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Car-Sharing in Bremen Cambio mustert Automatik-Wagen aus

Bremen. 'Ich dachte, mich trifft der Schlag', berichtet Volker Koch. Per Rundschreiben teilte ihm der Bremer Autoteiler Cambio mit, dass er alle Automatik-Wagen abgeschafft habe. Der Bremer, seit 16 Jahren überzeugter Teilnehmer am Car-Sharing, ist wegen einer Behinderung auf Fahrzeuge ohne Kupplung angewiesen.
09.08.2010, 17:02 Uhr
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Von Volker Junck

Bremen. 'Ich dachte, mich trifft der Schlag', berichtet Volker Koch. Per Rundschreiben teilte ihm der Bremer Autoteiler Cambio mit, dass er alle Automatik-Wagen abgeschafft habe. Der Bremer, seit 16 Jahren überzeugter Teilnehmer am Car-Sharing, ist wegen einer Behinderung auf Fahrzeuge ohne Kupplung angewiesen.

Nun fühlt er sich ausgegrenzt und in seiner Mobilität stark eingeschränkt. Die drei bisher vor seiner Haustüre beim Gesundheitsamt an der Horner Straße abgestellten Opel Corsa sind weg. Sie waren mit einem elektronisch gesteuerten Getriebe ausgerüstet und ließen sich wahlweise automatisch oder mit Schalten bewegen.

Am meisten ärgert Koch die Begründung von Cambio, man habe keinen den Ansprüchen genügenden Ersatz für die ausgemusterten Corsa gefunden. 'Jeder Autobauer hat doch ein entsprechendes Modell in seiner Palette,' meint der technisch versierte Pensionär. Das sieht Cambio-Geschäftsführerin Kerstin Homrighausen anders. Man habe sich auf dem Markt umgeschaut und Erfahrungen mit anderen Standorten im europäischen Cambio-Verbund getauscht. Nun werde die Flotte - vor allem mit Blick auf den geringen CO2-Ausstoß - auf Ford Fiesta mit Schaltgetriebe umgerüstet.

15 Neuwagen pro Jahr

Das Bremer Vorzeige-Projekt auf der Weltausstellung in Shanghai muss seine Flotte von derzeit 145 Wagen ständig erneuern. Die am meisten gebuchten Kleinwagen werden alle drei bis vier Jahre mit etwa 100000 Kilometern auf dem Tacho ausgetauscht. 'Da die Hersteller immer neue Modelle präsentieren, müssen wir ebenfalls flexibel reagieren', erklärt Kerstin Homrighausen. Zehn bis 15 Wagen würden allein in Bremen und Bremerhaven pro Jahr ausgetauscht. Da könne man keine langen Lieferfristen für Sondermodelle einplanen, was bei 150 Wagen pro Jahr im Verbund auch einen Deal mit VW verhindert habe.

Bisher, so Homrighausen, hätten sich zehn Betroffene an die Geschäftsstelle an der Humboldtstraße gewandt. Das habe den Druck verstärkt, eine Entscheidung über die Anschaffung neuer Automatik-Wagen zu treffen. Die Wahl ist auf den Opel Combo gefallen, von dem nach Auslieferung bis September je ein Modell im vorderen Schwachhausen und in der Neustadt geparkt wird. Für sie sind längere Ausleihfristen derzeit tabu. Damit wollen die Cambio-Verantwortlichen erreichen, dass die Autos möglichst oft genutzt werden können. Für Kritiker Koch ist das viel zu wenig. Er befürchtet, dass beim ständig expandierenden Cambio-Unternehmen - bis 2020 sollen es in Bremen 20000 Mitglieder werden - die wirtschaftlichen Aspekte immer stärker werden und soziale Ansprüche, die in der Anfangsphase des Projekts eine große Rolle gespielt hätten, in den Hintergrund gedrängt werden.

Dem widerspricht die Geschäftsführerin energisch. 'Wir wollen doch niemanden ausgrenzen'. Das Problem: Es gebe keine Daten darüber, wie viele Mitglieder wegen Behinderung überhaupt auf Automatik angewiesen seien. Eine online-Umfrage habe auch keine Aussage dazu ergeben, ob eher Kleinwagen oder größere Modelle gewünscht würden. Nun werde man abwarten, wie die beiden Opel Combo angenommen werden und bei Bedarf weitere bestellen. Homrighausen: 'Wir wären doch blöd, wenn wir dieses Potenzial nicht nutzen würden.'

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