Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Veranstaltungsreihe „Cook nicht weg“ Bürgerstiftung bringt Bremer und neu Zugewanderte zusammen

„Cook nicht weg“ heißt eine Veranstaltungsreihe der Bremer Heimstiftung. Bei der Premiere haben im Containerdorf für Flüchtlinge an der Arberger Heerstraße Bewohner und Nachbarn gemeinsam gekocht, um auch dabei ins Gespräch zu kommen.
21.09.2015, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Bürgerstiftung bringt Bremer und neu Zugewanderte zusammen
Von Frauke Fischer

Schmecken Grillwürstchen zu Rote-Beete-Salat mit Minze? Passt ungarisches Gulasch besser zum gedeckten Apfelkuchen oder zur Spinattasche? Solche Fragen spielten am Sonntag in Arbergen absolut keine Rolle – obwohl das große Angebot an verschiedenen Lebensmittelspenden sie nahegelegt hätte. Im grünen Containerdorf für Flüchtlinge an der Arberger Heerstraße wurde nämlich geschnibbelt, gekocht und gegrillt, damit Nachbarn und Bewohner über das gemeinsame Vorbereiten und Essen ins Gespräch kommen konnten. Zur Premiere ihrer Veranstaltungsreihe „Cook nicht weg“ hatte die Bürgerstiftung Bremen dazu aufgerufen. Das Motto „Gemeinsam am Feuer“ führte große und kleine Menschen aus vieler Herren Länder zusammen.

Amad und Ahmed standen zu Beginn noch ein bisschen unschlüssig zwischen den aufgebauten Zelten und Gartentischen. Doch im Laufe des Nachmittags sollten auch die beiden jungen Männer aus Ägypten ein bisschen ins Gespräch kommen. Amad ist 18 und ist, wie er erzählt, seit einem Jahr in Deutschland, jetzt lebt er im Containerdorf in Arbergen. Sein Deutsch ist noch nicht so gut, dass er alles verstehen oder sagen könnte, was er möchte. Doch der sieben Jahre ältere Ahmed Mosé kann übersetzen. Er lebt in Bremen-Burg in einer eigenen Wohnung, erzählt er. Am Freitag ist er zum ersten Mal nach Arbergen gekommen, um in dem dort angelegten Kulturgarten zu helfen. Seit März wird dort gesät, gepflanzt und gejätet, und zwar gemeinsam. Marie Beneke hat das angeleitet. Jeden Freitagmorgen ab 11 Uhr ist der Garten offen für alle, die gemeinsam gärtnern und Kaffee trinken möchten. Ahmad hat der erste Besuch gut gefallen. „Ich möchte viel Deutsch lernen. Ich bin Maler und ich arbeite gern im Garten“, sagt er.

Tursum hat er im Garten kennengelernt. Die 18-jährige Schülerin aus Mahndorf möchte dort ebenfalls öfter mal mithelfen. Vor 15 Jahren, erzählt sie, sei ihre Familie aus Kasachstan nach Bremen gekommen. Vor dem Engagement in Arbergen hat sie bereits eine Familie betreut und mit den Kindern Deutsch geübt, im Gegenzug Russisch gelernt. „Von diesen Begegnungen haben beide Seiten etwas“, sagt sie.

Dass sich über das gemeinsame Tun Beziehungen entwickeln, entspricht genau dem, was sich Sabina Schoefer und Hans-Christoph Hoppensack von der Bürgerstiftung gemeinsam mit der Köchin Luka Lübke überlegt haben. „Wir wollen auf diese Weise Menschen zusammenbringen“, sagt Schoefer. Das sind an diesem Sonntag Bremerinnen und Bremer mit den neu Zugewanderten im Containerdorf. Bei weiteren Veranstaltungen könnten es auch jüngere und ältere Menschen in anderen Nachbarschaften sein, die gemeinsam kochen und essen.

Luka Lübke hat derweil in der provisorischen Küche im schwarzen Zelt alle Hände voll zu tun. Da sind die Gemüsespieße, für die Larissa, Wiebke und andere freiwillige Helfer draußen Paprika, Tomaten, Möhren und anderes Gemüse geschnitten haben. Da sind die Stiegen mit frischen Pilzen und die Rote-Beete-Würfel, die verarbeitet werden wollen. „Wir haben Berge von Spenden bekommen“, sagt die Initiatorin, die mit befreundeten Köchen ans Werk gegangen ist.

Innerhalb von zwei Wochen ist auf dem Freigelände am Containerdorf auch eine Jurte entstanden. Oliver Schmid gehört zu den Ehrenamtlichen, die das Projekt auf den Weg gebracht haben. Auch er hat festgestellt, dass sich über die informellen Begegnungen beim Handwerkern Beziehungen entwickeln können. Die Verständigung klappt offenbar. „Deutsch ist hier im Garten vielen geläufig“, sagt Schmid. Und was nicht mit Worten erklärt werden konnte, ließ sich beim Machen zeigen. Für die Jurte nun, die auch bei schlechterem Wetter als Begegnungsstätte funktionieren soll, sucht er noch weitere Holzkisten und Sitzkissen, damit es drinnen gemütlicher wird. Im Winter dann, so wünscht er sich, müsste jemand am besten eine Halle in der Umgebung für die Zwischenlagerung anbieten.

Wenn es um Begegnungen mit Flüchtlingen geht, haben Gabi Fittschen und Hans Reimers schon Erfahrungen gesammelt. Die Bremerin aus Walle betreut Kinder im Flüchtlingsdorf an der Nordstraße. Und sie kümmert sich mit Hans Reimers um einen Flüchtling, der bislang noch von seiner Frau getrennt leben muss, weil beide in verschiedene Lager in Deutschland kamen.

Ulla Bussius ist mit einem festen Ziel nach Arbergen gekommen: „Ich habe mir schon lange überlegt, wie man Kontakt bekommen kann, um zu helfen.“ Vom Grillfest in Arbergen hat sie sich einen solchen Kontakt erhofft. Doch wen soll man fragen, wie geholfen werden kann? Ein Ansprechpartner, eine Ansprechpartnerin wäre der Bremerin lieb.

Am einfachsten ist es offenbar für die Kinder, das bunte Angebot mit Band- und Chorauftritt zu genießen. Sie lassen sich ihre Becher immer wieder mit Saft und Mineralwasser auffüllen, um dann neugierig zwischen Tischen und Ständen herumzuspringen.

„Dies ist ein Anfang“, sagt Sabina Schoefer. Sie freut sich, wenn Menschen weitere Ideen entwickeln, Angebote machen oder spenden möchten und das der Bürgerstiftung mitteilen: www.buergerstiftung-bremen.de.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)