmen, was sie vorher noch nicht wussten und was sie inspiriert.“
Und nicht nur sie und ihre Sendung, sondern auch ihre Crew steht für diese Werte ein. So sehr, dass alle das Projekt freiwillig unterstützen, um das Konzept umzusetzen. „Ich bin reich, ich bin beschenkt von all den Menschen“, sagt Anneke ter Veen dazu. Zu den Menschen, die sie beschenken, zählt auch Delia Nordhaus, eine Künstlerin, die das „Budder bei die Fische“-Logo plastisch auf einer weißen Leinwand verewigt hat und das bei jeder Sendung im Zuschauerraum hängt. Und dazu zählt auch der Stadtwirt-Betreiber, der die Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung stellt und sogar den eigens zur Sendung von ter Veen entwickelten Cocktail, den „Fish Juice“, zubereitet.
Finanzierung komplett aus eigener Tasche
Und dann auch noch die Menschen, die ihr Beträge über ein Crowdfunding-Konto zukommen lassen. Keiner verdient an den Sendungen etwas, ter Veen finanziert sie zurzeit noch komplett aus eigener Tasche, sogar das Catering für das Team, „alles vom Markt, alles Bio“, wie sie betont. „Ich würde mich sehr über einen Sponsor freuen, dem unsere Werte ebenfalls wichtig sind, das wäre toll“, sagt Anneke ter Veen.
Unterdessen hat Lichttechniker Rainer Heynken die Beleuchtung ausgerichtet und die Kameramänner Frank Bekuhrs und Steffen Rühl ihre Stative platziert. Tonmann Mike Rostowski regelt inzwischen den Ton, denn die Gesprächspartner von Anneke ter Veen sind eingetroffen: Zwei sind es dieses Mal, sie heißen Stephan Brockhoff und Klaus Panreck und sind Steuerberater und Coaches für Persönlichkeitsentwicklung aus Münster. Sie haben ein Buch mit dem Titel „Menschlichkeit rechnet sich – Warum Wertschätzung über den Erfolg von Unternehmen entscheidet“ geschrieben und wollen in der Sendung über ihre Erfahrungen berichten.
Sie werden verkabelt, von der Assistentin abgepudert und von „Budder bei die Fische“-Fotografen Frank Teichmann, genannt „TeiCon“, abgelichtet. Und auch der Musiker ist nun da, Thore Wittenberg aus Osnabrück wird mit Gitarre und Gesang zwei Lieder vortragen. Seit sechs Jahren macht der 20-Jährige Musik auf der Bühne, erst in Punkbands, seit eineinhalb Jahren solo. Auch er erhält Puder, Beleuchtung und Ton, dann trudeln die Zuschauer ein, Warm Upper „Tom Bola“ hat seinen Einsatz und Anneke ter Veen nimmt am Tresen Platz, ihr gegenüber die Gesprächspartner.
Zufrieden mit der Sendung
„Wie führt man denn nun menschlich?“, möchte sie von Stephan Brockhoff wissen. „Einen Blick für andere haben und wichtig ist auch, Sachen von Personen zu trennen. Das eine ist die Handlung, die daneben gegangen ist, das andere ist die Person“, sagt er und Klaus Panreck ergänzt: „Empathie und Einfühlungsvermögen muss ein Chef entwickeln, um menschlich führen zu können.“ Das wirke sich dann auch auf die Menschen und das Betriebsklima aus: „Zufriedene Mitarbeiter sind durchschnittlich zwei bis drei Tage im Jahr krank, unzufriedene Mitarbeiter zehn Tage, das rechnet sich.“ Dazwischen Musik und „Drei wilde Wörter“: Was bedeutet eigentlich das Wort „Bullös“?
Nach der Sendung ist Anneke ter Veen zufrieden: „Das war ein erfolgreicher Abend, eine gute Sendung mit guter Stimmung“, findet sie, während ihr Team bereits das Equipment wieder einpackt und die Zuschauer das Stadtwirt-Gemäuer wieder verlassen und ihren freiwilligen Beitrag in das bereitstehende Sparschwein werfen.